EU und Brasilien vertiefen ihre Beziehungen durch ein mit 10 Mio. EUR dotiertes gemeinsames IKT-Feldforschungsprogramm
Brüssel (ec.europa) - Die Europäische Kommission und die brasilianische Regierung haben
auf ihrer jährlichen Tagung in Brasilia im Rahmen des Dialogs über Informations- und Kommunikationstechnologien
(IKT) vereinbart, eine neue koordinierte Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für Forschungs-
und Entwicklungsprojekte im Bereich IKT zu veröffentlichen, für die Mittel in Höhe von 10 Mio. EUR
bereitgestellt werden. Diese Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen wird es Forschern und Unternehmen
in beiden Regionen ermöglichen, ihre Arbeit auf Gebiete wie „Cloud Computing“ für die Wissenschaft, nachhaltige
Technologien für „intelligente“ Städte, „intelligente“ Plattformen für eine „intelligentere“ Gesellschaft
sowie HbbTV-Anwendungen und -Dienste (Rundfunk-Breitband- Verbund- Fernsehen) auszudehnen. Ferner haben die Kommission
und die brasilianischen Behörden einen Erfahrungs- und Informationsaustausch über politische und rechtliche
Aspekte der Informations- und Kommunikationstechnologien vereinbart, z. B. Entwicklung der Breitbandtechnik, Regulierung
und Sicherheit des Internet, Cloud Computing sowie Digitalrundfunk und zugehörige Inhalte.
Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission erklärte
hierzu: „Dieses neue Projekt zur Förderung der Forschung ist ein erneuter großer Fortschritt bei der
Zusammenarbeit zwischen der EU und Brasilien. Die weitere Vertiefung der Kooperation auf diesem Gebiet verspricht
für beide Seiten großen Nutzen.“
Dank der heutigen Vereinbarung können europäische und brasilianische Forscher mit vereinten Kräften
Cloud-Computing-Lösungen für wissenschaftliche Herausforderungen in Bereichen wie Umweltmodellierung,
biologische Vielfalt und Biowissenschaften entwickeln. Daneben werden sie gemeinsam an der Nutzung der von nachhaltigen
Technologien eröffneten Möglichkeiten (z. B. Mikrosysteme und Mikroelektronik) für „intelligente“
Städte arbeiten und interoperable Internet-Infrastrukturen einrichten, um zu untersuchen, wie neue Trends
bei der Datenerhebung (z. B. mittels Sensoren) und der Nutzung sozialer Netzwerke etwa für organisatorische
Zwecke und zur Sicherheitsaufsicht bei Großveranstaltungen mit sehr vielen Teilnehmern, in Notfällen
oder im Bereich der Mobilität genutzt werden können. Außerdem haben Europa und Brasilien vereinbart,
gemeinsam die Entwicklung einer neuen Generation von HbbTV-Anwendungen und -Diensten voranzutreiben, bei denen
die zunehmende Kombinationsfähigkeit von Internet und Fernsehen sowohl für gewerbliche als auch für
pädagogische oder öffentliche Zwecke genutzt wird.
Hintergrund
Die heutige Vereinbarung beruht auf der mehr als zehnjährigen Beteiligung Brasiliens an den Forschungsrahmenprogrammen
der EU, in deren Verlauf brasilianische Organisationen einen EU-Beitrag von insgesamt mehr als 7 Mio. EUR erhalten
haben. Im Zuge des 7. Rahmenprogramms (2007–2013) beteiligen sich bereits 48 brasilianische Forschungseinrichtungen
als Partner an Projekten, die aus Mitteln der EU-Programme für die IKT-Forschung und -Entwicklung und für
e-Infrastrukturen gefördert werden. Damit stellen sie mehr als ein Viertel aller lateinamerikanischen Teilnehmer
an den EU-Forschungsprogrammen, und ihr Anteil dürfte dank neuer Fördermöglichkeiten für die
Zusammenarbeit mit Drittländern künftig noch zunehmen.
Diese Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen knüpft an die im September 2010 bei der Konferenz
“ICT 2010: Digitally Driven” in Brüssel (s.IP/10/1200) veröffentlichte erste koordinierte Aufforderung
an, für die gemeinsam insgesamt 10 Mio. EUR zur Förderung von Projekten bereitgestellt wurden, die künftige
Internet-Versuchsanlagen und Internetsicherheit, Mikroelektronik und Mikrosysteme, vernetzte Beaufsichtigung und
Überwachung sowie e-Infrastrukturen betrafen.
Dies war die letzte Tagung des jährlichen Dialogs, den die Kommission und die brasilianische Regierung im
IKT-Bereich eingerichtet haben und der sich auf politische und rechtliche Aspekte sowie die Zusammenarbeit bei
Forschung und Entwicklung im Rahmen der 2007 aufgenommenen strategischen Partnerschaft EU-Brasilien erstreckt.
Brasilien spielt auch eine zentrale Rolle in dem lateinamerikanischen Netzwerk RedCLARA, der ersten regionalen
lateinamerikanischen Forschungs- und Bildungsorganisation, der 12 Länder angehören und die derzeit durch
das EU-Kooperationsprogramm @LIS2 bis 2012 mit 12 Mio. EUR gefördert wird. Dank der Hochgeschwindigkeitsanbindung
von RedCLARA an das europaweite GEANT2-Netz hat sich daraus eine hochkarätige Zusammenarbeit zwischen Forschern
aus der EU und Lateinamerika entwickelt. Über diese leistungsfähige interkontinentale Infrastruktur können
beispielsweise europäische Astronomen auf Daten eines einzigartigen Radioteleskops in Chile zugreifen und
mit ihren Kollegen in Brasilien oder den USA zusammenarbeiten, wodurch sich die astronomische Beobachtung gewaltig
verbessert hat. |