Aktuelle Stunde mit Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Wien (pk) - Am Beginn der Sitzung des Bundesrats vom 04.11. stand eine Aktuelle Stunde zum Thema
"Perspektiven des öffentlichen Dienstes". Die zuständige Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek
betonte dabei, dass Serviceorientierung und Verwaltungsvereinfachung im Mittelpunkt der Reformbemühungen stehen.
Bundesrätin Elisabeth GRIMLING (S/W) eröffnete die Diskussion und wies darauf hin, dass das Bild, das
sich die Öffentlichkeit vom öffentlichen Dienst mache, schon längst nicht mehr der Realität
entspreche. Alte Privilegien seien abgeschafft, öffentlich Bedienstete seien heute in erster Linie Dienstleister
für die StaatsbürgerInnen. In jüngerer Vergangenheit habe man mitunter auch Aufgaben des öffentlichen
Dienstes an Private ausgegliedert, was nicht immer von Erfolg geprägt gewesen sei.
Eine Reform des öffentlichen Dienstes sei daher vor allem davon abhängig, auch die Aufgabenstellung entsprechend
zu reformieren. Der öffentliche Dienst sei immer noch ein wichtiges Instrument im Interesse aller StaatsbürgerInnen.
Es gelte also, die kompetenten und engagierten MitarbeiterInnen des öffentlichen Dienstes unter Berücksichtigung
ihrer Erfahrungen in den derzeitigen Reformprozess einzubinden, dann würden die Ergebnisse entsprechend positiv
ausfallen.
Bundesrat Edgar MAYER (V/V) verwies auf die Strukturmaßnahmen, die der Bund auf dem Gebiet des öffentlichen
Dienstes schon gesetzt hat. Auch gebe es die nötigen Papiere, die sich mit einer Reform des öffentlichen
Dienstes befassten, es werde aber einiger Anstrengung bedürfen, diese umzusetzen. Konkret verwies der Redner
auf die Initiative, dass anstelle von Arbeitsplatzeinsparungen nun behinderte Menschen in den Bundesdienst übernommen
würden.
Der öffentliche Dienst brauche kompetente MitarbeiterInnen, die jedoch auch wissen müssten, worin ihre
Aufgaben bestehen. Es gelte also, die Zielsetzungen des öffentlichen Dienstes zeitgemäß zu definieren
und die Dienstleistungen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abzustellen. Andererseits brauche es auch
ein akzeptables Dienst- und Besoldungsrecht, denn es könne nicht sein, dass man mit dem Gehalt eines Volksschullehrers
keine Familie mehr ernähren könne. Auch könne es nicht sein, dass manche Posten aus finanziellen
Gründen nur noch von Frauen angenommen würden. Vorarlberg habe hier vorgezeigt, wie man zeitgemäß
diese Frage beantwortet, habe man doch ein flexibles und durchlässiges System geschaffen. Abschließend
wünschte der Redner den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes einen akzeptablen
Lohnzuwachs.
Bundesrätin Cornelia MICHALKE (F/V) ortete mannigfache Defizite im öffentlichen Dienst. Es mangle an
marktgerechter Entlohnung, an flexiblen und bedarfsorientiertem Arbeitseinsatz und zeitgemäßer Definition
der öffentlichen Aufgaben, die dann auch entsprechend wahrgenommen werden müssten. Hier seien Verwaltungsreformen
längst überfällig, damit das qualifizierte Personal richtig eingesetzt werden könnte.
So sei die Kundenorientierung der Verwaltung wichtig, die zudem effizient, innovativ und kostengünstig sein
müsste. Es brauche ein rasches Handeln, um zu mehr Bürgernähe zu kommen und den öffentlichen
Dienst von Aufgaben zu befreien, die nicht mehr zeitgemäß sind. Damit käme man auch den MitarbeiterInnen
des öffentlichen Dienstes sehr entgegen, schloss die Rednerin, die besagter Mitarbeiterschaft viel Erfolg
wünschte.
Bundesministerin Gabriele HEINISCH-HOSEK umriss die Aufgabenfelder des öffentlichen Dienstes und steckte dabei
die erforderlichen Rahmenbedingungen ab, unter denen eine ansprechende Verwaltungsreform erfolgreich durchgeführt
werden könne. Gemäß einer "best practice" wolle man sich die besten Beispiele aus den
Ländern zum Vorbild nehmen, um dem öffentlichen Dienst auch für die Zukunft seine hohe Kompetenz
zu bewahren.
Serviceorientierung und Verwaltungsvereinfachung seien die zentralen Schlagworte der aktuellen Reform des öffentlichen
Dienstes, unterstrich Heinisch-Hosek, die zudem auf die diversen Initiativen der Bundesregierung und deren Erfolge
verwies. Erfreut zeigte sie sich über den entsprechenden Beiratsbericht, der eine gute Basis sei, um als öffentlicher
Dienst fit für des 21. Jahrhundert zu sein.
Die Ministerin schloss ihre Ausführungen mit einem Ausblick in die nähere Zukunft des öffentlichen
Dienstes, wo sie entsprechende Veränderungen, wie die anstehende Dienstrechtsnovelle, als unabdingbar für
das Beibehalten der hohen Standards erachtete. Insgesamt könne man jedoch zuversichtlich sein, dass der öffentliche
Dienst auch in Zukunft konkurrenzfähig sein und seine Aufgaben serviceorientiert, effizient und sparsam erfüllen
werde.
Bundesrat Efgani DÖNMEZ (G/O) votierte für mehr Fairness bei der Entlohnung im öffentlichen Dienst,
die aber auch auf die unterschiedlichen Beschäftigtenverhältnisse innerhalb des Dienstes Bedacht nehmen
müsse. Um den gesellschaftlichen Wohlstand nicht zu gefährden, müsse man entsprechend reformieren,
sonst würde man in einer Sackgasse landen, war er überzeugt. Daher brauche es auch im Interesse des sozialen
Friedens eine entsprechende Verwaltungsreform.
Bundesrätin Ana BLATNIK (S/K) setzte sich mit den Perspektiven von Frauen im öffentlichen Dienst auseinander.
Die Frauenerwerbsquote steige ebenso wie die Qualifikation von Frauen. Daher müsse man Frauen auch vermehrt
in den öffentlichen Dienst integrieren, und zwar auch in Leitungsfunktionen. Dazu erscheine auch eine Quotenregelung
unabdingbar, und zwar solange, bis es wirklich 50 Prozent Frauen in allen Ebenen gibt. Nur so sei sichergestellt,
dass Frauen und Männer gleiche Chancen hätten. In diesem Zusammenhang wies die Rednerin auch auf den
Papa-Monat hin und unterstrich dessen Bedeutung.
Bundesrätin Sonja ZWAZL (V/N) zeigte sich erfreut über die Entwicklung in der heimischen Verwaltung,
in der hinsichtlich Service und Qualität bedeutende Fortschritte erzielt worden seien. Man habe einen Wandel
vom Verwalter zum Gestalter vollzogen, und die Zielsetzungen der Verwaltungsreform gingen weiter in diese richtige
Richtung. Diese Ansicht unterstrich die Rednerin durch konkrete Beispiele aus der Praxis.
Bundesrätin Monika MÜHLWERTH (F/W) hielt den von der Ministerin erwähnten Bericht des Beirats für
teilweise nichtssagend. Darin fänden sich viele "alte Hüte", die in der Privatwirtschaft längst
umgesetzt seien, woran sich der öffentliche Dienst ein Beispiel nehmen sollte. Der öffentliche Dienst
sei eine wichtige Säule unserer Gesellschaft, dementsprechend sorgfältig müsse man an seinen Arbeitsbedingungen
arbeiten. |