Bank Austria Konjunkturindikator rutscht im November mit 0,4 Punkten erstmals seit zwei Jahren
leicht ins Minus
Wien (bank austria) - Die Abkühlung der österreichischen Konjunktur prägt sich immer
deutlicher aus. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im November erstmals seit September 2009 ins Minus gerutscht.
Mit einem Wert von minus 0,4 Punkten hat die im Frühjahr begonnene Talfahrt des Indikators einen vorläufigen
Tiefpunkt erreicht“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die seit zwei Jahren anhaltende kräftige
Erholung ist zum Erliegen gekommen. „Die österreichische Wirtschaft befindet sich derzeit am Beginn einer
Konjunkturdelle, die markant ausfallen und aus der sie sich nur in langsamem Tempo befreien können wird“,
meint Bruckbauer.
„Das von negativen Erwartungen geprägte Umfeld trübt die Konjunkturaussichten deutlich. Im November hat
sich sowohl die Stimmung der heimischen Produzenten als auch jene der Konsumenten weiter verschlechtert“, so Bank
Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Zuspitzung der europäischen Staatsschuldenkrise und gestiegene Konjunktursorgen
erhöhten die Skepsis in Österreichs Industrie, obwohl sich die Stimmung auf europäischer Ebene nicht
weiter verschlimmert hat. Darüber hinaus hat sich die Zuversicht der heimischen Konsumenten innerhalb nur
weniger Monate in eine leicht pessimistische Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen gewandelt. Nach
dem spürbaren Einbruch des Erholungstempos im dritten Quartal, das mit einem Plus um 0,3 Prozent zum Vorquartal
immerhin noch ein moderates Wirtschaftswachstum brachte, sind die Aussichten für das laufende Schlussquartal
2011 noch zurückhaltender. „Die hohe Verunsicherung in der Wirtschaft schlägt sich immer stärker
in den realen Zahlen nieder. Für das vierte Quartal erwarten wir bestenfalls eine Stagnation der Wirtschaft,
doch auch ein leichtes Minus ist bei fortgesetzter Verschlechterung der Rahmenbedingungen nicht mehr auszuschließen“,
so Pudschedl.
Für die Schwäche der heimischen Wirtschaft zum Jahreswechsel ist vorrangig die weltweit abgeflaute Exportnachfrage
verantwortlich, die der heimischen Industrie sogar eine kurze Rezessionsphase bescheren wird. Der fehlende Rückenwind
aus dem Ausland bremst die Investitionstätigkeit weiter ein. In unsicherem Umfeld werden sowohl Neu- als auch
Ersatzinvestitionen verschoben. Der private Konsum setzt seinen moderaten Wachstumspfad fort, doch der Gegenwind
nimmt auch hier zu. Die Inflation bildet sich in den kommenden Monaten reallohnwirksam langsam etwas zurück,
hierfür ist die nachlassende Preisdynamik im Rohstoffsektor - insbesondere bei Erdöl - verantwortlich.
Doch die bereits eingesetzte Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt schlägt sich negativ auf die Konsumlaune
nieder. „Trotz der starken Eintrübung der Konjunktur zum Jahresende hin gehen wir für 2011 dank des kräftigen
Erholungstempos in der ersten Jahreshälfte von einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent aus. Das ist immerhin
die höchste Wachstumsrate seit 2007“, so Bruckbauer.
„Über dem Jahresbeginn 2012 und den ersten Monaten des neuen Jahres sind dunkle Konjunkturwolken aufgezogen.
Im weiteren Jahresverlauf ist jedoch mit einer Auffrischung der wirtschaftlichen Flaute dank einer robusteren globalen
Wirtschaftsentwicklung zu rechnen, wenn die Weichen für eine solidarische Lösung der europäischen
Staatsschuldenkrise gestellt sind und sich die Risikoeinschätzung der Wirtschaftssubjekte normalisiert. Insgesamt
gehen wir für 2012 von einem moderaten Wachstum von 1,1 Prozent aus“, sagt Bruckbauer. Nach der Exportkonjunktur
werden im späteren Jahresverlauf 2012 auch die Investitionstätigkeit und der private Konsum wieder etwas
an Schwung gewinnen. Doch die Aussichten bleiben zurückhaltend, denn eine erhöhte Fiskaldisziplin dämpft
europaweit die Dynamik. Bedingt durch knappere Budgets bleiben die öffentlichen Investitionen verhalten, was
sich auch auf Zurückhaltung im privaten Sektor niederschlagen wird. Die striktere Haushaltspolitik wird 2012
auch die Konsumentwicklung bremsen. Die Inflation wird sich dank einer gemäßigteren Roh-stoffpreisdynamik
zwar abbauen und im Jahresdurchschnitt auf 2,2 Prozent sinken, doch am Arbeitsmarkt ist keine weitere Verbesserung
in Sicht, was die Konsumlaune nachhaltig beeinträchtigt.
Die Lockerung der geldpolitischen Zügel wird der österreichischen Wirtschaft 2012 etwas Unterstützung
bieten. Angesichts des trüben ökonomischen und finanzwirtschaftlichen Umfelds und eines bald nachlassenden
Inflationsdrucks senkte die EZB Anfang November den Refinanzierungszinssatz auf 1,25 Prozent. „Um den Jahreswechsel
rechnen wir mit einem weiteren Zinsschritt nach unten auf 1 Prozent. Eine erste Zinserhöhung steht nach unserer
Ansicht nicht vor 2013 an“, meint Bruckbauer. |