Premiere: Siemens erhält ersten Auftrag für neue Straßenbahn-Generation Avenio   

erstellt am
18. 11. 11

Den Haag bestellt 40 Fahrzeuge im Wert von 100 Millionen Euro – Fertigung in Wien
Wien (siemens) - Die Siemens-Division Rail Systems baut 40 vierteilige 100-Prozent- Niederflur-Straßenbahnen vom Typ Avenio für den Betreiber HTM Materieel B.V. in Den Haag. Damit hat sich der niederländische Regierungssitz als weltweit erste Stadt für die neue Generation des Avenio entschieden. Der Auftragswert für die 40 Fahrzeuge inklusive Fahrertraining, Dokumentation und Ersatzteile beläuft sich auf über 100 Millionen Euro. Zudem hat Siemens mit dem Kunden eine Option für bis zu 40 weiteren Avenio-Bahnen vereinbart. Gebaut wird der Avenio im Siemens-Werk in Simmering, wo das Unternehmen rund 900 Mitarbeiter beschäftigt. Die Fahrwerke für die neuen Straßenbahnen kommen aus dem Grazer Werk. Die Auslieferung nach Den Haag soll im Februar 2014 beginnen.

Für den Kunden HTM Materieel B.V. waren Betriebskosten und Nachhaltigkeit des Avenio neben dem Kaufpreis und der Qualität entscheidende Kriterien für die Auftragsvergabe an Siemens. „Dieser Auftrag ist ein weiterer großer Erfolg für das Werk in Simmering und den neuen weltweiten Geschäftsbereich Metros, Reisezugwagen und Straßenbahnen“, erklärt Sandra Gott-Karlbauer, die Leiterin des Geschäftsbereiches. „Der Avenio ist die jüngste Entwicklung in der 130-jährigen Straßenbahn-Geschichte von Siemens und die derzeit modernste, leiseste Niederflur-Straßenbahn.“

Siemens ist einer der größten Anbieter am Markt für Straßenbahnen. Die erste elektrische Straßenbahn der Welt baute Siemens 1881 für Berlin. Heute stammt jede dritte Straßenbahn in den USA von Siemens. Weltweit sind derzeit rund 27.000 Straßenbahnen im Einsatz, dabei müssen die Flotten regelmäßig modernisiert oder vergrößert werden, denn der Mobilitätsbedarf in den Städten wächst und klimafreundlicher Transport wird immer wichtiger. Laut einer UNIFE-Studie wird der entsprechende Weltmarkt für Straßenbahnen bis 2016 jährlich um fast vier Prozent auf knapp über drei Milliarden Euro wachsen.

Siemens fertigt den Avenio im Werk in Wien Simmering
Die Vorbereitungen für die Fertigung des Avenio in Wien laufen gerade an. Die ersten der insgesamt 40 vierteiligen Fahrzeuge werden im Februar 2014 nach Den Haag ausgeliefert, die letzten sollen etwa ein Jahr später beim Kunden ankommen. Sie werden unter anderem die älteren Fahrzeuge ersetzen. Jeder Avenio für Den Haag ist 35 Meter lang und bietet den Passagieren 70 Sitz- und 168 Stehplätze. Im Gang sind keine Stufen, da der Avenio eine 100-Prozent-Niederflur-Straßenbahn ist.

Der Avenio basiert auf den Einzelgelenkfahrzeugen, die seit 2005 in Almada (Portugal) und seit 2006 in Budapest (Ungarn) erfolgreich im Fahrgasteinsatz sind. Bei diesem Fahrzeugkonzept haben die Siemens-Ingenieure besonderen Wert auf Komfort für Passagiere und Fahrer sowie auf niedrigen Verschleiß von Rad und Schiene gelegt. Dazu wurden die Drehgestelle des Avenio um bis zu 4,5 Grad ausdrehbar gestaltet. Sie bewegen sich bei Kurvenfahrten daher besser als starr mit dem Wagenkasten gekoppelte Fahrwerke. Außerdem gelang es den Entwicklern, die Antriebs- und Bremsgeräusche zu reduzieren, was nicht nur den Fahrgästen, sondern auch den Passanten und Anwohnern nutzt. Gründe hierfür sind vor allem geräuscharme, elektrische Bremsen, gummigefederte Radreifen und im Stand gedrosselte oder abgeschaltete Nebenaggregate. Der voll abgefederte Antrieb verringert zudem Geräuschemissionen und Vibrationen.

Die neue Straßenbahn-Generation vereint 130 Jahre Erfahrung von Siemens im Straßenbahnbau und mehr als 20 Jahre Expertise in den speziellen Anforderungen der Niederflurtechnik. Gleichzeitig profitiert der Avenio von dem umfassenden Know-how des Siemens-Konzerns bei der Kombination von betrieblich bewährten Komponenten und einem modernen Fahrzeugkonzept. Aufgrund der guten Energieeffizienz und der Umweltfreundlichkeit gehört der Avenio zum Siemens-Umweltportfolio, mit dem das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von rund 28 Milliarden Euro erzielte.

Wien: Weltweiter Geschäftsbereich für Metros, Reisezugwagen und Straßenbahnen
Am Standort Wien Simmering von Siemens ist das weltweite Geschäft für Metros, Light Rails und Reisezugwagen gebündelt und damit ein wichtiger Eckpfeiler der Siemens-Bahntechnik. Hier ist das Know-how der gesamten Logistik- und Prozesskette von Forschung, Entwicklung, Engineering, Fertigung, Endmontage bis zur Inbetriebsetzung vereint. Mit neuesten Fertigungstechnologien, wie zum Beispiel Schweiß-Robotern, werden in Wien Fahrzeuge aus rostfreiem Stahl oder in Aluminium-Großprofilbauweise produziert. In der fast 14.000 m² großen Endmontagehalle können Fahrzeuge an sieben Modulen gleichzeitig montiert werden. Bis zu 500 Fahrzeuge verlassen die Fabrik jedes Jahr. Die Entwicklungs- und Fertigungstradition reicht mehr als 150 Jahre in die Zeit der "k&k-Waggonfabrik" zurück.

Graz: Das Welt-Kompetenz-Zentrum für Fahrwerke von Siemens
Siemens in Graz ist als Entwickler und Produzent von High-Tech-Fahrwerken ein wichtiger Partner der weltweiten Schienenfahrzeug-Industrie. Das Welt-Kompetenz-Zentrum in Graz ist der Fahrwerk-Produzent mit dem weltweit höchsten Automatisierungsgrad. Beispielsweise werden dank der sogenannten "Fließfertigung" mit Hilfe modernster Robotertechnik jährlich 1.500 km Schweißnähte erzeugt. Siemens gehört zu den größten Schienenfahrzeug-Herstellern der Welt.
     
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