Universität Innsbruck präsentiert neues Organisationsmodell zur LehrerInnenausbildung   

erstellt am
18. 10. 11

Innsbruck (universität) - Mit der School of Education – der Einrichtung einer bundesweit neuen Fakultät – positioniert sich die Universität Innsbruck innerhalb eines internationalen Kreises und schlägt damit einen neuen Weg in der LehrerInnenbildung ein.

„Wenn die LehrerInnenbildung nach Angaben des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur an einem Ort gebündelt werden soll, kann dies in Tirol wohl nur an der Universität Innsbruck stattfinden. Natürlich nur dann, wenn sich die Universität klar zum Lehramt bekennt - wir tun das heute zum wiederholten Mal - und eigene Strukturen dafür hat bzw. schafft“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Tilmann Märk, geschäftsführender Rektor und Vizerektor für Forschung der Uni Innsbruck. Ergänzend fügt Märk hinzu, dass „es evident ist, dass die Universität Innsbruck bereits seit vielen Jahren entsprechende Kompetenzen aufgebaut hat, und über die notwendigen Infrastrukturen und die erforderliche Administration verfügt, um eine derartige Aufgabe zu bewerkstelligen.“ Die Universität Innsbruck hat vor allem in den letzten Jahren sehr viel im Bereich der LehrerInnenbildung geleistet. „Mit dem Zentrum für LehrerInnenbildung haben wir gezeigt, dass die Aus- und Weiterbildung von LehrerInnen für die Uni Innsrbuck von Bedeutung ist und man dafür Hand anlegen und Strukturen schaffen muss“, so ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Margret Friedrich, Vizerektorin für Lehre und Studierende der Uni Innsbruck. Unter anderem wurden zur organisatorischen Stärkung auch eine Stabstelle für Lehramt beim Vizerektorat für Lehre und Studierende und ein Regionales Fachdidaktikzentrum für Naturwissenschaften West gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule eingerichtet.

School of Education
Der Aufgabe, für eine Aus-, Fort- und Weiterbildung der LehrerInnen zu sorgen und sie für die Praxis im Schulalltag vorzubereiten, hat sich die Universität Innsbruck bereits in den letzten Jahren intensiv gestellt. Da sie auch in Zukunft eine optimale Ausbildung der LehrerInnen garantieren will, präsentiert die Uni Innsbruck ihr Angebot einer Neuorganisation der LehrerInnenbildung, die auf der Einrichtung einer neuen Fakultät, der School of Education, basiert. Das Modell der School of Education stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum und bildet ein neues Strukturmodell, das als Ganzes stärker an der gesellschaftlichen Relevanz der Berufsfähigkeit von LehrerInnen orientiert ist. „Die Universitäten haben das Potenzial, für die Lehrerbildung gute Programme anzubieten und tun dies auch schon laufend, da sie keineswegs nur Orte der Theorie, sondern auch Orte einer interessanten und immer wieder neu entstehenden Praxis sind. Dass sich die Universität zur höchst verantwortungsvollen Aufgabe der Lehrerbildung auch bekennt, zeigt sich an der Initiative der Universität Innsbruck, unter dem Leitmotiv der Professionalisierung von Pädagoginnen und Pädagogen eine School of Education zu gründen und damit ein Konzept für Lehrerbildung vorzulegen, das auf vorhandene Potenziale der Universität zurückgreift, aber auch zukunftsorientierte Felder zu eröffnen sucht“, so Univ.-Prof. Dr. Ilse Schrittesser vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung und Zentrum für LehrerInnenbildung

Forschung steht an erster Stelle
Die Ansprüche an die Position einer LehrerIn haben sich verändert. Da den LehrerInnen in der Qualität des Bildungssystems eine zentrale Rolle zukommt, müssen sie sowohl bei den Fachinhalten als auch fachdidaktisch und pädagogisch auf dem aktuellen Forschungsstand sein. „An der Uni Innsbruck wurde Forschung schon immer groß geschrieben. Veranstaltungen wie ‚Die lange Nacht der Forschung’, ‚Sparkling Science’ oder die ‚Woche der Physik’, die an der Uni Innsbruck stattfinden, weisen auf die enorme Relevanz von Forschung hin und veranschaulichen zudem das soziale Interesse dafür. Die PädagogInnen sind die BildungsarchitektInnen der Zukunft und brauchen die bestmögliche Qualifikation. Es ist uns daher wichtig, Lehrpersonen auszubilden, die in einem forschungsintensiven Umfeld studiert haben“, begründet Friedrich den Forschungsschwerpunkt der Uni Innsbruck

Schwerpunkt MINT-Fächer
„Die meisten Staaten haben erkannt, dass man sich global nur durchsetzen kann, wenn man das geistige Potential seiner Bevölkerung so gut wie möglich entwickelt. Im Besonderen trifft das auf die MINT Fächer zu, die derzeit immer noch nicht genügend häufig gewählt werden“, erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. Gregor Weihs vom Institut für Experimentalphysik und Vorsitzender des Zentrums für LehrerInnenbildung. Um die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technologie voranzutreiben, benötigt die Gesellschaft außerordentliche junge Studierende mit Neugierde, profundem Wissen und tiefgründigem Interesse an Forschung und Wissenschaft. Es ist deshalb sehr wichtig, akademische Ausbildungen, verstärkt in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, zu forcieren. Dadurch werden die Jobaussichten erheblich verbessert und eine sichere Zukunft sowohl aus studentischer als auch aus sozialer Sicht geschaffen. „Unsere eigene Erfahrung als Wissenschaftler und akademische Lehrer zeigt eindeutig, dass die Berufs- und Studienwahl stark von den Erfahrungen im Schulunterricht abhängen. Spannender Unterricht motiviert für das Fach, und dieser wiederum kann nur von Lehrpersonen gehalten werden, die selbst am Puls der Wissenschaft ausgebildet wurden. Die Etablierung einer eigenen Einheit School of Education an der Universität Innsbruck wird sicherstellen, dass die Neuerungen in der LehrerInnenbildung optimal umgesetzt werden und daraus hochmotivierte und fachlich und pädagogisch kompetente LehrerInnen hervorgehen“, so Weihs.

Aus- und Aufbau der Fachdidaktiken
Für die Umsetzung der Einrichtung einer School of Education als Fakultät soll eine Organisationsstruktur mit eigenem/r DekanIn und eigener Fakultätsstudienleitung errichtet werden, geplant ist die Umsetzung bis 2012. Das derzeitig eingerichtete Leitungsgremium des Zentrums für LehrerInnenbildung, das schon vor einem Jahr gegründet wurde, geht in einem erweiterten Fakultätsrat auf. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau einer Einheit, da die LehrerInnenbildung bisher auf die einzelnen Fakultäten verteilt war und die Verantwortlichkeiten nicht geklärt waren. „Es muss vor allem der Bereich der Fachdidaktik aus- und aufgebaut werden. Unser Ziel ist es, in jedem Fach eine fachdidaktische Forschung zu verankern“, so Friedrich. In der School of Education sind mindestens drei Institute vorgesehen - ein Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, ein Institut für Fachdidaktiken der Naturwissenschaften und ein Institut für Fachdidaktiken der Geisteswissenschaften - die die Lehre und Forschung in den fachdidaktischen, schulpädagogischen und schulpraktischen Ausbildungselementen bündeln.

LehrerInnen als Schlüssel zum Bildungserfolg der Jugend
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat im Juni dieses Jahres die Empfehlungen einer Vorbereitungsgruppe zur PädagogInnenbildung Neu veröffentlicht. Laut diesen soll zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen eine abgestimmte Neuorganisation der Lehramtsstudien erfolgen. Diese soll vor allem die Grundbildung in Form von Bachelor- und Masterstudien, die Begleitung der Induktion sowie die Fort- und Weiterbildung von angehenden Lehrern implizieren.
„Der Lehrberuf ist ein Beruf mit Zukunft. Motivierte und leistungsorientierte LehrerInnen sind der Schlüssel zum Bildungserfolg unserer Jugend. Die Aufgabe der Universität ist es hierbei für eine adäquate Ausbildung der PädagogInnen zu sorgen“, sagt Vizerektorin Margret Friedrich. Infolgedessen wird auch seitens der Uni Innsbruck eine enge Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen und den Landesschulräten angestrebt bzw. weiter ausgebaut.

Zahlen und Fakten
Bisher kann man an der Universität Innsbruck 19 Unterrichtsfächer – jeweils in frei wählbaren Zweierkombinationen – studieren. Die Möglichkeiten reichen dabei von verschiedenen Sprachen über Bewegung und Sport bis hin zur Musikerziehung, die in Kooperation mit dem Mozarteum angeboten wird. Zudem besteht die Wahl der Studien Wirtschaftspädagogik und Katholische Religionspädagogik, die sowohl in eine Lehrtätigkeit als auch in andere Berufsfelder führen kann. Seit diesem Wintersemester hat man zudem die Gelegenheit eines Masterstudiums in Islamischer Religionspädagogik.

Das Interesse an einem Lehramtsstudium an der Uni Innsbruck ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Insgesamt sind im Wintersemester 2011/12 1959 Lehramtsstudien, in Wirtschaftspädagogik 286 Diplom- und 54 Masterstudien und in Religionspädagogik 87 Bachelor- und 19 Masterstudien belegt.
     
zurück