|
Debatte zum Bundesfinanzgesetz 2012 |
|
erstellt am
16. 11. 11
|
Faymann:
Brauchen klare Finanzmarktregeln und wirksame Mittel zur Schuldenreduzierung
Höhere Verbindlichkeit bei Defizitregel konsequenter Schritt
Wien (sk) - Bundeskanzler Werner Faymann betonte am 16.11. im Nationalrat, dass es für die Zukunft
Europas und der Eurozone unerlässlich sei, dass die Länder der Eurozone ihre Haushalte in den Griff bekommen
und ihre Schulden reduzieren. "Es muss hier eine höhere Verbindlichkeit geben. Und zwar nicht zuletzt
durch die Verankerung einer Schuldenbremse in der Verfassung", so Faymann. Zwar seien auch andere Maßnahmen,
wie eine wirksame Regulierung der Finanzmärkte, notwendig. Doch das sei "keine Frage des Entweder-Oder.
Wir brauchen sowohl klare Regeln zur Regulierung der Finanzmärkte als auch wirksame Mittel zur Reduzierung
der Schulden", unterstrich der Bundeskanzler.
Die Euroländer haben zusammengenommen rund acht Billionen Euro Schulden, erläuterte Faymann. "Zwei
Billionen sind als unmittelbare Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise zu verzeichnen. Aber auch davor war die
Verschuldung mit rund sechs Billionen zu hoch", sagte Faymann. Zwar habe man sich eine Gesamtverschuldung
von 60 Prozent des BIP in der Eurozone zum Ziel gesetzt, doch wurde dieses Ziel bisher nicht erreicht. Es brauche
daher höhere Verbindlichkeiten; klare Regeln für das Defizit in der Verfassung seien hier ein konsequenter
Schritt, so Faymann.
Es sei daher wünschenswert, dass alle Länder der Eurozone eine Schuldenbremse vereinbaren, doch "wer
Disziplin von anderen fordert, muss selbst alles daran setzen, dass die eigenen Ziele umgesetzt werden", so
der Kanzler. Österreich stehe im EU-Vergleich bei der Kreditwürdigkeit zwar gut da, doch "die Entwicklung
muss klar in Richtung des ersten in der EU", also Deutschland gehen, so Faymann. Deutschland habe derzeit
ein so niedriges Zinsniveau wie noch nie zuvor. "Wir brauchen eine Vielzahl von Maßnahmen", sagte
Faymann. Eine davon sei eben eine Defizitregel in der Verfassung. "Wir müssen den Mut haben, diese im
eigenen Land umzusetzen", so Faymanns Appell an die Abgeordneten. |
|
|
|
Fekter: Nachhaltige Budgetpolitik schafft stabile Finanzen
Finanzministerin bei der Debatte zum Bundesfinanzgesetz 2012 im Nationalrat
Wien (övp-pk) - Stabile Finanzen für eine sichere Zukunft war das Motto, unter dem ich
das Budget vorgelegt habe. Das wollen wir durch ein Bündel an Maßnahmen erreichen, wies Finanzministerin
Dr. Maria Theresia Fekter am 16.11. bei der Generaldebatte zum Bundesfinanzgesetz 2012 im Nationalrat auf die Schuldenbremse
in der Verfassung, ein Gesetz bezüglich der Haftungsobergrenzen, den Stabilitätspakt, den mehrjährigen
Sparpfad und auf die klaren Ausgabenobergrenzen für die Ressorts hin. Fekter: "Haushaltsdisziplin wird
in der Regierung eingehalten."
"Es ist die wichtigste Aufgabe der Budgetpolitik, Vertrauen zu schaffen, dass unsere Finanzen stabil sind",
erklärte die Ministerin. Notwendig sei das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in ein umsichtiges
Handeln des Staates für eine sichere Zukunft sowie das Vertrauen unserer Partner in der EU und der Finanzmärkte
in die Nachhaltigkeit unserer Budgetpolitik. Die klaren Ziele seien Sparen, Schuldenbremse und Investitionen in
die Zukunft.
Die Finanzministerin verwies in ihrer Rede auf die Krise 2009, bei der hohe Budgetmittel eingesetzt wurden, um
Arbeitsplätze abzusichern, Betrieben zu helfen und die Kaufkraft zu stützen. Das habe zwar viel Geld
gekostet, Österreich sei aber rascher aus der Krise gekommen als andere Staaten und stehe heute in Europa
gut da, hob Fekter die gute Beschäftigung - allen voran die Jugendbeschäftigung - hervor. Zum Vergleich:
Spanien habe 40 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Da könne es nur Resignation geben.
Die Regierung habe auch Offensivmaßnahmen in Bildung, Wissenschaft und Innovation gesetzt, "weil es
wichtig ist, dass man - wenn es um die Zukunft geht - Geld in die Hand nimmt".
Österreich gehe konsequent den Weg der Defizitrückführung und achte auf Wachstum, "denn nur
mit Wachstum können wir Vollbeschäftigung sichern und Steuereinnahmen lukrieren. Nur stabile Finanzen
erlauben es, politisch zu gestalten." Aber auch alle Gebietskörperschaften müssten mithelfen. Unser
Haushaltrecht - dieser mehrjährige Planungspfad mit Ausgabenobergrenzen - gelte inzwischen in ganz Europa
als best practice-Modell und sei inzwischen auch für alle europäischen Staaten Vorbild.
Fekter: "Nachhaltige Budgetpolitik schafft stabile Finanzen. Wir sagen den Österreicherinnen und Österreichern,
wo wir hinwollen, auch wenn damit schmerzhafte Reformen in der Zukunft verbunden sein werden."
Fekter wies darauf hin, dass es bei den auszahlenden Dienststellen für das Pflegegeld bereits zu einer Bündelung
von 300 auf acht kam. "In dieser Richtung werden wir weiter arbeiten", nannte die Ministerin auch eine
Bündelung im fremdenrechtlichen Bereich beim Bundesamt für Migration und Asyl sowie die Umsetzung des
"sixpacks" - also die in der EU beschlossenen Neuregelungen des Wachstums- und Stabilitätspaktes,
welche im Frühjahr dem Hohen Haus vorgelegt werden sollen. In diesem Sinne ersuchte die Ministerin abschließend
das Hohe Haus in seiner Gesamtheit, mitzuhelfen, Stabilität zu signalisieren. |
|
|
|
Strache: Unehrliche Schuldenbremse der Regierung ist in Wirklichkeit Belastungs-Turbo
FPÖ-Chef warnt vor Verlust des Triple-A-Ratings und fordert Volksabstimmung über
Euro-Haftungsschirm
Wien (fpd) - "Eigentlich weiß man nicht so ganz, was bei dieser Bundesregierung schlimmer ist:
ihre Unehrlichkeit oder ihre Unfähigkeit." Mit diesen Worten eröffnete FPÖ- Bundesparteiobmann
HC Strache die Budgetdebatte am 16.11. im Nationalrat. Die Neuverschuldung betrage 9 Milliarden Euro. Hinzu kämen
21 Milliarden Euro an Haftungen, die wiederum Zinsen von 7 Milliarden Euro verursachen würden. Anstelle einer
seriösen Budgetpolitik werde getrickst, getarnt und getäuscht, was das Zeug halte. Strache verlangte
eine ausgabenseitige Reform bei der Verwaltung, der Gesundheit und beim Subventionsdschungel. Außerdem dürfe
kein Geld mehr zu Pleitestaaten und Bankspekulanten transferiert werden.
Ausführlich nahm Strache zur sogenannten Schuldenbremse Stellung. Die FPÖ sei für eine ehrliche
Schuldenbremse und habe das auch schon mehrfach gefordert. Aber die Bundesregierung versuche, den Österreichern
etwas vorzugaukeln. "Sie benehmen sich wie ein Taschendieb, der sein Opfer ablenkt, damit er ihm die Geldbörse
stehlen kann." Die Schuldenbremse der Regierung sei in Wirklichkeit ein Belastungs-Turbo und eine Aussackelungsmaschinerie.
Man wolle den Österreichern ein Blut-, Schweiß- und Tränen-Budget aufzwingen. Es handle sich um
eine Wirtschafts- und Sozialbremse.
"Solange Österreich noch mit einem einzigen Euro im Euro-Haftungsschirm drinsteckt, solange hat niemand
das Recht, den Österreichern etwas abzuverlangen", betonte Strache, der auch eine Volksabstimmung über
diesen Schirm verlangte. Ebenso warnte er eindringlich vor dem Verlust des österreichischen Triple-A-Ratings. |
|
|
|
Bucher: Rot und Schwarz bejammern eigene Unfähigkeit
Budget ist rot-schwarzer Giftcocktail - BZÖ fordert Zahlungsstopp für marode
Banken und Pleiteländer
Wien (bzö) - "Das rot-schwarze Schauspiel ist nicht mehr ernst zu nehmen. SPÖ und ÖVP
verwechseln das Rednerpult mit einer Klagemauer und bejammern ihre eigene Unfähigkeit. Die ÖVP ist seit
25 Jahren ununterbrochen in der Bundesregierung. Wenn die ÖVP jetzt die Verantwortung abschiebt und die Schuld
der Opposition zuschiebt, dann wird ihr das noch Kopf und Kragen kosten. Rot und Schwarz sollen sich lieber bei
den Österreicherinnen und Österreichern für den hohen Schuldenstand entschuldigen", forderte
BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher bei der Budgetdebatte im Nationalrat. Das Regierungsmodell der Schuldenbremse
verglich Bucher mit einer Fahrradbremse, eingebaut in ein Formel 1 Auto, das gerade gegen die Wand fahre.
SPÖ-Klubobmann Cap sei ein hoffnungsloser Patient, weil er die einfachsten Mechanismen der Volkswirtschaft
nicht verstehe. "Die Steuerzahler müssen bluten, damit die maroden Banken und die Pleitestaaten gefüttert
werden könne. Das ist soziale Gerechtigkeit für die SPÖ. Rot und Schwarz exportieren das Geld der
Steuerzahler nach Griechenland und Co. und importieren dadurch die Krise nach Österreich. Da kann man nur
sagen: Gute Nacht Österreich", kritisierte Bucher.
Der BZÖ-Chef wies darauf hin, dass alle Warnungen des BZÖ seit 2008 in Bezug auf Euro-Krise und Bonität
leider Realität geworden seien. "Die rot-schwarze Europhorie geht zu Lasten des eigenen Landes. Wenn
Faymann, Spindelegger, Fekter und Co. in die EU hinausfahren - wie das Faymann so schön sagt - und Geld versprechen,
muss ihnen bewusst sein, dass dieses Geld gar nicht vorhanden ist. SPÖ und ÖVP geben halb Südeuropa
Geld- und Haftungszusagen, die unsere Kinder erst erwirtschaften müssen. Rot und Schwarz verpfänden damit
die Zukunft der nächsten Generationen."
Bucher betonte, dass das BZÖ mit seinem "Österreich-Sparbuch" zahlreiche Vorschläge und
Initiativen für Einsparungen und Reformen präsentiert und beantragt habe. "Wir fordert eine Privatisierung
der Energieunternehmen, Reformen im Gesundheitssystem, niedrige Steuern mittels Flat Tax Modell, die Zusammenlegung
der Sozialversicherungsanstalten, ein einheitliches Pensionsmodell usw. Denn die Menschen haben kein Verständnis
dafür, wenn beispielsweise die Superpensionisten eine saftige Pensionserhöhung erhalten. Rot und Schwarz
betreiben Klientelpolitik bei Pensionisten und Beamten. Das ist ein rot-schwarzer Giftcocktail."
Bucher verlangte weiters eine dringende Modernisierung des Staates sowie ein Überdenken der Europapolitik
durch Rot und Schwarz. "Es muss Schluss damit sein, dass SPÖ und ÖVP weiter maroden Banken und Pleiteländern
Geld hinterher werfen. Das ist und bleibt ein Fass ohne Boden. Die Rettungsaktionen fruchten nicht, nutzen nichts
und das Geld kommt nur bei den Banken und nicht bei den Menschen an."
"Die rot-schwarze Bundesregierung traut sich in Wahrheit selbst nichts mehr zu und flüchtet vor der Wahrheit
in eine EU-Zentralregierung. Damit opfern SPÖ und ÖVP die Souveränität Österreichs auf
dem Brüsseler Altar. Fakt ist auch: das Budget ist ein Pfuschwerk allererster Güte und gehört zurück
an den Start", so Bucher. |
|
|
|
Städtebund: Zustimmung zu Schuldenbremse nur mit Belastungsstopp
und Absicherung der Einnahmen
Wien (rk) - "Österreichs Städte und Gemeinden sind an einem Abbau der Staatsschulden interessiert,
durch die Erfüllung des Stabilitätspaktes haben wir auch immer dazu beigetragen", betonte Bürgermeister
und Präsident des Österreichischen Städtebundes, Michael Häupl, anlässlich der Sitzung
der Geschäftsleitung des Städtebundes am 16.11., bei der die BürgermeisterInnen aller großen
Städte im Wiener Rathaus vertreten waren.
"Die vom Bund beschlossene Schuldenbremse ist international ein wichtiges Signal. Für Städte und
Gemeinden ist die Zielsetzung prinzipiell begrüßenswert. Dennoch muss klar sein, dass die Umsetzung
durch die kommunale Ebene nur durch begleitende Maßnahmen erreicht werden kann", kündigte Häupl
an.
Inhalt der Gesetzesvorlage ist nämlich unter anderem, dass der geltende Stabilitätspakt aufgekündigt
und ein neuer Pakt auf unbestimmte Zeit beschlossen werden soll. Dazu Städtebund-Generalsekretär Thomas
Weninger: "Es kann nicht sein, dass die Ausgabensituation auf Dauer festgeschrieben ist, ohne die Einnahmensituation
zu kennen". Bisher war der Stabilitätspakt aufgrund der Ertragsanteile des Bundes verhandelt und unterzeichnet
worden. Künftig müssten daher auch die anderen Rahmenbedingungen fixiert werden, sonst sei die Festschreibung
auf Dauer "unsinnig".
Denn Österreichs Städte sind in einer prekären Finanzsituation: die Mittel aus den gemeinschaftlichen
Bundesabgaben (Ertragsanteile) steigen zwar an, können aber nicht die Einbrüche durch die Finanzkrise
der vergangenen beiden Jahre ausgleichen, so dass jetzt gerade erst das Niveau von 2008 erreicht ist. Gleichzeitig
sind die Ausgaben in den Bereichen Gesundheit und Soziales in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert, diese
Ausgaben werden vor allem in Form von Transfers an die jeweiligen Bundesländer überwiesen. Für eigenständige
Investitionen bleibt kaum mehr Spielraum.
Belastungsstopp und Deckelung der Pflichtausgaben
Weninger: "Ein Festschreiben des Schuldenabbaus muss daher mit einem Festschreiben der Pflichtausgaben einhergehen.
Die Transferzahlungen an die Länder werden immer höher. Wir fordern, dass ein Steigen der Transfers an
ein Steigen der Ertragsanteile gekoppelt wird".
Außerdem müsse ein Belastungsstopp her: "Es muss klar sein, dass, wenn das finanzielle Korsett
enger wird, auch kein Millimeter mehr Platz ist für neue Aufgaben, die der Bund an Länder und Gemeinden
delegiert, die dann die Umsetzung selbst finanzieren müssen", so Weninger.
Er fordert parallel zur Schuldenbremse ein "Finanzierungs-Reformpaket": "Kurzfristig müssen
neben den Schulden auch die Pflichtausgaben gedeckelt werden. Mittelfristig können nur durch echte Strukturreformen
die Leistungen der Städte und Gemeinden abgesichert werden: etwa durch eine Neuverteilung der Aufgaben und
Ausgaben und einer umfassenden Struktur- und Verwaltungsreform, um Doppelgleisigkeiten und Mehrfachzuständigkeiten
zwischen Ländern und Gemeinden zu beseitigen. Städte sind Wirtschaftsmotoren, die dazu beitragen, die
Konjunktur zu stabilisieren und damit Beschäftigung vor Ort speziell für Klein- und Mittelunternehmen
zu sichern", so Weninger abschließend. |
|
|
|
Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen.
|
Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.
|
|
zurück |
|
|