Wien (tu) - Das Experiment „Mars 500“ geht zu Ende: Simuliert wurde die Isolation von Weltraumreisenden
bei einer Marsmission. Ein Trainings- und Diagnosegerät der TU Wien war mit dabei – und könnte in Zukunft
auch im Weltraum benützt werden.
Das Mars-500-Team hat eine mühsame Zeit hinter sich: 520 Tage werden die sechs Freiwilligen in ihrem Test-Modul
in Moskau verbracht haben, wenn das Experiment am 4. November zu Ende geht. Psychischer Druck und soziale Spannungen
sind ernste Gefahren für lange Weltraumreisen, daher testet man schon auf der Erde, wie sich Isolation und
Eintönigkeit auf unterschiedliche Personen auswirken. Ein wichtiger Teil des Tagesablaufs ist ein maßgeschneidertes
Trainingsprogramm. An der TU Wien wurde daher – in Kooperation mit SportwissenschaftlerInnen der Universität
Wien und BiomedizinerInnen aus Moskau – ein Trainingsgerät entwickelt, das beim Mars-500-Experiment nun ausführlich
getestet wurde.
Stärkere Kräfte für besseres Training
„Trainingsgeräte für Weltraumaufenthalte gibt es schon lange, doch die bisher verfügbaren Geräte
können Muskel- und Knochenschwund nicht vollständig aufhalten“, erklärt Professor Thomas Angeli
vom Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien. Nach dem aktuellen Stand
der Sportwissenschaft und aufgrund von Erfahrungen aus bisherigen Projekten wurde daher nun ein neues Gerät
entwickelt. Es soll beim Training ausreichend hohe Reize setzen um dem Abbau von Muskeln und Knochen in der Schwerelosigkeit
erfolgreich entgegenzuwirken. Möglich ist das durch einen kleinen Elektromotor. Kräfte einfach über
Gegengewichte aufzubringen, wie das bei den meisten Fitness-Geräten üblich ist, wäre in der Schwerelosigkeit
freilich unmöglich.
Training und Diagnose
Mit unterschiedlichen Übungen können verschiedene Muskelpartien trainiert werden. „Unser Krafttraining
soll möglichst effizient und zeitsparend sein – schließlich ist die Zeit von Weltraumreisenden wertvoll“,
meint Roman Talla (TU Wien). Das Gerät wird nicht nur zum Training, sondern auch zur Diagnose eingesetzt:
Mit unterschiedlichen Messungen kann der Zustand und der Kraftverlauf bestimmter Muskelgruppen beobachtet werden.
Auch für Rehabilitation einsetzbar
Ob das Gerät tatsächlich demnächst im Weltraum verwendet werden wird, steht noch nicht fest. „Wir
würden uns natürlich wünschen, dass unsere Entwicklung auch der Besatzung der Raumstation ISS zugute
kommt “, meint Thomas Angeli, „doch die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.“ In jedem Fall können
ähnliche Geräte aber für Reha-PatientInnen Vorteile bringen: Wer lange Zeit im Bett verbringen muss
leidet ebenfalls unter Muskel- und Knochenschwund - Komapatienten noch drastischer als Weltraumreisende im All.
Das Projekt MDS wird von der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH, Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie) gefördert. |