Israel ehrt Josefa und Rupert Posch als "Gerechte unter den Völkern"   

erstellt am
11. 11. 11

Posthume Ehrung im Rahmen eines Festakts im Parlament
Wien (pk) - Die Botschaft des Staates Israel ehrte am Nachmittag des 10.11. im Rahmen eines Festakts im Parlament posthum Josefa Posch und ihren Vater Rupert Posch aus dem oststeirischen Gschmaier (Ilz) als "Gerechte unter den Völkern". Josefa und Rupert Posch haben fünf Juden, die geflüchtet waren, vom November 1944 bis Mai 1945 Unterschlupf gewährt und sie vor dem sicheren Tod bewahrt.

Umrahmt wurde die Veranstaltung durch ein musikalisches Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart und Edward Elgar, die vom Atlas-Quartett dargeboten wurden. Zudem las Walter Gellert die Geschichte der Rettung.

Die Überreichung der Auszeichnung erfolgte durch den Botschafter des Staates Israel, Aviv Shir-On, an Anton Posch, den damals 9 Jahre alten Sohn von Josefa Posch. Anwesend war auch Rhonda Gayle Schneider, die in den USA lebende Tochter des geretteten Joseph Schneider.

Im Rahmen ihrer Begrüßungsworte unterstrich Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, jeder Mensch trage für seine Taten Verantwortung, und fügte hinzu, die Familie Posch habe in Zeiten der Gefahr nicht gezögert zu helfen.

Prammer: Ausgezeichnete sind ein Vorbild für Zivilcourage
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hielt fest, es sei keine Selbstverständlichkeit, diese Ehrung zu erhalten. Sie würde an Menschen vergeben, die Mut und Zivilcourage in der Zeit des Nationalsozialismus gezeigt haben. Josefa und Rupert Posch hätten nicht lange gezögert, sondern anderen spontan und rasch geholfen. Sie wären ihrem Gewissen gefolgt und hätten sich nicht durch ein autoritäres und bestialisches Regime einschüchtern lassen. "Josefa und Rupert Posch haben mit ihrem Einsatz das Leben der gesamten Familie riskiert, ihre Zivilcourage war größer als die Angst vor den Folgen ihres Handelns", betonte Prammer. Auch heute bestehe für die Politik der Auftrag, Zivilcourage zu fördern, in gleicher Weise müsse aber auch die Bevölkerung Zivilcourage zeigen und antidemokratischen Strömungen die Stirn bieten.

Aviv Shir-On dankt NR-Präsidentin Prammer für deren Engagement
Das jüdische Volk sei durch Jahrtausende hindurch angegriffen und verfolgt worden, und das sei auch heute noch so, sagte der israelische Botschafter Aviv Shir-On. Sich selbst zu verteidigen, gehöre daher zur jüdischen Geschichte und Tradition, Selbstschutz und anderen zu helfen, sei für Israel etwas Selbstverständliches. Israel verleihe daher dafür keine Orden, er mache nur bei Nichtjuden eine Ausnahme, die in Zeiten des Nationalsozialismus unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben.

Die Familie Posch habe damals das Notwendige, Richtige und Menschliche getan, in einer Zeit, in der ein solches Handeln lebensbedrohlich gewesen ist. Damit sei sie nicht nur Wegweiser sondern auch Gewissen ihres Landes geworden, sagte Aviv Shir-On. Der Botschafter sprach insbesondere auch Nationalratspräsidentin Prammer persönlich und im Namen Israels Dank für deren Engagement aus.

Mut und Mitgefühl der Familie Posch
Joseph Schneider gelang es, im November 1944 mit seinen Freunden Martin Lampert, Abe Spiegel, Zulman Glantz und Yanosh Wayda aus dem Militärlager in Sopron zu fliehen. Das erste Haus, das sie sahen, war in Gschmaier bei Ilz. Das wurde von Josefa Posch, einer alleinerziehenden Mutter, gemeinsam mit ihrem Sohn Anton und ihrem Vater Rupert bewohnt. Die Geflüchteten fanden bis zum Kriegsende in der Scheune der Familie Schutz. Jeden Morgen brachte ihnen Frau Posch Essen sowie Neuigkeiten über die Ereignisse an der Front. Das war ihr überhaupt nur möglich, weil sie als Köchin für die Soldaten Nahrungsmittel abzweigen konnte. Obwohl das Haus abgeschieden lag, war das Vorgehen höchst riskant, denn nur wenige Hundert Meter entfernt war im Schloss Uhlheim der Stab der Wehrmacht einquartiert, im nahen Ortskern die SS.

Die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern"
Die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" wird von einer Kommission unter der Schirmherrschaft von Yad Vashem zur "Verewigung des Andenkens an die Märtyrer und Helden", vergeben, die sich mit dem Schicksal der Europäischen Juden während der Zeit des Naziregimes beschäftigt. Sie hat unter anderem auch die Aufgabe, derer in Dankbarkeit zu gedenken, die mit persönlichem Einsatz und unter Gefährdung des eigenen Lebens, oft auch dem ihrer Familien, versuchten, Juden zu retten. Yad Vashem tut dies symbolisch mit dem Ehrentitel "Gerechte/r unter den Völkern". Er umfasst Medaille und Urkunde sowie die Verewigung des Namens auf der Memorial-Wall im "Garten der Gerechten" in Yad Vashem. Dies ist die höchste Auszeichnung, die Israel an Nichtjuden vergibt. Bis heute haben 23.788 Frauen und Männer aus 45 Ländern diesen Ehrentitel erhalten, davon 89 aus Österreich. Heute kamen zwei Personen dazu.
     
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