Mailath ehrt den Komponisten mit Goldenem Verdienstzeichen
Wien (rk) - Im Anschluss an die berührende Gedenkmatinee zur Erinnerung an die Novemberpogrome
im Jahr 1938 "Musik als Gedächtnis - Walter Arlen - Ein Gesprächslonzert" erhielt der 91-jährige
in Los Angeles lebende und aus Österreich stammende Musikkritiker und Komponist Walter Arlen in der roten
Bar des Volkstheaters das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
Zuvor wurde im Rahmen des von Michael Kerbler moderierten "Gesprächkonzerts" Walter Arlens Vorlass
an die Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus, Dr. Sylvia Mattl-Wurm übergeben.
Walter Arlen war nach seiner Flucht vor den Nazis aus Wien im Jahr 1939 u.a. als Musikkritiker für die Los
Angeles Times, als Gründer des Music Departments der Loyola Marymount University und als Komponist tätig
und hat wesentlich zum Austausch und der Verbreitung österreichischer Musiktradition beigetragen. Aus diesem
Grunde überreichte ihm Vizepräsident Alexander Kukelka vom österreichische Komponistenbund heute
die Ehrenmitgliedschaft. Soeben erschien auch bei exil.arte die CD "Es geht wohl anders" mit Liedern
von Walter Arlen interpretiert von Rebecca Nelsen (Sopran) und Chanda VanderHart (Klavier).
Die Gedenkmatinee wurde von Volkstheater, dem österreichischen Parlament, Ehrenschutz Mag.a Barbara Prammer,
Präsidentin des Nationalrats, der Stadt Wien und exil.arte veranstaltet.
Ö1-Sendetermine zu Michael Kerblers Gespräch mit Walter Arlen "Im Gespräch" gibt es
am 24.11. um 21 Uhr und am 25.11. um 16 Uhr.
NR-Präsidentin Barbara Prammer: "Ich freue mich, dass der Komponist Walter Arlen bei der diesjährigen
Gedenkmatinee im Mittelpunkt steht. Die Erinnerungen der wenigen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die noch unter uns
weilen, sind von großer Bedeutung für die nachfolgenden Generationen. Ich lernte Walter Arlen vor einigen
Jahren in Wien kennen. Dieser Begegnung folgten zahlreiche andere und daraus ist eine sehr schöne Freundschaft
entstanden. Es ist mir ein großes Anliegen, jene Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben
wurden, immer wieder nach Österreich einzuladen und sie - soweit das möglich ist - dabei zu unterstützen,
sich hier wieder zu Hause zu fühlen."
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: "Andenken und Erinnerung gehören zu den wertvollsten Gütern,
die eine Gesellschaft besitzt: Wer seine Vergangenheit vergisst, verliert seine Identität. Walter Arlen gebührt
Dank dafür, dass er dieser Stadt nicht den Rücken kehrte und mithilft, dass sie sich erinnert. Durch
seinen Vorlass macht er die Wienbibliothek um einen Kulturschatz reicher. Die Schenkung ist ein Zeichen der Verbundenheit
des Komponisten zu seiner Heimatstadt und gleichzeitig ein bleibendes Zeichen der Erinnerung."
Direktorin der Wienbibliothek, Sylvia Mattl-Wurm: "Es ist der Wienbibliothek im Rathaus ein großes Anliegen,
Werke von österreichischen KünstlerInnen, die durch die Herrschaft der Nationalsozialisten vertrieben
worden sind in den Bestand aufzunehmen. Nicht nur in diesem Sinn, sondern auch und insbesondere als wesentlichen
Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist der Vorlass von Walter Arlen ein bedeutender Zuwachs für
die Musik-und Handschriftensammlung der Wienbibliothek."
Österreichischer Komponistenbund, Vizepräsident Alexander Kukelka: "Ohne Walter Arlen und sein Werk
ist die österreichische Komponistenlandschaft nicht komplett, unvollständig und die Lesbarkeit österreichischer
Komponiertradition nicht gewährleistet. Er gehört mit zu den Schlüsselfiguren, Wegbereitern der
Moderne,ohne welche die Musik der Gegenwart nicht verstanden werden kann."
Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg: "Das Volkstheater versteht sich als ein Haus, das sich jenen widmet,
die auf Grund ihrer Gesinnung, ihres Glaubens und ihres Andersseins geächtet, vertrieben und ermordet wurden.
Der Blick zurück schärft den Blick nach vorne. Gedenken heißt bedenken." |