Wien (wienenergie) - Mit dem Bohrbeginn für das Geothermie-Kraftwerk Aspern fällt der Startschuss
für die Versorgung der Seestadt aspern und Wiens mit umweltfreundlicher Fernwärme aus Erdwärme.
Ab 2014 werden 40.000 Wohnungen von der Geothermie im Wiener Becken profitieren. Renate Brauner, Vizebürgermeisterin
und Wirtschaftsstadträtin der Stadt Wien: "Der Ausbau der Seestadt aspern schreitet mit dem Beginn der
Bohrung für die Geothermie zügig voran. Das Pilotprojekt Geothermie-Kraftwerk Aspern dient ganz besonders
dem Klimaschutz in Wien. Und es bringt vor allem den künftigen BewohnerInnen der Seestadt eine völlig
neuartige Energieinfrastruktur, wie es sie in dieser Größenordnung in Österreich bislang nicht
gab. Gerade in Zeiten, in denen die Konjunktur schwächer wird, sind Investitionen der Stadt und ihrer Unternehmen
in nachhaltige Infrastruktur-Projekte ein Gebot der Stunde".
Das Geothermie-Kraftwerk Aspern wird mit rund 40 Megawatt (MW) 60 Prozent mehr thermische Leistung bringen als
jede vergleichbare Anlage in Österreich. Sie ist auch das erste hydrothermale Geothermie-Vorhaben zur Energiegewinnung
im Wiener Becken, in dem mit den vermuteten Heißwasservorkommen ein riesiges Energiepotenzial schlummert.
Geothermie zählt zu den innovativsten und umweltfreundlichsten Methoden zur Wärmeerzeugung.
Umweltfreundliche Fernwärme für 40.000 Wohnungen ab 2014
Bereits ab 2014 wird die Energie des 150Grad Celsius heißen Wassers aus rund 5.000 Metern Tiefe im Eßlinger
Untergrund den gesamten Heizenergiebedarf für über 40.000 Wohnungen und Betriebe im Stadterweiterungsgebiet
aspern und in Wien decken. Jährlich können dann rund 130.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Wärmeversorgung
aus Erdwärme ist nicht nur CO2-neutral, sie ist auch effizient und preisstabil. Diese Energie ist vollkommen
unabhängig von äußeren Einflüssen wie Wind und Sonne und kann direkt vor Ort gewonnen werden.
Helmut Miksits, Vorstandsdirektor Wiener Stadtwerke Holding AG: "Umweltfreundliche Lösungen zur Energie-Erzeugung
sind die Zukunft. Regionale Klimaschutzprojekte spielen dabei eine immer größere Rolle. Mit dem Wiener
Modell - einer Kombination aus Strom- und Wärmeproduktion über Kraft-Wärme-Kopplung in hocheffizienten
Gas-Kraftwerken und der Wärme aus Abfallverwertung - erzeugen wir seit langem klimafreundlich und zu fairen
Preisen Strom und Energie für Raumwärme und Warmwasser. Durch den Bau des Geothermie-Kraftwerks Aspern
wird Wien Energie den Anteil an erneuerbarer Energie im Fernwärmenetz auf 20 Prozent steigern. Die Geothermie
Aspern ist damit ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu Smart Energy und zur Smart City Wien."
Susanna Zapreva, Geschäftsführerin Wien Energie: "Als Österreichs größter Energiedienstleister
haben wir rechtzeitig begonnen, die Weichen in Richtung nachhaltiger Energiezukunft zu stellen. Die Geothermie
passt sich klar in dieses Konzept ein, den Anteil der erneuerbaren Energieträger in der Energieproduktion
zu steigern."
Gerhard Fida, Geschäftsführer von Wien Energie Fernwärme: "Mit diesem Pilotkraftwerk brechen
wir in eine Zukunft auf, in der die bestmögliche Nutzung nachhaltiger Energieträger eine entscheidende
Rolle spielen wird. Mit einer Investition von rund 45 Millionen Euro können wir mit der Geothermie den erneuerbaren
Energieanteil im Fernwärmenetz deutlich steigern."
Gerhard Hirczi, Geschäftsführer Wirtschaftsagentur Wien, die zu 20 Prozent an der Geothermiezentrum Aspern
GmbH beteiligt ist: "Regenerative Energiegewinnungsmethoden wie die Geothermie sind Wirtschaftsbereiche mit
großem Wachstumspotenzial, denn sie sind ressourcenschonend und umweltverträglich. Geothermie ist zudem
effizient, sicher und günstig, was sie zu einem idealen Bestandteil einer zukunftsfähigen Energieversorgung
macht. Die Wirtschaftsagentur Wien errichtet derzeit mit dem "aspern IQ" das erste Bürogebäude
auf dem Seestadt-Areal. Der Schwerpunkt liegt auf umweltfreundlichen Technologien. Wir sind stolz, durch die Nutzung
von Geothermie den zukünftigen Unternehmen der Seestadt ein so vorausschauendes Energiekonzept bieten zu können."
Hydrothermale Geothermie: Geologie im Wiener Becken ermöglicht sanfte Erschließung
Bei der hydrothermalen Geothermie werden bei der ersten Bohrung wasserführende Gesteinsschichten im tiefen
Untergrund in rund 5.000 Meter Tiefe direkt angebohrt. Das im Gestein enthaltende Thermalwasser wird an die Oberfläche
gefördert. Mit einem Wärmetauscher wird dem Heißwasser die Wärmeenergie entzogen und ins Fernwärmenetz
gespeist. Über eine zweite Bohrung wird das abgekühlte Wasser zurück in etwa 3.600 Meter Tiefe geleitet.
Mit der Rückführung des abgekühlten Wassers entsteht ein erneuerbarer Energiekreislauf.
Michael Kotschan, Geschäftsführer der Geothermiezentrum Aspern GmbH: "Die günstige Geologie
im Wiener Becken erlaubt uns, mit der hydrothermalen Geothermie eine sehr sanfte Form der Energiegewinnung anzuwenden.
Das heißt, wir schaffen keine künstlichen Risse, sondern nehmen nur, was natürlich vorhanden ist,
nämlich heißes Thermalwasser. Seismische Aktivitäten sind dadurch so minimal, dass sie zwar mit
hochsensiblen Geräten gemessen werden können, für die AnrainerInnen aber nicht spürbar sind.
Das gesamte Vorhaben ist wissenschaftlich gründlich geprüft. Der ordnungsgemäße Bau und Betrieb
wird von Experten der Technischen Universität Wien mit Messungen vor Ort laufend beobachtet und kontrolliert."
Meilensteine
- 1974: Erste Bohrungen der OMV in Aspern, zufälliger Fund von Thermalwasser, erstes hydrogeologisches Modell
des Untergrundes wird erstellt, dann keine weiteren Aktivitäten mehr.
- 2006: Wien Energie knüpft an die damals gewonnenen Erkenntnisse an und führt die Erforschung des
geologischen und hydrologischen Systems in Aspern weiter.
- 2007: Gründung der Geothermie-Zentrum Aspern GmbH gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien - Mai 2010:
Positive Umweltverträglichkeitsprüfung und damit grünes Licht der Stadtregierung für die Entwicklung
des Südwestteiles der Seestadt Aspern.
- Frühjahr 2011: Erste Vorbereitungsarbeiten in Eßling für die im Herbst bevorstehenden Bohrungen.
- November 2011: Offizieller Spatenstich für das Geothermie- Kraftwerk Aspern/Eßling und Start der
Errichtung des Bohrplatzes.
- Herbst 2012: Voraussichtlicher Abschluss der Bohrungen. Fertigstellung des "aspern IQ".
- Ende 2013: Fertigstellung der ersten Wohnungen der Seestadt, Eröffnung der beiden neuen U2-Stationen in
der Seestadt.
- 2014: Inbetriebnahme des Geothermie-Kraftwerks Aspern, Anschluss der Seestadt ans Fernwärmenetz.
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