Wien (wifo) - Die Globalisierung der Wirtschaft und der fortschreitende technologische Wandel spiegeln sich
in einer Verlagerung der Beschäftigungsanteile am Eigenpersonal in der österreichischen Industrie zugunsten
der Angestellten: Während die Zahl der Industrieangestellten im Zeitraum von 2000 bis 2010 nahezu konstant
blieb, ging der Anteil der Arbeiter und Arbeiterinnen deutlich zurück. Die Veränderung der Arbeitskräftenachfrage
hin zu höherqualifizierten Tätigkeiten dürfte die Verhandlungsposition der Angestellten gestärkt,
jene der Beschäftigten in den Arbeiterberufen jedoch geschwächt haben.
In allen Fachverbänden der Industrie liegen die Effektivlöhne bzw. Effektivgehälter über den
Kollektivvertragslöhnen bzw. Kollektivvertragsgehältern. Während die Überzahlungssätze
für Industrieangestellte im letzten Jahrzehnt wieder stiegen, sanken sie in den Arbeiterberufen dem langfristigen
Trend folgend weiter1); somit dürfte der Anteil der Beschäftigen in Arbeiterberufen, die rein nach dem
Kollektivvertrag entlohnt werden, gestiegen sein, sodass die Kollektivvertragsabschlüsse für die Entwicklung
der Effektivlöhne an Bedeutung gewonnen haben.
Trotz der unterschiedlichen Entwicklung von Entlohnung und Überzahlungssätzen zwischen Arbeitern und
Angestellten sind deutlich Hoch- und Niedriglohnbranchen zu unterscheiden. Dies ist ein Ausdruck der großen
Lohnunterschiede in Österreichs Industrie: Jene Fachverbände - die Niedriglohnbranchen -, in denen die
Arbeiter unter dem Industriedurchschnitt entlohnt werden, weisen auch eine unterdurchschnittliche Entlohnung der
Angestellten auf; Entsprechendes gilt für die Hochlohnbranchen. Die Daten aus dem Zeitraum 2000/2010 lassen
aber einen neuen Trend erkennen: Während die Ungleichheit der Arbeiterentgelte zwischen den Fachverbänden
hoch blieb, verringerte sich die Streuung der Gehälter beträchtlich.
Zwischen 2000 und 2010 schwächte sich das Reallohnwachstum der Industriebeschäftigten ab. Hatten sich
die Bruttoverdienste bereinigt um die Inflationsrate zwischen 1980 und 2000 um gut 1,5% pro Jahr erhöht, so
betrug die Reallohnsteigerung seit 2000 nur durchschnittlich 0,7% pro Jahr. Dennoch dürfte die Kaufkraft der
Industriebeschäftigten - wie schon in der Vergangenheit - etwas stärker gestiegen sein als in den anderen
privatwirtschaftlichen Branchen.
1) Diese Entwicklung wurde zwar durch die Einführung des "einheitlichen Entgeltsystems"
in der eisen- und metallverarbeitenden Industrie 2005 gefördert, aber auch im Durchschnitt ohne die davon
betroffenen Fachverbände bleibt das Gesamtbild erhalten. |