Frauenausschuss tagt in Wels
Wien (städtebund) - Die mediale Darstellung der heutigen Frau entspricht kaum der Realität.
Das Idealbild vieler junger Frauen wird geprägt von magersüchtigen Models auf Laufstegen, vollbusigen
und körperlich makellosen Schauspielerinnen und scheinbar alterslosen Society-Damen. Die Folge ist, dass viele
Frauen ihr Selbstwertgefühl nach Gewicht und Kleidergröße definieren und bereit sind vieles zu
tun, um diesen irreführenden Idealbildern zu entsprechen.
Aus diesem Grund veröffentlicht der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes, der am 11.11.
in Wels tagt, eine Resolution gegen Schönheitsoperationen, die Maßnahmen und Standards gegen die Verharmlosung
solcher Operationen fordert. "Wir können nicht länger tatenlos zusehen, wir müssen Mädchen
und Frauen vor einem gefährlichen Trend schützen. Die Folgen sind Essstörungen, an denen rund 200.000
Frauen zumindest einmal im Leben leiden sowie psychische Probleme und Komplikationen bei schönheitschirurgischen
Eingriffen", sagt die Vorsitzende des Ausschusses, die Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger.
Die Fakten sprechen für sich
Laut Studie des Wiener Frauengesundheitsprogramms gaben 8 Prozent der Frauen über 14 Jahren an, bereits
einen schönheitschirurgischen oder kosmetischen Eingriff hinter sich zu haben. Weitere 25 Prozent können
sich vorstellen, eine solche schönheitsmedizinische Intervention machen zu lassen. Schätzungen zufolge
sind es rund 50.000 Schönheitsoperationen pro Jahr, die in Österreich durchgeführt werden. Favoriten
bei den medizinischen Eingriffen sind Fettabsaugungen, Brustvergrößerungen, Falten- und Gesichtsstraffungen,
Augenlid- und Nasenkorrekturen. Das Nervengift Botox erreicht schon fast die Anwendungshäufigkeit von kosmetischen
Artikeln. Die Tendenz ist steigend, obwohl nur 10 Prozent mit dem Ergebnis ihrer Schönheitsoperation "sehr
zufrieden" sind und 11 Prozent sogar "sehr unzufrieden". Immer mehr Menschen begeben sich in schönheitschirurgische
oder kosmetische Behandlung und sie werden immer jünger.
"Wir müssen die Entwicklung von immer rigider werdenden Schönheits- und Schlankheitsvorstellungen
stoppen. Es wird viel zu wenig über die Risiken und Komplikationen gesprochen - denn Schönheitsoperationen
sind schwere Eingriffe", betont Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Aus den genannten Gründen fordert der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes daher folgende
Maßnahmen und Standards:
- ethische Kriterien und Qualitätsstandards für Schönheitsoperationen und – eingriffe (analog
zu den "Leitlinien zur weiblichen Genitalchirurgie", Wien)
- standardisierte, objektivierte PatientInnen-Informationsblätter zu Schönheitsoperationen und –eingriffen
samt schriftlicher Zustimmungserklärung seitens der KonsumentInnen/PatientInnen
- psychologische Beratung im Hinblick auf eine Körperbildstörung als Voraussetzung für einen schönheitschirurgischen
Eingriff
- Verbot der Durchführung von Schönheitsoperationen an noch nicht volljährigen Personen
- Werbeverbot für Schönheitsoperationen und –eingriffe in Discotheken, TV-Shows und anderen Medien
- Kennzeichnungspflicht für unrealistisch verfälschte bzw. bearbeitete Bilder von Frauen in Werbesujets
- Prüfung der Einhaltung und bei Bedarf Verurteilung von Verstößen hinsichtlich der vorhin genannten
Werbeverbote sowie der Kennzeichnung von verfälschten Körperbildern durch den Österreichischen Werberat
- Verankerung von gesundem Körperbewusstsein, positiver Selbstwahrnehmung etc. in schulischen Lehrplänen
Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes
Im Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes sind die auf politischer Ebene verantwortlichen
Politikerinnen sowie die städtischen Frauenbeauftragten vertreten. Vorsitzende des Ausschusses ist die amtsführende
Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger. Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes hat
sich zum Ziel gesetzt, die Situation der Frauen unmittelbar vor Ort zu verbessern. Erfahrungsaustausch und gemeinsame
Aktionen, wie ein österreichweites Pfeifkonzert gegen Gewalt an Frauen, Aktionen zum Equal Pay Day und gemeinsam
erarbeitete Resolutionen, machen den Frauenausschuss zu einer wichtigen Plattform für kommunale Frauenpolitik.
Kommunalpolitik muss immer auch Frauenpolitik sein.
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