Ein Jahr nach der politischen Einigung beginnt die Umsetzung
Wien (gemeindebund) - "Vor ziemlich genau einem Jahr, am 23. Oktober 2010, haben wir uns mit
Bildungsministerin Claudia Schmied grundsätzlich über den Ausbau der schulischen Nachmittagsbetreuung
geeinigt", erinnert sich Gemeindebund-Chef Bgm. Helmut Mödlhammer. "Ich bin froh, dass wir ein Jahr
später nun soweit sind, dass alle offenen Fragen in der Abwicklung auch mit den Bundesländern geklärt
sind, damit können wir Gemeinden als Pflichtschulerhalter zur Tat schreiten."
80 Millionen Euro hat der Bund für den Ausbau der schulischen Tages- bzw. Nachmittagsbetreuung zugesagt. "Bis
zum Schuljahr 2014/15 stehen damit 320 Mio. Euro zur Verfügung. Die Gemeinden als Erhalterinnen aller öffentlichen
Volks-, Haupt- und Neuen Mittelschulen brauchen diese Unterstützung dringend, sonst können sie die Voraussetzungen
für schulische Tagesbetreuung nicht schaffen", so Mödlhammer.
Insgesamt soll die Anzahl der Betreuungsplätze bis zum Schuljahr 2014/15 von derzeit rund 120.000 auf 210.000
steigen. "Da liegt eine gewaltige Aufgabe vor uns", sagt Mödlhammer. "Die jährlichen 80
Millionen Euro werden dafür sicher auch nicht ausreichend sein, den Gemeinden bleibt ein beträchtlicher
Anteil an eigener Finanzierung übrig."
Um die Dimension der Verantwortung der Gemeinden im Pflichtschulbereich zu verdeutlichen, verwies Mödlhammer
auf die einschlägigen Daten. "Die Gemeinden erhalten insgesamt 4.547 Pflichtschulen (von insgesamt 4.769
Pflichtschulen). Bund und Länder haben im Wesentlichen ja nur die Erhalterverpflichtung für allgemeine
und berufsbildende höhere Schulen." Die Gemeinden sind in Summe also für rund 600.000 Schülerinnen
und Schüler im Pflichtschulbereich zuständig.
"Wir Gemeinden stehen zu unserer Aufgabe, die Betreuungsmöglichkeiten auszubauen, vor allem deshalb,
weil von den Eltern her der Bedarf immer größer wird. Der Druck aus dem Arbeitsleben wird größer,
die meisten Menschen müssen und wollen einer Erwerbsarbeit nachgehen, sie wollen dabei ihre Kinder gut in
Betreuungseinrichtungen versorgt wissen. Wir haben daher ja schon bisher großes Augenmerk auf den Ausbau
der entsprechenden Einrichtungen gelegt, mit dieser Offensive wird noch einmal ein großer Schub gesetzt."
Wie werden die Bundesförderungen verteilt?
Nach langen Verhandlungen mit den Bundesländern können die schulerhaltenden Gemeinden nun um Fördermittel
ansuchen, deren Verwaltung über die Länder erfolgt. Gefördert werden Maßnahmen zum Bau und
Ausbau der nötigen Infrastruktur für die Nachmittagsbetreuung. Für die Errichtung der Infrastruktur
einer Betreuungsgruppe stehen maximal 50.000 Euro bereit, auch für das Betreuungspersonal gibt es eine Anschubfinanzierung
von maximal 8.000 Euro pro Gruppe und Jahr. "Um die Gemeinden bestmöglich zu informieren, werden entsprechende
Handlungsanleitungen an die Schulerhalter, die Schulleiter und die Eltern bereitgestellt, damit für eine reibungslose
Abwicklung gesorgt ist", so Mödlhammer.
Warnung: Kein Ersatz für bestehende Förderungen
In diesem Zusammenhang sprach Mödlhammer allerdings auch eine sehr konkrete Warnung aus. "Wir werden
sehr genau darauf achten, dass bestehende Förderinstrumente durch die neuen Fördermittel nicht ersetzt,
sondern ergänzt werden. Es kann nicht sein, dass die Länder ihre Förderschienen zurückfahren
und durch die neuen Bundesmittel ersetzen. Das Ziel ist schließlich, dass neue Betreuungsplätze entstehen."
Zusammengefasst stellte Mödlhammer drei zentrale Forderungen auf:
- Die Förderabwicklung muss für die Gemeinden möglichst leicht sein. "Es darf keine Verzögerungen
bei der Förderabwicklung geben, keine unnötigen bürokratischen Hürden. Die Länder sind
dafür verantwortlich, in welcher Geschwindigkeit diese Ausbauoffensive vonstatten geht, indem sie die von
ihnen verwalteten Bundesmittel den Gemeinden rasch zur Verfügung stellen", so Mödlhammer.
- Sämtliche Fördermittel des Bundes müssen auch bei den Schulerhaltern ankommen. "Ich erwarte
mir, dass die bereitgestellten Bundesmittel ohne Abzüge oder Verwaltungskosten bei jenen landen, die für
neue Betreuungsplätze sorgen. Dies werden mehrheitlich die Gemeinden sein", so der Gemeindebund-Präsident.
- Verhandlungen für die Zeit nach 2014/15. "Es ist unser gemeinsames Ziel, die Zahl der Betreuungsplätze
bis zum Schuljahr 2014/15 auf 210.000 zu erhöhen. Ich erwarte mir aber, dass wir schon demnächst auch
Verhandlungen darüber beginnen, wie es mit der Finanzierung danach ausschaut. Eine Anschubfinanzierung allein
ist zu wenig, wenn wir danach wieder mit den Kosten alleine da stehen", so Mödlhammer.
Abschließend dankte Mödlhammer den handelnden Bundespolitikern für den Einsatz, der zu dieser Lösung
geführt habe. "Natürlich war und ist Ministerin Claudia Schmied hier meine erste Ansprechpartnerin.
Aber für die Bereitstellung der Finanzmittel ist auch heute noch dem ehemaligen Finanzminister Josef Pröll
und seiner Nachfolgerin Maria Fekter zu danken."
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