Tschechische Delegation trifft Mitglieder des Verfassungsausschusses
Wien (pk) - Eine Delegation des Ausschusses für Öffentlichen Dienst und regionale Entwicklung
des tschechischen Abgeordnetenhauses unter Leitung von Stanislav Polcák durfte Verfassungsausschuss-Obmann
Peter Wittmann (S) am Vormittag des 18.10. im Hohen Haus begrüßen. Im Rahmen eines gemeinsamen Arbeitsgesprächs,
an dem sich auch die Nationalratsabgeordneten Otto Pendl (S), Karl Donabauer (V) und Werner Herbert (F) beteiligten,
befasste man sich vor allem mit Fragen betreffend den öffentlichen Dienst. Besonders interessiert zeigte sich
die tschechische Delegation dabei an der Stellung der StaatsbeamtInnen in Österreich.
Abgeordneter Otto Pendl (S) kam auf die Historie des öffentlichen Dienstes in Österreich und einige in
diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzende Herausforderungen zu sprechen. Vor solche stellten seines Erachtens
nicht nur das Senioritäts- und Vorbildungsprinzip, sondern auch die Bemühungen in Hinblick auf die Ausarbeitung
eines modernen und zeitgemäßen Dienst- und Besoldungsrechts unter Berücksichtigung der Spezifika
der jeweiligen Berufsgruppen.
F-Mandatar Werner Herbert knüpfte an diese Ausführungen an und beleuchtete die spezifischen Probleme
des öffentlichen Dienstes. Hierzu zählen ihm zufolge etwa die Überalterungstendenz in einigen Berufsgruppen,
der Wandel der Behördenverwaltung, der mit einer Vermehrung der Kosten einhergehe, und das stetige Anwachsen
von Informationssystemen, das den Datenschutz wieder in den Fokus rücken müsse. Interessiert zeigte sich
Herbert außerdem an den Erfahrungen Tschechiens mit seinem Berufsheer.
Abgeordneter Karl Donabauer (V) zeigte sich ob des guten Gesprächsklimas zwischen Tschechien und Österreich
erfreut und interessierte sich für die tschechische Wahrnehmung der Europäischen Union, die budgetäre
und arbeitsmarktpolitische Situation des Nachbarlandes sowie die angestrebte Erhöhung des Pensionsantrittsalters.
Der Obmann des Ausschusses für Öffentlichen Dienst und regionale Entwicklung des tschechischen Abgeordnetenhauses,
Stanislav Polc(ák, zeigte sich erfreut über die Möglichkeit eines derartigen Erfahrungsaustausches
und stand den interessierten Mandataren Rede und Antwort. Was das Thema Berufsheer anbelange, sei er zwar kein
Experte, doch halte er die in Tschechien lange über das Für und Wider einer solchen Entscheidung geführte
Diskussion für grundsätzlich beendet. Selbst die Bedenken der Gemeinden in Hinblick auf etwaige Probleme
im Bereich Katastrophenhilfe hätten sich seiner Auffassung nach zerstreut. Die Einführung eines integrierten
Rettungssystems, das die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Militär im Rahmen des Katastrophenschutzes
bündle, habe den Einsatz von Grundwehrdienern weitgehend ausgeglichen, zeigte er sich überzeugt. Die
tschechische Abgeordnete Zden(ka Horníková verwies in diesem Zusammenhang allerdings auf die aktuelle
Diskussion betreffend Liquidierung tschechischer Armeeübungsplätze, die mit einem nicht zu unterschätzenden
finanziellen und personellen Mehraufwand verbunden sei und auch weitreichende Konsequenzen für die dort ansässige
Bevölkerung zeitigen werde.
Was die Haltung Tschechiens gegenüber der EU anbelange, so habe man sich – nach einer "Phase des nationalen
Stolzes" – daran gewöhnt, Teil dieser Föderation zu sein, erläuterte Polc(ák. Die diesbezüglich
kritischen Stimmen wären derzeit nicht allzu laut zu vernehmen, da man als Nicht-Mitglied der Euro-Zone keine
unmittelbare Betroffenheit von der Finanzkrise verspüre. Was das tschechische Budgetdefizit anbelange, habe
man außerdem gute Zahlen vorzuweisen. Die Beschäftigung präsentiere sich, langfristig betrachtet,
konstant. Man liege demnach bei einer realen Arbeitslosigkeit von 6%. Für problematisch hielt Polc(ák
allerdings die ungleiche regionale Betroffenheit von diesem Phänomen: Vor allem Nordböhmen und Nordmähren
hätten, wie er ausführte, stark mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen.
Die von Donabauer angesprochene Anhebung des Pensionsalters habe das tschechische Parlament mit den Stimmen der
Regierungsfraktionen angenommen. Als Zeithorizont für die Erreichung dieses Ziels habe man 20 Jahre ins Auge
gefasst, informierte er. |