Brüssel (europa.eu) - Forschern aus Deutschland, Italien, Israel und
dem Vereinigten Königreich, die von der EU unterstützt wurden, ist ein Durchbruch in der robotergesteuerten
Neurochirurgie gelungen. Im Rahmen des ROBOCAST-Projekts wurde ein neuer Robotertyp entwickelt, der den Chirurgen
zwei wichtige Vorteile verschafft: 13 Bewegungsgrade (-arten) gegenüber vier bei der menschlichen Hand bei
minimalinvasiven Operationen und ein „haptisches Feedback”, d. h. physische Hinweise, anhand deren Chirurgen Gewebe
bewerten und erkennen können, welche Kraft bei der Operation angewandt wird. Im Rahmen des ROBOCAST-Projekts
gelang dem Roboter eine präzise neurochirurgische Schlüsselloch-Operation an Puppen. Sobald diese Technik
am Menschen eingesetzt werden kann, könnte sie das Leiden von Millionen Europäern lindern, bei denen
Tumore oder Erkrankungen wie Epilepsie, Parkinson und Tourettesyndrom diagnostiziert wurden.
Bei einer neurochirurgischen Schlüsselloch-Operation wird eine Sonde durch eine winzige Öffnung im Schädel,
das sogenannte Trepanationsloch, eingeführt und Gewebe behandelt oder werden Blut und andere Flüssigkeiten
entnommen. Gegenüber Chirurgen ist der Tremor von Robotern um das Zehnfache geringer, wodurch sie besonders
für den Einsatz am empfindlichen Gehirn geeignet sind. Bislang ist es Robotern in Experimenten nicht gelungen,
solche komplizierten Operationen erfolgreich durchzuführen.
„Wenn bei irgendeiner Tätigkeit Präzision gefordert ist, dann bei der Neurochirurgie. Aus diesem Grund
freue ich mich, dass die von der EU finanzierte Forschung dazu beiträgt, dass Operationen für die Chirurgen
und Patienten mit mehr Sicherheit verbunden sind. Wenn wir es in Zeiten einer alternden Bevölkerung in Europa
schaffen, Wartelisten zu verkürzen und bessere Resultate für Patienten zu erzielen, bin ich der Überzeugung,
dass wir durch solche von der EU finanzierten Technologieprojekte einen vielfachen Nutzen erreichen werden”, so
die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes.
Mit dem Folgeprojekt „ACTIVE” werden parallele Forschungsarbeiten im Bereich der robotergesteuerten Neurochirurgie
für Patienten eingeleitet, die während der Operation wach bleiben müssen. Bis zu drei Roboter (zwei
für die Operation, ausgestattet mit Sensoren und Endeffektoren, und einer für den aktiven Ausgleich der
Kopfbewegungen) sollen zusammenarbeiten und den Chirurgen während der Operation unterstützen.
Die Forschung für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Bereich der Medizin wird im Rahmen
der digitalen Agenda für Europa stark gefördert, mit der die mit einer Krankheit verbundenen Schwierigkeiten
gemindert werden sollen und ein aktives Altern in Gesundheit gefördert werden soll.
Hintergrund
Vom 28. November bis zum 4. Dezember findet die Europäische Woche der Robotik statt.
Roboter sind ein wichtiger Bestandteil der computergestützten Chirurgie, die durch dreidimensionale Anzeigen,
eine intraoperative Überwachung in Echtzeit und andere Instrumente Verbesserungen im Bereich der Chirurgie
bewirkt.
Die globale Nachfrage nach Robotern und Produkten im Zusammenhang mit Robotern betrug 2010 ungefähr 15,5 Mrd.
Euro, darunter 3 Mrd. Euro in Europa.
Unter dem 7. Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung hat die Europäische Kommission ca. 400 Mio.
Euro für ungefähr 100 Forschungsprojekte im Bereich der Robotik bereitgestellt.
Das ROBOCAST-Projekt wurde 2008 eingeleitet und führte 2011 zu Versuchsoperationen an Puppen. Das ACTIVE-Projekt
wurde im April 2011 eingeleitet und erstreckt sich über vier Jahre. Hierfür wurden 5,77 Mio. Euro von
den insgesamt 7,62 Mio. Euro der Finanzmittel der Kommission bereitgestellt. Das ACTIVE-Konsortium umfasst sechs
der ROBOCAST-Partner. |