2 x 100 Beste Plakate im MAK   

erstellt am
02. 11. 11

30. November 2011 bis 15. Jänner 2012
Wien (mak) - Mit der Ausstellung 2 x 100 Beste Plakate im MAK präsentiert das MAK zwei unterschiedliche Positionen des internationalen Grafikdesigns. Bereits zum sechsten Mal – heuer unter dem Titel 100 Beste Plakate 10. Deutschland Österreich Schweiz – werden die Siegerprojekte des Wettbewerbs 100 Beste Plakate, der seit 1966 die aktuellsten Tendenzen im Kommunikationsdesign auslotet, im MAK ausgestellt. Parallel dazu wirft die Ausstellung 100 Beste Plakate international aus der MAK-Sammlung einen Blick auf die rund 110-jährige Geschichte der Plakatsammlung des Museums. Einige der ausgesuchten Exponate sind erstmals in Österreich in einer Ausstellung zu sehen.

«Erzähle auf den Plakaten keinen Roman, denn niemand will sich auf der Straße kalte Füße holen», brachte Ernst Growald, Leiter der Kunstdruckerei Hollerbaum & Schmidt in Berlin, vor 101 Jahren eine der Maximen im Gestaltungsprozess eines Plakats auf den Punkt. Auch heuer überraschen die Ergebnisse des Wettbewerbs 100 Beste Plakate 10. Deutschland Österreich Schweiz, der als wichtiger Indikator aktuellen Plakatdesigns heuer zum zehnten Mal über die Grenzen Deutschlands hinaus ausgeschrieben wurde, mit geistreichen, schrillen und witzigen illustrativen Beispielen.

Der Wettbewerb, an dem sich das «Who is Who» der Grafikerszene der D-A-CH-Länder beteiligt, zeigt gestalterische Tendenzen auf, während er einen Querschnitt aktuellen Plakatdesigns repräsentiert. Ein beträchtlicher Anteil der prämierten Plakate basiert auf rein grafischen und typografischen Lösungen bei gleichzeitigem Rücklauf des Einsatzes von Fotografie. Auffällig ist auch eine technische Komponente: Knapp die Hälfte der Gewinnerplakate ist im aufwendigen Siebdruckverfahren gestaltet. Aus über 1.600 Exponaten von 500 Grafikern und Agenturen wählte eine internationale Jury, bestehend aus Elvira Barriga (D), Erich Brechbühl (CH), Andrew und Jeffrey Goldstein (D), Claude Kuhn (Juryvorstand, CH) sowie Peter Klinger (A), hundert Preisträger-Plakate und Plakatserien aus: davon 53 aus Deutschland, 45 aus der Schweiz und zwei aus Österreich.

Aus Österreich schafften es Nina Wilsmann mit einer Serie von kleinteiligen Stadtlandschaften (Berlin, Hamburg, Wien und Wasserburg), die die jeweilige Orientierung im Stadtgefüge erleichtern, sowie Büro X Design mit einer Serie von Saisonplakaten für das Museumsquartier Wien unter die diesjährigen Sieger. Beide Ideen kommunizieren, humorvoll ihr Motiv rezipierend, die Stadt als Erlebnisraum und urbane Kulturstätte, die Lust auf mehr macht.

Das Ausstellungsdesign, das mit überdimensionalen aneinander gereihten Metallringen als Hommage an den Bauhauskünstler Oskar Schlemmer (1888–1943) und dessen Reifentanz im Triadischen Ballett (1922) zu lesen ist, stammt von L2M3 Kommunikationsdesign in Zusammenarbeit mit dem büro münzing designer+architekten bda (beide Stuttgart). Zur Ausstellung erscheint das ebenfalls von L2M3 Kommunikationsdesign gestaltete Jahrbuch – mit den Abbildungen aller prämierten Plakate sowie dem thematischen Sonderbeitrag Altmedium Fotoplakat – Neuwertige Betrachtungen von Rolf Sachsse (D) im Verlag Hermann Schmidt Mainz (EUR 34,80), erhältlich im MAK Design Shop.

Parallel zur Schau «100 Beste Plakate 10. Deutschland Österreich Schweiz» bietet der historische Rückblick «100 Beste Plakate international aus der MAKSammlung» eine experimentelle Auseinandersetzung mit dem Thema. Mit über 15.000 nationalen und internationalen Beispielen besitzt das MAK eine bedeutende Plakatsammlung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Sinne einer Vorbildsammlung für Studenten und Kunstgewerbetreibende angelegt wurde und mit ihrer Internationalität einen umfassenden Überblick über das Genre gibt.

Den Anstoß für die internationale Ausrichtung gab nicht zuletzt Jean Louis Sponsel (1858–1930). In seiner Publikation Das Moderne Plakat (1897) erläuterte er unter anderem, dass Deutschland und Österreich-Ungarn den Länder Belgien, Frankreich oder England in der Plakatgestaltung deutlich nachhinkten. Das Handelsministerium kaufte daraufhin im Namen des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) auf der Pariser Weltausstellung 1900 eine Sammlung von 48 belgischen, französischen und italienischen Plakaten an, die damals im französischen Pavillon zu sehen waren.

Seit diesem Zeitpunkt entstand im MAK eine herausragende Sammlung mit Schlüsselwerken der internationalen Plakatkunst. Exponate von Jules Chéret, Henri Cassiers, Adolf Hohenstein, Alfons Maria Mucha oder Henri de Toulouse-Lautrec dokumentieren in der Schau 100 Beste Plakate international aus der MAK-Sammlung die Entwicklung vom Künstlerplakat der Belle Époque und des Art Déco über die innovativen Ideen der «Gebrauchsgrafiker» der 1920er bis 1930erJahre hin zum Berufsbild zeitgenössischer Grafikdesigner.

Als eines der ältesten Beispiele der Ausstellung und frühes Dokument für die Rezeption japanischer Ästhetik in den Vereinigten Staaten ist das von Arthur Wesly Dow 1895 gestaltete Plakat für Japanese Color Prints. First Complete Historical Exhibition in New York zu sehen. Eine wahre Designikone wird mit dem 1897 von Thomas Theodor Heine für die Zeitschrift Simplicissimus gestalteten Sujet Die rote Bulldogge mit gesprengten Ketten, die das Aufbegehren gegen die Wilhelminische Zensur dokumentiert, gezeigt.

Ein Bereich der Ausstellung ist frühen, auf die Grundaussage reduzierten Sachplakaten etwa von Lucian Bernhard, Hans Busch oder Gino von Finetti, die starken Einfluss auf die österreichische Grafik der frühen 1920er Jahre hatten, gewidmet. Weitere Schwerpunkte bilden Plakate des deutschen politischen Expressionismus der Novembergruppe 1918 von Heinz Fuchs oder Cesar Klein, oder Beispiele des russischen Konstruktivismus mit ihren auf geometrische Grundformen abstrahierten Plakaten der Brüder Stenberg, der Rosta-Fenster-Gruppe.

Einen wichtigen Beitrag zum Thema Fotoplakat stellen die Plakate des Deutschen Werkbunds mit der experimentellen Montage von Typografie und Fotografie dar. Neben Willi Baumeister oder Karl Straub ist hier auch Peter Behrens, der ab 1907 die revolutionäre Corporate Identity für AEG entwarf, mit seinem 1914 entstandenen Plakat zur ersten Deutschen Werkbundausstellung in Köln vertreten. Plakatbeispiele aus dem italienischen und deutschen Faschismus, Plakate französischer, Schweizer und amerikanischer Provenienz, stark von der Op-Art und Surrealismus beeinflusste polnische Plakate und schließlich bedeutende Künstlerplakate der 1970er und 1980er Jahre komplettieren die umfassende Präsentation.

Die Ausstellung des Wettbewerbs 100 Beste Plakate im MAK bietet dem immer wieder um seine künstlerische Legitimation ringenden Plakat nicht nur ein künstlerisches Forum. Als Folge der Ausstellung fand in den vergangenen Jahren auch eine Sammlungserweiterung um international ausgelobtes Grafikdesign etwa von Erich Brechbühl, Niklaus Troxler, Stephan Bundi oder Fons Hickmann statt.
     
Informationen: http://www.mak.at    
     
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