Digitale Agenda   

erstellt am
09. 11. 11

EU und Brasilien vertiefen ihre Beziehungen durch ein mit 10 Mio. EUR dotiertes gemeinsames IKT-Feldforschungsprogramm
Brüssel (ec.europa) - Die Europäische Kommission und die brasilianische Regierung haben auf ihrer jährlichen Tagung in Brasilia im Rahmen des Dialogs über Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) vereinbart, eine neue koordinierte Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich IKT zu veröffentlichen, für die Mittel in Höhe von 10 Mio. EUR bereitgestellt werden. Diese Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen wird es Forschern und Unternehmen in beiden Regionen ermöglichen, ihre Arbeit auf Gebiete wie „Cloud Computing“ für die Wissenschaft, nachhaltige Technologien für „intelligente“ Städte, „intelligente“ Plattformen für eine „intelligentere“ Gesellschaft sowie HbbTV-Anwendungen und -Dienste (Rundfunk-Breitband- Verbund- Fernsehen) auszudehnen. Ferner haben die Kommission und die brasilianischen Behörden einen Erfahrungs- und Informationsaustausch über politische und rechtliche Aspekte der Informations- und Kommunikationstechnologien vereinbart, z. B. Entwicklung der Breitbandtechnik, Regulierung und Sicherheit des Internet, Cloud Computing sowie Digitalrundfunk und zugehörige Inhalte.

Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission erklärte hierzu: „Dieses neue Projekt zur Förderung der Forschung ist ein erneuter großer Fortschritt bei der Zusammenarbeit zwischen der EU und Brasilien. Die weitere Vertiefung der Kooperation auf diesem Gebiet verspricht für beide Seiten großen Nutzen.“

Dank der heutigen Vereinbarung können europäische und brasilianische Forscher mit vereinten Kräften Cloud-Computing-Lösungen für wissenschaftliche Herausforderungen in Bereichen wie Umweltmodellierung, biologische Vielfalt und Biowissenschaften entwickeln. Daneben werden sie gemeinsam an der Nutzung der von nachhaltigen Technologien eröffneten Möglichkeiten (z. B. Mikrosysteme und Mikroelektronik) für „intelligente“ Städte arbeiten und interoperable Internet-Infrastrukturen einrichten, um zu untersuchen, wie neue Trends bei der Datenerhebung (z. B. mittels Sensoren) und der Nutzung sozialer Netzwerke etwa für organisatorische Zwecke und zur Sicherheitsaufsicht bei Großveranstaltungen mit sehr vielen Teilnehmern, in Notfällen oder im Bereich der Mobilität genutzt werden können. Außerdem haben Europa und Brasilien vereinbart, gemeinsam die Entwicklung einer neuen Generation von HbbTV-Anwendungen und -Diensten voranzutreiben, bei denen die zunehmende Kombinationsfähigkeit von Internet und Fernsehen sowohl für gewerbliche als auch für pädagogische oder öffentliche Zwecke genutzt wird.

Hintergrund
Die heutige Vereinbarung beruht auf der mehr als zehnjährigen Beteiligung Brasiliens an den Forschungsrahmenprogrammen der EU, in deren Verlauf brasilianische Organisationen einen EU-Beitrag von insgesamt mehr als 7 Mio. EUR erhalten haben. Im Zuge des 7. Rahmenprogramms (2007–2013) beteiligen sich bereits 48 brasilianische Forschungseinrichtungen als Partner an Projekten, die aus Mitteln der EU-Programme für die IKT-Forschung und -Entwicklung und für e-Infrastrukturen gefördert werden. Damit stellen sie mehr als ein Viertel aller lateinamerikanischen Teilnehmer an den EU-Forschungsprogrammen, und ihr Anteil dürfte dank neuer Fördermöglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Drittländern künftig noch zunehmen.

Diese Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen knüpft an die im September 2010 bei der Konferenz “ICT 2010: Digitally Driven” in Brüssel (s.IP/10/1200) veröffentlichte erste koordinierte Aufforderung an, für die gemeinsam insgesamt 10 Mio. EUR zur Förderung von Projekten bereitgestellt wurden, die künftige Internet-Versuchsanlagen und Internetsicherheit, Mikroelektronik und Mikrosysteme, vernetzte Beaufsichtigung und Überwachung sowie e-Infrastrukturen betrafen.

Dies war die letzte Tagung des jährlichen Dialogs, den die Kommission und die brasilianische Regierung im IKT-Bereich eingerichtet haben und der sich auf politische und rechtliche Aspekte sowie die Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung im Rahmen der 2007 aufgenommenen strategischen Partnerschaft EU-Brasilien erstreckt.

Brasilien spielt auch eine zentrale Rolle in dem lateinamerikanischen Netzwerk RedCLARA, der ersten regionalen lateinamerikanischen Forschungs- und Bildungsorganisation, der 12 Länder angehören und die derzeit durch das EU-Kooperationsprogramm @LIS2 bis 2012 mit 12 Mio. EUR gefördert wird. Dank der Hochgeschwindigkeitsanbindung von RedCLARA an das europaweite GEANT2-Netz hat sich daraus eine hochkarätige Zusammenarbeit zwischen Forschern aus der EU und Lateinamerika entwickelt. Über diese leistungsfähige interkontinentale Infrastruktur können beispielsweise europäische Astronomen auf Daten eines einzigartigen Radioteleskops in Chile zugreifen und mit ihren Kollegen in Brasilien oder den USA zusammenarbeiten, wodurch sich die astronomische Beobachtung gewaltig verbessert hat.
     
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