Starke Ausweitung der Naturschutzgebiete in Europa   

erstellt am
21. 11. 11

Brüssel (europa.eu) - Natura 2000, das EU-Netz von geschützten Gebieten, ist erheblich erweitert worden. Knapp 18 000 km 2 sind hinzugekommen, darunter Meeresgebiete mit einer Fläche von 17 000 km 2 , wodurch viele bedrohte Meeresarten besser geschützt werden. Das Netz umfasst jetzt nahezu 18 % der Landfläche der EU und über 145 000 km 2 ihrer Meeresfläche. Am stärksten beigetragen zu dieser jüngsten Erweiterung haben das Vereinigte Königreich, Frankreich, Belgien, Griechenland, Zypern, Ungarn, Litauen und Italien. Natura 2000 ist das Hauptinstrument, mit dem Europa gegen den Verlust an biologischer Vielfalt ankämpft und die Ökosystemdienstleistungen zu schützen sucht.

EU-Umweltkommissar Janez Potoc(nik sagte hierzu: „Natura 2000 ist zur Zeit eines der wirkungsvollsten Instrumente, das wir in Europa haben, um gegen den Verlust an biologischer Vielfalt anzukämpfen. Es spielt eine zentrale Rolle in unserer Strategie zum Schutz unseres Naturerbes. Ich begrüße besonders, dass die europäischen Meere stärker einbezogen wurden, denn der Schutz der Meeresumwelt Europas und ihrer einzigartigen Besonderheiten ist noch nie so wichtig gewesen.“

Natura 2000 ist ein großes Netzwerk von Naturschutzgebieten, das aufgebaut wurde, um das Überleben der wertvollsten und am stärksten bedrohten Arten und Lebensräume in Europa sicherzustellen. Das Netz umfasst rund 26 000 Gebiete, und mit den jüngsten Ergänzungen sind 166 weitere Gebiete mit einer Fläche von knapp 18 800 km 2 hinzugekommen. Mehr als 90 % davon sind Meeresgebiete (17 000 km²), vor allem im Vereinigten Königreich, aber auch in Frankreich, Belgien, Griechenland, Zypern und Italien.

Die neuen Meeresgebiete bieten ein Refugium für viele der seltensten und am stärksten bedrohten Arten in Europa. Im Atlantik umfassen die neu hinzugeko mmenen Gebiete des Vereinigten Königreichs neun Kaltwasserriffe, darunter Riffe vor der Insel Rockall, die eine reiche biologische Vielfalt aufweisen und Korallen, Seespinnen und zahlreiche noch unbenannte Arten beheimaten. Im Mittelmeer bieten die neuen Gebiete einen besseren Schutz für so emblematische Arten wie die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) und die Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus), die in ihren jeweiligen Ökosystemen eine wichtige Rolle spielen.

Die Erweiterungen bedeuten auch einen besseren Schutz für wertvolle terrestrische Lebensräume, darunter Torfmoore in Litauen, Salzmarschen in Ungarn und artenreiche Kalktrockenrasen in Italien und Zypern.

Die verabschiedeten Beschlüsse der Kommission sind ein wichtiger Schri tt hin zur Vervollständigung des Natura-2000-Netzes bis 2012, einer Schlüsselmaßnahme, die zu den Vorschlägen im Rahmen der neuen Biodiversitätsstrategie der EU zählt, die von der Kommission dieses Jahres angenommen wurde.

Hintergrund
Natura-2000 ist ein Netz von Schutzgebieten, bestehend aus besonderen Schutzgebieten nach der FFH-Richtlinie der EU sowie besonderen Schutzgebieten nach der Vogelschutz-Richtlinie der EU. Natura-2000 ist aber keine „Zwangsjacke“, denn innerhalb des Netzes sind Tätigkeiten wie Landwirtschaft, Fremdenverkehr, Forstwirtschaft und Freizeitaktivitäten weiterhin möglich, sofern sie auf nachhaltige Weise und in Harmonie mit der natürlichen Umgebung durchgeführt werden.

Die Mitgliedstaaten haben ihre Natura-2000-Gebiete im Rahmen der FFH-Richtlinie in Partnerschaft mit der Kommission ausgewählt. Nach der Auswahl werden die Gebiete von der Kommission formell als „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“ anerkannt, so wie dies heute geschehen ist. Dadurch wird der formale Status der Gebiete bestätigt und die Verpflichtung zu ihrem Schutz festgeschrieben. Die Mitgliedstaaten müssen sodann innerhalb von sechs Jahren die erforderlichen Verwaltungsmaßnahmen einführen und die Gebiete als besondere Schutzgebiete ausweisen.

Die jüngste Aktualisierung betrifft fünfzehn Mitgliedstaaten und erhöht die Zahl der „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“ um 166. Die zuletzt hinzugekommenen Gebiete verteilen sich auf sechs biogeografische Regionen: die Alpine, die Atlantische, die Boreale, die Kontinentale, die Mediterrane und die Pannonische Region.

Die geschützten Gebiete umfassen eine breite Palette, von blumenreichen Wiesen bis zu Höhlensystemen und Lagunen. Die neun biogeografischen Regionen des Netzes spiegeln die breite Vielfalt der Biodiversität in der EU wider.

Die Biodiversität – die begrenzte Ressource, die die Vielfalt allen Lebens auf der Erde darstellt – ist bedroht. Durch menschliche Aktivitäten gehen Arten mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit verloren, was irreversible Folgen für unsere Zukunft hat. Die Europäische Union kämpft dagegen an und hat sich vor kurzem das neue Ziel gesteckt, den Verlust an biologischer Vielfalt in Europa bis 2020 einzudämmen, die Ökosystemdienstleistungen wie z.B. Bestäubung zu schützen (und angegriffene Ökosystemdienstleistungen wiederherzustellen) und verstärkt dazu beitragen, den weltweiten Biodiversitätsverlust zu verhindern. Natura 2000 ist ein Schlüsselinstrument auf dem Weg zu diesem Ziel.
     
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