Franz Ringel-Gedächtnisausstellung   

erstellt am
03. 11. 11

Klosterneuburg (essl museum) - Zur Erinnerung an den jüngst verstorbenen Künstler Franz Ringel präsentiert das Sammlerehepaar Agnes und Karlheinz Essl sechs seiner Werke aus der Sammlung Essl im Foyer des Essl Museums. Die Ausstellung ist ab sofort für Besucher des Essl Museums zu besichtigen. Das Sammlerpaar Agnes und Karlheinz Essl und den Künstler verband eine innige Freundschaft. "Das Werk dieses großen österreichischen Malers nimmt einen besonderen Stellenwert in unserer Sammlung ein", so Karlheinz Essl. "Franz Ringel war einer unserer Schwerpunktkünstler, wir haben ihn seit über drei Jahrzehnten begleitet. Alle seine Schaffensperioden sind in der Sammlung Essl mit bedeutenden Werken vertreten."

Erst 2005 wurde aus Anlass seines 65. Geburtstages in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler eine umfassende Werkschau mit dem Titel >FRANZ RINGEL. Stationen einer Reise< im Essl Museum präsentiert. In Sammlungsausstellungen waren seine Werke immer wieder zu sehen, jüngst in der von Albert Oehlen kuratierten Schau >Schönes Klosterneuburg<.

Franz Ringel - Leben und Werk
Nach seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Professor Albert Paris Gütersloh wird Franz Ringel 1968 durch die viel beachtete Gruppenausstellung "Wirklichkeiten" in der Wiener Secession bekannt. Die teilnehmenden Künstler (neben Franz Ringel waren es Martha Jungwirth, Peter Pongratz, Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt und Robert Zeppel-Sperl) verbindet eine leidenschaftliche Ablehnung der zu jener Zeit stark dominierenden Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Ein exzessiver, kräftiger Strich und eine intensive, meisterlich eingesetzte Farbigkeit ziehen sich durch das gesamte Werk Ringels. Seine Malerei ist direkt und unmittelbar, gleichzeitig aber auch reflektiert, literarisch wie kunstgeschichtlich inspiriert und ständig auf der Suche nach Selbsterkenntnis. Für Franz Ringel ist die Reise in die dunklen Zonen der eigenen Psyche ein durchgehendes Motiv in seinem Schaffen. Der Künstler bringt brutale und hässliche (Zwitter-) Wesen zum Vorschein, die menschlichen Figuren sind stark überzeichnet und häufig sexuell konnotiert. Dabei verweisen sie immer auch auf den Künstler selbst.

Franz Ringel: "Ich bin eigentlich in meiner eigenen Person unheimlich eingesperrt, gefangen, gefesselt. Ich habe mich versucht zu befreien, mir gelingt es nicht, soviel ich male, je mehr ich male, je mehr male ich mich selber und immer dasselbe."2 Neben dem Eros ist es die Angst, die den Künstler antreibt. Ringels Werke zeigen immer wieder eine Spaltung und Vervielfachung des Subjekts, oft durch viele Augen in einem Kopf oder durch die zu einer Zweiheit verwachsenen Figuren, die häufig nur einen Rumpf besitzen.

Prägend für Franz Ringel ist die Begegnung mit Jean Dubuffet in Paris (1972-73), woraus auch eine freundschaftliche Beziehung der beiden entsteht. Der Künstler holt sich Anregungen aus der "Art Brut"-Sammlung Dubuffets und dessen eigenem Werk - viele Stilelemente Ringels lassen eine Nähe zur "Art brut" erkennen, verstärkt auch durch enge Kontakte zu Leo Navratil und den Gugginger Künstlern. Anfang der 1980er Jahre schlägt Franz Ringel künstlerisch eine neue Richtung ein und signiert fortan mit M.J.M. Ringel. Die Initialen der Vornamen stehen für die drei wichtigsten Frauen in seinem Leben: die Ziehmutter Margarete, die Mutter Juliane und die Ehefrau Maria. Die Farbe Grün taucht nun verstärkt in den Werken auf, emotional aufgeladene Kopfformationen und Gesichtslandschaften entstehen, darunter viele Portraits wie auch Selbstportraits. Wichtig für Franz Ringel ist auch eine tiefe Auseinandersetzung mit Musik und Literatur, so etwa im "Beethoven-Zyklus" (1991) oder im Zyklus der "Göttlichen Komödie" (1995).
     
Informationen: http://www.essl.museum    
     
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