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Wiener Kaffeehauskultur ist immaterielles Kulturerbe der UNESCO |
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Wien (rk) - Die Wiener Kaffeehauskultur als "typische gesellschaftliche Praxis" ist seit 10.11.
offiziell in das Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die entsprechende
Urkunde wurde durch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Eva Nowotny, im Cafe Weimar
überreicht. "Die Tradition der Wiener Kaffeehauskultur reicht bis an das Ende des 17. Jahrhunderts zurück und ist durch eine ganz spezielle Atmosphäre geprägt. Typisch für ein Wiener Kaffeehaus sind Marmortischchen, auf denen der Kaffee serviert wird, Thonetstühle, Logen, Zeitungstischchen und Details der Innenausstattung im Stil des Historismus. Die Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht", so die Beschreibung der Kaffeehauskultur seitens der Kommission. Damit ist die Kaffeehauskultur das mittlerweile dritte nationale Kulturerbe aus Wien: die Wiener Ballkultur und das "Wiener Dudeln" (Heurigengesang) sind bereits vertreten. Seit 1683 Als Geburtsstunde der Wiener Kaffeehauskultur gilt das Jahr 1683. Der Wiener Georg Franz Kolschitzky (1640-1694) soll laut Überlieferung als erster die Erlaubnis zum Kaffeeausschank bekommen haben. Zwar gibt es dafür keine Belege, eine Gasse im 4. Bezirk sowie ein Denkmal Ecke Favoritenstraße/Kolschitzkygasse erinnern aber an ihn. Als tatsächlicher "Gründer" gilt Johannes Diodato (1640-1725), der 1685 das erste historisch verbürgte Kaffeehaus eröffnete. Er ist mit einem eigenen Park verewigt, ebenfalls in der Wieden. Zu wichtigen Meilensteinen in der Wiener Kaffeehaus-Geschichte zählen unter anderem das Auflegen von Zeitungen – das Kramersche Kaffeehaus am Graben tat dies erstmals 1720 – und die Erlaubnis, warme Speisen und alkoholische Getränke zu servieren. Die durch Napoleon verhängte Handelssperre mit England, die ab 1808 auch Österreich betraf, trieb den Zoll auf Kaffeebohnen in schwindelerregende Höhen – es mussten Alternativen gefunden werden, um den Kaffeehäusern das Überleben zu sichern. Damit war auch der Begriff Kaffee-Restaurant geboren. In den letzten 328 Jahren hat sich auch diese Maßnahme ausgezahlt: Heute gibt es laut Wirtschaftskammer 1.083 Kaffeehäuser, 900 Kaffee-Restaurants sowie 181 Kaffee-Konditoreien in Wien. Eine Beschreibung der Geschichte des Kaffeehauses in Wien bietet die Website des Klubs der Wiener Kaffeehausbesitzer (www.kaffeesieder.at), der Antragsteller zur Aufnahme der Kaffeehauskultur in das nationale Kulturerbe war. Immaterielles Kulturerbe Neben dem materiellen Welterbe der UNESCO – die Konvention besteht seit 1972 – gibt es seit 2003 auch das immaterielle Kulturerbe. Diese Konvention beinhaltet "identitätsstiftende Praktiken", darunter mündliche Überlieferungen, darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Wissen in Bezug auf die Natur und traditionelle Handwerkstechniken. Österreich ist seit 2009 Vertragsstaat dieses Übereinkommens mit der UNESCO. Die Vertragsstaaten verpflichten sich darin, Maßnahmen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes zu setzen. Ein Fachbeirat, bestehend aus ExpertInnen sowie VertreterInnen des Bundes und der Bundesländer entscheidet über die Aufnahme eingebrachter Anträge in das österreichische Verzeichnis. Einmal im nationalen Verzeichnis, können diese vom Fachbeirat auch für die Internationale Liste nominiert werden. |
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Informationen: http://immaterielleskulturerbe.unesco.at/ | ||
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