Bank Austria EinkaufsManagerIndex setzt zum zweiten Mal in Folge Talfahrt unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten
fort und liegt im Oktober bei 48 Punkten
Wien (bank austria) - Die Industrie, der Motor der wirtschaftlichen Erholung der vergangenen zwei Jahre,
beginnt immer stärker zu stottern. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Oktober um weitere 0,7 Punkte
gesunken. Mit einem Wert von 48 liegt der Indikator den zweiten Monat in Folge unter der Wachstumsgrenze von 50
Punkten“, erläutert Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer das in einem Wert zusammengefasste Ergebnis
der monatlichen Umfrage zur Konjunkturlage in Österreichs Industrie. „Hauptgrund für die Verschlechterung
des Geschäftsverlaufs gegenüber dem Vormonat ist der starke Einbruch im Neugeschäft, der sich in
abnehmenden Auftragspolstern, sinkenden Einkaufspreisen und einer verringerter Einkaufsmenge widerspiegelt. Die
Produktionsleistung wurde weiter zurückgefahren, dennoch hat sich die Beschäftigung leicht erhöht“,
beschreibt Bruckbauer die aktuelle Lage in der Industrie.
Die österreichische Industrie wurde im Oktober mit deutlichen Nachfrageeinbußen konfrontiert. Ursachen
hierfür sind die wachsende Verunsicherung der Wirtschaftsakteure durch die europäische Staatsschuldenkrise
und die zunehmenden Konjunktursorgen. Diese Faktoren haben den Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex
maßgeblich beeinflusst. „Da die Kunden ihre Investitionsentscheidungen aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen
mehr und mehr verschieben, haben die heimischen Industriebetriebe massive Auftragseinbrüche hinnehmen müssen.
Sowohl die Nachfrage aus dem In- als auch aus dem Ausland sank so stark wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren“, meint
Bruckbauer.
Infolge des schwächeren Neugeschäfts haben die Industriebetriebe im Oktober abermals die Produktionsleistung
zurückgefahren. „Das Tempo der Produktionsrücknahme hat sich im Oktober etwas verlangsamt. Die Unternehmen
konzentrierten sich darauf, die Auftragsbestände abzuarbeiten. Die Auftragspolster sind dadurch jedoch so
stark gesunken wie seit dem Frühjahr 2009 nicht mehr“, sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die
schwächere Nachfrage-entwicklung in der Industrie zeigt sich deutlich in den aktuellen Preistrends. „Im Oktober
sanken erstmals seit rund zwei Jahren sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise“, so Pudschedl. „Die niedrigere
weltweite Nachfrage reduzierte die Einkaufspreise für Vormaterialien und Rohstoffe, insbesondere vieler Metalle
aber auch von Energie. Gleichzeitig kamen die Verkaufspreise wegen des Überangebots und der daraus resultierenden
schwächeren Preismacht der Produzenten unter Druck.“ Der Einfluss der Preisänderungen im Ein- und Verkauf
auf die Ertragslage der heimischen Unternehmen war nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria im
Durchschnitt im Oktober neutral.
„Obwohl der Bank Austria EinkaufsManagerIndex die Fortsetzung der Talfahrt für Oktober anzeigt, ist die heimische
Industrie noch in einer guten Verfassung. Als Folge der günstigen Konjunkturentwicklung der vergangenen zwei
Jahre sind die Auftragsbestände trotz Rückgängen weiter auf einem guten Niveau und die Auslastung
der heimischen Industrie ist hoch“, meint Bruckbauer. Das hat sich im Oktober auch darin gezeigt, dass im Sektor,
unterstützt durch die Bestrebung, unerledigte Aufträge rascher abzuarbeiten, sogar neue Jobs entstanden
sind. Die aktuelle Umfrage macht dennoch klar, dass die österreichische Industrie ihren Konjunktur-höhepunkt
mittlerweile deutlich überschritten hat und in den kommenden Monaten mit einer anhaltenden Verschlechterung
der Geschäftslage zu rechnen hat. Das aktuelle Verhältnis zwischen Auftrags- und Lagertrends, das der
zuverlässigste Indikator für die Entwicklung der kommenden Monate ist, hat sich im Oktober spürbar
verschlechtert und erreicht derzeit den gleichen Wert wie im Herbst 2008, knapp nach der Lehman-Pleite. „Aufgrund
der aktuellen Umfrageergebnisse des Bank Austria EinkaufsManagerIndex müssen wir für die kommenden Monate
von einer leichten Rezession der österreichischen Industrie ausgehen. Dank des Überhangs aus dem ersten
Halbjahr rechnen wir für das Gesamtjahr 2011 allerdings noch mit einem Industriewachstum von beachtlichen
7 Prozent“, so Bruckbauer.
Der Start ins neue Jahr wird für die heimischen Produktionsbetriebe jedoch sehr schwierig, sodass die Aussichten
für 2012 trotz einer erwarteten Nachfragebelebung im späteren Jahresverlauf sehr verhalten ausfallen.
Neben den Vorproduktherstellern verliert auch der Großteil der Investitionsgüterbranchen im Vergleich
zu 2011 deutlich an Schwung. Das Produktionswachstum aller größeren Industriebranchen wird sich wenigstens
halbieren, wie die aktuellen Wachstumsprognosen der wichtigsten Zielländer, gewichtet mit der spezifischen
Absatzstruktur der einzelnen Branchen, zeigen. „Insgesamt erwartet Österreichs Industrie 2012 jedoch kein
nachhaltiger Abschwung und ein Produktionsplus um 3 Prozent sollte möglich sein. Vor allem die hohe internationale
Konkurrenzfähigkeit vieler Branchen sollte für die baldige Fortsetzung des industriell geprägten
Aufschwungs der letzten zwei Jahre sorgen“, fasst Bruckbauer die Aussichten für die österreichische Industrie
im kommenden Jahr zusammen.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen
unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer
sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |