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Budget / Schuldenbremse |
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erstellt am
24. 11. 11
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Fekter: Klares Nein zu Maßnahmen, die den Standort schädigen
Fekter-Plädoyer für Strukturreformen statt Steuererhöhungen stößt
auf breite Zustimmung - Leitl: Österreich mit Sparen und Wachsen in Spirale nach oben bringen
Wien (pwk) - Im Rahmen des heutigen Wirtschaftsparlaments der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)
sprach sich Gastrednerin Finanzministerin Maria Fekter für Strukturreformen aus, die diesen Namen verdienen,
und wandte sich zugleich vehement gegen neuerliche Belastungen für die Wirtschaft und den Mittelstand - und
erntete damit "Standing Ovations" unter den Wirtschaftsdelegierten: "Die Wirtschaft arbeitet gut,
die Staaten nicht - deshalb brauchen wir eine Schuldenbremse in der Verfassung. Wir müssen und wir werden
das durchziehen", so Fekter. Infolge des absehbaren Konjunktureinbruchs seien außerdem zusätzliche
Budgetmaßnahmen notwendig, um rascher in Richtung Nulldefizit zu kommen.
Die 8 Milliarden Euro, die Österreich derzeit an Zinsen zahle, seien "unsozial. Das ist Geld, das uns
in der Wirtschaftsstimulation, in der Bildung und in der Forschung abgeht", so Fekter. Bei dem für 2012
geplanten Sparpaket "müssen wir bei den Ausgaben ansetzen - und zwar dort, wo unsere größten
strukturellen Probleme sind: bei den Frühpensionen, bei den unzähligen öffentlichen Förderungen,
bei den Personalkosten im Bildungsbereich, den ÖBB und im Gesundheitsbereich".
Bei den Frühpensionen seien beispielsweise deutliche Abschläge notwendig, um die Menschen zu ermutigen,
länger zu arbeiten. "Ich habe auch Null Verständnis für 'Golden Handshakes', die für die
Unternehmen eine Betriebsausgabe darstellen und für die Arbeitnehmer steuerlich begünstigt sind",
so Fekter. Bei den zigtausenden verschiedenen Förderansätzen von Bund, Ländern, Gemeinden und anderen
öffentlichen Institutionen sei ein strukturelles und stimmiges Konzept nötig. Für den Bildungsbereich
forderte die Finanzministerin ein neues Dienstrecht, wie im Koalitionsübereinkommen vorgesehen. Bei den ÖBB
sollten sämtliche gemeinwirtschaftlichen Leistungen, z.B. Strecken, öffentlich ausgeschrieben werden
müssen. "Im Gesundheitsbereich haben wir das Problem, dass die Spitäler ein Fass ohne Boden und
die Zahlströme nicht in einer Hand gebündelt sind. Hier ist eine Steuerung von oben notwendig."
Neben umfangreichen Strukturreformen sprach sich Fekter leidenschaftlich für eine Vereinfachung der Steuergesetzgebung
aus. "Es ist hoch an der Zeit, den dicken Wust in unserem System zu durchforsten und manches über Bord
zu werfen." Die über 500 Ausnahmebestimmungen sollen bereinigt, der Unterhalt von Kindern solle wie in
Deutschland steuerfrei gestellt werden, so die Finanzministerin. Der dort geltende Steuerfrei-Betrag von 7.000
Euro werde es "aber nicht ganz werden".
Forderungen nach einer höheren Belastung des Mittelstands, ob als Reichen- oder Vermögenssteuer verkleidet,
erteilte sie eine klare Absage: "50 % Einkommensteuer sind genug. Wir brauchen keinen Staat, der sich wie
eine Qualle über alles legt." Auch Maßnahmen, die den Standort gefährden, seien mit ihr nicht
zu machen. "Wer einen Anschlag auf die Gruppenbesteuerung vorhat, ist standortschädlich unterwegs. Ich
halte auch dagegen bei einer Reichensteuer oder einer Steuer auf die Substanz der Betriebe. Einerseits will ich
niemand von den 10 % Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen, die bereits jetzt 74 % der Steuern erbringen, ins Ausland
vertreiben. Andererseits haben wir mit der Gruppenbesteuerung Betriebe nach Österreich gebracht statt nach
Ungarn oder in die Slowakei."
Fekters Plädoyer für Strukturreformen und gegen immer neue Belastungen stieß im Wirtschaftsparlament
auf breiteste Unterstützung: Jahrelang habe die Wirtschaftskammer Erneuerung statt Besteuerung gefordert,
so WKÖ-Präsident Leitl, "geschehen ist das Gegenteil. Österreich hat die Erneuerung verschlafen,
wir sind an letzter Stelle der 17 Euro-Länder, was die Umsetzung von Reformen angeht".
Die Schuldenbremse sei ein richtiger Schritt, mit dem es aber nicht getan sei: "Vorbeischummeln wie in der
Vergangenheit geht jetzt nicht mehr. Eine Bundesregierung, die jetzt nicht klar auf Erneuerung setzt, läuft
Gefahr, das Vertrauen der Wirtschaft zu verlieren. Maria Fekter ist hier die singuläre Stimme, die es zu unterstützen
gilt." Die Regierung sei bei ihrer Klausur in der kommenden Woche aufgefordert, ein klares Konzept mit konkreten
Zielen und Maßnahmen zu beschließen. "Wenn Bund, Länder und Gemeinden jedes Jahr nur 5 %
nachhaltig einsparen, ist das Ziel der Schuldenbremse in relativ kurzer Zeit geschafft. Und wenn wir zudem 2 %
Wachstum in den nächsten zwei Jahren schaffen - und das ist machbar - sind wir statt in der jetzigen Spirale
nach unten in einer Spirale nach oben", so Leitl. |
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Horner: Gerechte Millionärssteuer statt Intelligenzbremse
Ausgewogenheit Um und Auf - Steuerschulden und Steuerprivilegien für Konzerne drängendes
Problem
Linz (sp-ooe) - Derzeit werden die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung des Bundesbudgets
allerorten diskutiert. In Oberösterreich wird dabei besonders die Einäugigkeit der Debatte kritisiert.
"Die SPÖ Oberösterreich hat am letzten Samstag auf ihrem Landesparteitag eine klare Linie zur dringend
notwendigen Verbesserung der Budgetsituation festgelegt. Uns ist besonders wichtig einen ausgewogenen Mix aus Zukunftsinvestitionen
und sinnvoller Ausgabenvermeidung zu finden. Gelingt das nicht, wird die Schuldenbremse zur "Intelligenzbremse".
steht für die SP OÖ laut Landesgeschäftsführer Christian Horner fest.
In einer Resolution, eingebracht von der FSG OÖ, sei einstimmig festgelegt worden, welche Leitlinien für
die Budgetverbesserung und Stärkung des Euro in Österreich wichtig seien. Es ginge dabei um einen verantwortungsvollen
Mix an Veränderungen bei den öffentlichen Einnahmen und Ausgaben. "Wir vermissen in der gegenwärtigen
Debatte diese Ausgewogenheit vor allem bei der ÖVP. So kommen die für die soziale Ausgewogenheit so wichtige
Umsetzung der Finanztransaktionssteuer, die Zurückdrängung des Steuerdiebstahls durch horrende Steuerrückstände
und die Beseitigung von Privilegien der Konzerne gegenüber den Klein- und Mittelbetrieben und den ArbeitnehmerInnen
im Steuerrecht viel zu kurz. Werden diese Bereiche nicht angegangen, wird das nötige Gesamtpaket zur Budgetverbesserung
schwere Akzeptanzverbesserung bei den Menschen bekommen.", so Horner.
Es sei die ÖVP mit ihrem Hang zu allererst von den ArbeitnehmerInnen, Kranken und PensionistInnen Opfer zu
verlangen, die für die Schieflage in der öffentlichen Debatte sorge. Nichts höre man etwa von der
VP-Finanzministerin, wie sie Steuerschulden von derzeit rund 1,7 Milliarden Euro rascher einnehmen will. "Die
Verbesserung des Budgets samt Reduzierung von Staatsschulden sind sehr wichtig für die Menschen dieses Landes,
aber man darf dabei nicht auf einem Auge blind sein", so der SP-Landesgeschäftsführer. "Wenn
einem der soziale Friede in diesem Land wichtig ist, dann darf man die Augen vor Steuerprivilegien nicht verschließen.
Deutlich wird dies unter anderem bei der Gruppenbesteuerung, die insgesamt für die Arbeitsplätze, Stichwort
Verlagerung ins Ausland, und den öffentlichen Haushalt, Stichwort Gegenrechnung ausländischer Verlust
auf österreichische Gewinne, insgesamt für das Land mehr Nachteile bringt und lediglich einzelne Eigentümer
und Aktionäre begünstigt. Gerade in Krisenzeiten muss man ehrlich aussprechen, solche Privilegien können
wir uns nicht leisten", kritisiert Horner.
Der Beschluss der SP OÖ umfasst folgende Forderungen: \x{2588} Vermögensbezogene Steuern, wie eine "Millionärssteuer"
auf Privatvermögen mit einem Freibetrag von einer Million Euro \x{2588} Die Steuerschulden (1,7 Milliarden
Euro!) müssen endlich eingetrieben werden \x{2588} Die Finanztransaktionssteuer muss endlich umgesetzt werden
\x{2588} Eurobonds auflegen, um zu verhindern, dass Analysten einzelne Staaten abwerten, um daraus Gewinne zu lukrieren
\x{2588} Eine europäische Wachstumspolitik durch gemeinsame Investitionen, höhere Löhne, sowie ein
Stoppen des Steuerwettlaufs nach unten \x{2588} Eine gesetzliche Einschränkung des Handlungsspielraums von
Banken mit einer klaren Trennung in Geschäfts- und Investmentbanken, stärkere Kontrollen des Bankgeschäftes
durch die Finanzmarktaufsicht und Ausbau des KonsumentInnenschutzes im Umgang mit Finanzdienstleistungen
"Die Forderung von Bundesministerin Mikl-Leitner"Ein klares Ja zum Solidarbeitrag " ab 500.000 Euro
Jahreseinkommen begrüßen wir. Allerdings nur, wenn sie ist nicht zur Beruhigungspille oder als Ablenkungsmanöver
für einseitige Verschlechterungen für ArbeitnehmerInnen verkommt. Die SPÖ Oberösterreich hat
sich immer für eine sozial gerechte Millionärssteuer für Vermögen ab einer Höhe von einer
Million Euro ausgesprochen. Und das dauerhaft und nicht auf ein paar Jahre begrenzt. Eine solche Maßnahme
wirkt sich also sicher nicht auf den Mittelstand aus, sondern schafft längerfristig Spielraum für eine
Senkung des besonders ungerechten Eingangssteuersatzes von 36,5 % bei Löhnen ab ca. 1.350 Euro", entkräftet
Horner schließlich den Vorwurf von Mikl-Leitner, die SPÖ-Forderungen beträfen nicht ein paar Milliardäre,
sondern den Mittelstand. |
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Kickl: Rücktritt der Regierung mit Neuwahlen ist effektivste Schuldenbremse
Kanzler HC Strache steht für Bürokratieabbau, Verwaltungsreform,
Kampf gegen Subventionsdschungel und effektive direkte Demokratie
Wien (fpd) - "Das aktuelle Budget folgt der Schuldenmacherei der Vergangenheit. Die Schuldenbremse
ist daher nicht mehr als ein wertlosen Lippenbekenntnis, denn sowohl Kanzler Faymann als auch sein Vize Spindelegger
haben sich bisher als Belastungskaiser erwiesen und werden dies mit Sicherheit bleiben", erklärt FPÖ-Generalsekretär
NAbg. Herbert Kickl am 24.11. "Die einzige effektive Schuldenbremse kann daher nur der Rücktritt der
Regierung mit anschließenden Neuwahlen sein. Nur ein Kanzler HC Strache steht für eine gelebte Schuldenbremse
durch eine Änderung des Systems", hält Kickl fest.
Die FPÖ wehre sich entschieden gegen weitere Belastungen für die Österreicher und die Übernahme
von Haftungsverpflichtungen gegenüber anderen Euro-Staaten: "Sparen im Inland heiß auch, dass gegenüber
der EU gespart werden muss. Es kann nicht sein, dass Faymann und Co. die Erträge aus Belastungen der eigenen
Bevölkerung nach Griechenland oder Italien pumpen oder damit die weiter zu erwartenden Spekulationsverluste
der Banken abdecken."
"Wir brauchen dringend eine Änderung des Systems: Weg von der rot-schwarzen Proporzregierung hin zu System
mit starker und verbindlicher direkter Demokratie, wie im FPÖ-Paket der letzten Sondersitzung gefordert und
beantragt. Die Frustrations- und Täuschungsmechanismen der Regierung Faymann haben ausgedient", so Kickl.
Die Freiheitlichen seien die einzige Kraft, die sich für einen Systemwandel zum Wohle der Österreicherinnen
und Österreicher stark mache. Das BZÖ habe sich hingegen durch sein Andienen an die ÖVP gegen eine
Systemänderung und für einen Kurs des Dabeiseins um jeden Preis entschieden. |
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Schuldenbremsen in Verfassungen verbessern gar nichts
Griechen helfen, heißt uns selbst helfen
Wien (ögb) - "Die Budgets der EU-Staaten müssen in Ordnung gebracht werden, dazu stehen wir
ganz klar", sagte Bernadette Ségol, Generalsekretärin des EGB (Europäischer Gewerkschaftsbund),
im Vorfeld des Europadialogs von ÖGB und Österreichsicher Gesellschaft für Europapolitik am 23.11.
"Aber die Mittel, die dafür angewendet werden, die strikte Sparpolitik und Kürzungen, sind falsch.
Das funktioniert nicht."
Auch verfassungsmäßig verankerten Schuldenbremsen kann Ségol nichts abgewinnen: "Eine Schuldenbremse
in die Verfassung ist nicht sinnvoll. Das lässt keine Flexibilität zu wenn es nötig ist, und ist
auch ein riskanter Schritt. Es wird auch, beispielsweise in Spanien nicht dazu beitragen, die massive Spekulation
einzudämmen."
Stattdessen sprach sich Ségol dafür aus, dass die europäischen Regierungen die Politik wieder
selbst in die Hand nehmen. "Wir sind nicht in den Händen von Standard&Poors, Moodys oder Fitch. Das
ist schon noch Demokratie hier." Die Politiker seien nicht in den Händen der Märkte, die Märkte
würden politisches Leadership erwarten. In Europa sei man punkto Verantwortung abgeben schon sehr weit gegangen,
das hätte schon vor Jahren von der Politik gestoppt werden können.
Ségol ging weiters darauf ein, wie man österreichischen SteuerzahlerInnen erklären könne,
warum sie für Griechenland zahlen sollten. "Help yourself ist die Antwort. Es ist im Interesse aller,
auch der Menschen in Österreich. Wenn Griechenland pleite geht, wohin werden dann deutsche Firmen exportieren?
Den Griechen zu helfen ist nicht nur aus moralischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Solidarität nötig."
Tendenzen, die vermehrt von europäischer auf nationale Ebene zurück gehen wollen, erteilte Ségol
eine Abfuhr: "Darin liegt überhaupt keine Zukunft, nicht für uns, nicht für unsere Kinder.
Das bringt uns um keinen einzigen Job mehr, das bringt kein Wachstum, nicht mehr Sicherheit oder Stabilität
für die einzelnen Staaten." |
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OeNB-Gouverneur Nowotny: Wichtig, im eigenen Haus Ordnung zu halten
Finanzausschuss diskutiert Schuldenbremse und Eurobonds
Wien (pk) - Thema der aktuellen Aussprache in Finanzausschuss des Nationalrats am Abend des 23.11. war der
2. Halbjahresbericht 2011 des Gouverneurs und des Vize-Gouverneurs der Oesterreichischen Nationalbank über
die erfolgten geld- und währungspolitischen Maßnahmen. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny und Vize-Gouverneur
Wolfgang Duchatczek thematisierten dabei die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um das Vertrauen in das österreichische
Kreditsystem zu stärken. Nowotny unterstrich auch die besondere Verantwortung, die dem Gesetzgeber in der
Frage einer Verankerung einer Schuldenbremse in Verfassungsrang zukomme. Das Triple-A-Rating Österreichs hänge
nicht zuletzt von der Einschätzung der Finanzmärkte über die Nachhaltigkeit seiner Maßnahmen
zur Budgetkonsolidierung ab. Das Beispiel anderer Staaten zeige, dass nur eine mit Verfassungsmehrheit eingeführte
Regelung hier ausreichendes Gewicht habe, stellte Nowotny fest.
Wachstumseinbruch 2012 zeichnet sich auch für Österreich ab
In seinem einleitenden Statement sprach OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny die Wachstumsprognosen für das nächste
Jahr an. Die österreichische Wirtschaft, die im ersten Halbjahr 2011 noch kräftig expandierte, zeigte
im dritten Quartal eine Abschwächung, die auch im vierten Quartal anhält. Für das Gesamtjahr 2011
ist zwar mit einem Wachstum von 3 % zu rechnen, in der Exportwirtschaft ist die Wachstumsabschwächung jedoch
bereits spürbar und ein schwaches viertes Quartal zu befürchten. Viele Unternehmen schieben zudem Investitionsprojekte
aufgrund der bestehenden hohen Verunsicherung auf. Trotz erfreulicher Beschäftigungsentwicklung werden auch
die verfügbaren Haushaltseinkommen nur wenig steigen. Die Arbeitslosigkeit steigt seit einigen Monaten wieder
an. WIFO und IHS haben daher die Wachstumsprognosen für 2012 auf 0,8 % bzw. 1,3 % zurückgenommen, was
in etwa auch den Erwartungen der OeNB entspricht.
Nowotny nahm dann Bezug auf Diskussionen mit der Rating-Agentur Moody's über die Zukunft des österreichischen
Triple-A-Ratings. Es bestehe eine allgemeine Krise der Staatshaushalte, und wenn auch Österreich hier noch
im sicheren Bereich liege, so sei doch festzustellen, dass die Refinanzierung der Staatsschuld auch für uns
teurer werde. Die Spreads für zehnjährige österreichische Staatsanleihen, die früher 30 bis
40 Punkte betrugen, liegen nun bereits bei 164 Punkten. Anstatt sich damit, wie in den letzten Jahren, in der Nähe
Deutschlands zu befinden, werde Österreich nun mit Frankreich gruppiert. Die Schuldenbremse als vertrauensbildendes
Element sei daher eine unabdingbar notwendige Maßnahme, sagte Nowotny und betonte die besondere Verantwortung
des Gesetzgebers, diese durch eine Verfassungsmehrheit abzusichern. |
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Ein weiterer Punkt sei das Engagement österreichischer Banken in Ost- und Südosteuropa. Dieses sei prinzipiell
eine Erfolgsgeschichte und die Volkswirtschaften aller beteiligten Staaten hätten davon profitiert. Allerdings
würden sich daraus auch Risiken ergeben. In Verhandlungen mit der FMA und den Banken habe man Vorgaben entwickelt,
um diese Risiken einzugrenzen. Hier geht es um höhere Kapitalisierungserfordernisse an die Mutterbanken, was
auch die Implementierung von Basel III ohne Übergangsbestimmungen bereits ab 1. 1. 2013 umfasst. Die zentrale
Maßnahme ist die Stärkung der lokalen Refinanzierung besonders exponierter Auslandstochterbanken. Hier
ist eine Koppelung des zukünftigen Kreditwachstums an das Wachstum ihrer stabilen, eigenständigen Refinanzierungsformen
(d. h. vor allem Einlagen) vorgesehen. Das bedeutet eine maximale Kredit- Einlagen-Quote von 110 % im Neugeschäft.
Damit wurde ein nachhaltiges Geschäftsmodell für die drei großen, in diesem Bereich engagierten
Banken (Bank Austria, Erste und Raiffeisen International) entwickelt, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. Es gehe
dabei also keineswegs, wie gelegentlich fälschlich kolportiert, um einen Rückzug dieser Banken, sondern
um die Dynamik der weiteren Entwicklung ihres Engagements.
Die Situation auf den internationalen Finanzmärkten sei inzwischen für alle Staaten sehr angespannt.
Auch Deutschland hat seit kurzem Probleme, seine 10-jährigen Bundesanleihen zu niedrigen Zinsen zu refinanzieren.
2012 werde ein massivere Refinanzierungsbedarf für die Staatsanleihen mehrerer europäischer Staaten vorliegen,
dieser werde etwa für Italien 312 Mrd. € betragen, für Frankreich 246 Mrd. €. Österreich werde einen
Refinanzierungsbedarf von 18 Mrd. € habe und sei damit in einer vergleichsweise günstigen Lage, da der Bund
stets ein kluges Schuldenmanagement betrieben habe. Es sei aber auch zu bedenken, dass es auch einen Refinanzierungsbedarf
der Kreditwirtschaft gebe. Insofern sei es für den österreichischen Staat besonders wichtig, "im
eigenen Haus Ordnung zu halten", meinte Nowotny und sprach sich nochmals dezidiert für die Schuldenbremse
aus.
OeNB-Vizegouverneur Duchatczek verwies ergänzend zu den Ausführungen von Gouverneur Nowotny darauf, dass
die Maßnahmen der OeNB im Kontext europäischer Vorgaben stehen. So verabschiedete ECOFIN am 8. November
2011 formell sechs Legislativakte zur verstärkten wirtschaftspolitischen Steuerung ("Six Pack").
Wesentliche Neuerungen bestehen zum einen in der Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP), mit strengeren
Vorgaben im präventiven und korrektiven Arm sowie finanziellen Sanktionen für Euroraum-Mitgliedstaaten
im Falle der Nicht-Einhaltung wirtschaftspolitischer Empfehlungen. Zum anderen wurde eine gänzlich neue Prozedur
zur Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte geschaffen (Excessive Imbalances Procedure, EIP).
Gemäß einem Indikatoren-Set ("Scoreboard") soll eine Früherkennung möglicher Ungleichgewichte
stattfinden. Auch im Rahmen dieser Prozedur können finanzielle Sanktionen gegen Euroraum-Mitglieder verhängt
werden. Für sämtliche Sanktionen (SWP, EIP) gilt, dass diese quasi-automatisch in Kraft treten.
Der Euro-Gipfels vom 26.Oktober 2011 beschloss eine Ausweitung des "Euro-Schutzschirms" European Financial
Stability Facility (EFSF). Dazu wurden zwei Optionen im Grundsatz beschlossen: Erstens die Bereitstellung von zusätzlichen
Sicherheiten für Privatanleger als Option beim Kauf von Anleihen am Primärmarkt ("Versicherungslösung")
und zweitens die Optimierung der EFSF-Finanzierungsmechanismen über Zweckgesellschaften, damit erhöhte
Mittel für Gewährung von Darlehen, Bankenrekapitalisierung sowie Ankauf von Staatsanleihen im Primär-
und Sekundärmarkt bereitstehen ("Hebelung"). Eine weitere Zusammenarbeit mit dem IWF wird angestrebt,
um die Wirkung der Finanzmittel der EFSF zu steigern. Am 7. November 2011 veröffentlichte der EFSF die Umsetzungsmodalitäten
zu den beiden Optionen.
Zur Banken-Rekapitalisierung verabschiedete der Euro-Gipfel ein umfassendes Paket von Maßnahmen zu Stärkung
des Vertrauens in den Bankensektor durch leichteren Zugang zu längerfristiger Finanzierung mithilfe eines
koordinierten Vorgehens auf EU-Ebene und die Anhebung der Eigenkapitalposition von Banken auf 9 % Kernkapital ("Tier
1") bis Ende Juni 2012.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (S) begrüßte die Maßnahmen der OeNB zur Bankenregulierung und thematisierte
das Rating Österreichs. Sei es früher in der Nähe Deutschlands gelegen, so werde Österreich
nun wie Frankreich eingeschätzt, obwohl sich aus den Kennzahlen dies nicht nachvollziehen lasse. Grundsätzlich
forderte Krainer, dass man bei Konsolidierungsmaßnahmen und Schuldenbremse nicht den Fehler machen dürfe,
Maßnahmen zu setzen, die Wachstum und Beschäftigung kosten würden. Nur über Wachstum und Beschäftigung
gebe es die Chance aus der Krise herauszukommen. Abgeordneter Martin Bartenstein (V) meinte hingegen, es sei zwar
an sich richtig, auf Wachstum hinzuarbeiten und den richtigen Mix einnahmen- und ausgabenseitiger Maßnahmen
zu finden. Derzeit befinde man aber noch am Beginn des Pfades und Sparen sei in dieser Phase angesagt. Er erkundigte
sich bei Gouverneur Nowotny nach der Signalwirkung einer Verankerung der Schuldenbremse in der Verfassung und seiner
Einschätzung der drei Varianten von Euro-Bonds, welche von der Europäischen Kommmission präsentiert
wurden. Abgeordneter Peter Michael Ikrath (V) interessierte sich für die Frage des seiner Meinung nach künstlich
"hochgespielten" Ostrisikos österreichischer Banken und sah Probleme darin, dass die EZB eine anderer
Definition von Eigenkapital als Österreich vertrete. Abgeordneter Christoph Matznetter (S) sprach die Befürchtung
aus, dass sich eine Kreditklemme für KMU abzeichne und frage, ob Basel III hier das richtige Modell sein könne.
Er fragte, ob die Refinanzierung der Staaten nicht nach einem anderen Modell, etwa dem Japans, erfolgen könnte,
dass sich durchaus erfolgreich von den Volatilitäten der Finanzmärkte abkopple. Abgeordneter Elmar Podgorschek
(F) zog die Prognosen des Wirtschaftswachstums und der Inflationsrate in Zweifel. G-Abgeordnete Ruperta Lichtenecker
erkundigte sich ebenfalls nach der Einschätzung der Euro-Bonds sowie der Auswirkung einer Schuldenbremse auf
das Triple-A-Rating Österreichs, während Abgeordneter Peter Westenthaler (B) in der Schuldenbremse ein
bloßes "Placebo" erkennen konnte. Wenn schon daran gedacht werde, so sollte zur selben Zeit eine
Höchststeuerquote als Zielwert eingeführt werden, meinte er. Abgeordneter Konrad Steindl (V) fragte nach
der Refinanzierung südeuropäischer Staaten, und Ausschussvorsitzender Günter Stummvoll (V) nach
der Ankaufspolitik der EZB.
OeNB-Gouverneuer Nowotny sagte zur Frage der Schuldenbremse und der Auswirkung auf das Urteil der Rating-Agenturen,
diese Frage liege nicht in der Kompetenz der Notenbank, diese müsse aber auf gesamtwirtschaftliche Notwendigkeiten
und internationale Entwicklungen hinweisen. Das Konzept einer Schuldenbremse gebe es in der Schweiz seit 10 Jahren
und wurde vor zwei Jahren auch für Deutschland entwickelt. Es wäre sicher besser, wenn Österreich
hier etwas eigenständig entwickeln würde, um nicht später dazu gezwungen zu werden. Für die
Rating-Agenturen zähle vor allem die Nachhaltigkeit von Maßnahmen, diese könne nur durch verfassungsrechtliche
Normen abgesichert werden. Sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland handle es sich daher um Bestimmungen im
Verfassungsrang.
Zum Ostengagement österreichischer Banken hielt er fest, dass es auch hier um die nachhaltige Entwicklung
der österreichischen Kreditwirtschaft gehe. Dies sei der wesentliche Punkt für Ratings. In letzter Zeit
sei hier wieder eine Diskussion entstanden, weshalb es wichtig war, das Vertrauen in die österreichische Kreditwirtschaft
und damit auch in den österreichischen Staat zu erhöhen.
In der Frage der Eurobonds und der europäischen Kapitalmärkte stellte Nowotny fest, dass zweifellos erhebliche
Probleme bei der Finanzierung öffentlicher Haushalte bestehen. Staaten wir Griechenland und Portugal, die
nicht mehr auf die internationalen Finanzmärkte gehen können, erhalten eine externe Finanzierung durch
den Rettungsschirm. Diese ist an bestimmte Auflagen geknüpft, die auf Strukturänderungen abzielen. Der
ESFS gebe damit eine Überbrückungshilfe, da sie an gewisse Grenzen gestoßen sei, habe man eine
Ausweitung beschlossen. Diese Beschlüsse seien aber noch nicht umgesetzt, er vertrete daher die Position,
dass es nicht sinnvoll sei, neue Modelle zu diskutieren, bevor diese Umsetzung nicht erfolgt sei. Das Problem einer
Kreditklemme für KMU müsse man ernst nehmen, meinte Nowotny, Basel III enthalte Regelungen, die darauf
durchaus Rücksicht nehmen. Es zeichne sich auch die Tendenz ab, Basel III nur für große, international
tätige Banken einführen zu wollen. Das Problem sei allerdings nicht gesamteuropäisch, sondern eher
für Österreich relevant. Es zahle sich aber auf jeden Fall aus, sich für die KMUs einzusetzen. Zur
Ankaufspolitik der EZB hielt er fest, dass diese auf Korrekturen von Marktversagern abziele. Es ergebe sich daraus
keine inflatorische Wirkung.
Beim Thema Eurobonds hielt Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek fest, dass die Zinsentwicklung in der Eurozone die
wirtschaftliche Entwicklung der Länder bis 2006 nicht widergespiegelt habe und sich die Spreads in Europa
erst nach dem Lehman-Zusammenbruch auseinanderentwickelt haben. Als Voraussetzungen für eine Zusammenführung
der Spreads nannte der Vizegouverneur eine Konvergenz der Finanzmärkte in Europa und zumindest Elemente einer
Wirtschaftsunion, um eine Auseinanderentwicklung schwacher und starker Mitgliedstaaten zu verhindern.
Abgeordneter Werner Kogler (G) machte darauf aufmerksam, dass ein Eurobond-System mit Blue Bonds und Red Bonds
Vorteile für Europa bringen würde und zeigte sich überzeugt, dass ein solches Modell funktionieren
könnte. Kogler hielt es nämlich für einen "Rechenfehler", anzunehmen, dass die Zinsen
auf einem einheitlichen Kapitalmarkt in Europa dem gewichteten Durchschnittswert der heutigen Eurozonen-Mitglieder
entsprechen würde. Der Liquiditätseffekt würde vielmehr zinsdämpfend wirken, die Eurozone gegen
Spekulanten immunisieren und außerdem könnte man sich die Kosten für jene Länder ersparen,
die man nicht Pleite gehen lassen könne. Vorauissetzen würde dies würde freilich, innerhalb der
Eurozone ausreichend Anreize zur Einhaltung der Budgetdisziplin zu schaffen.
Den Appell des Notenbank-Gouverneurs an die Opposition, der Schuldenbremse zuzustimmen, wies Abgeordneter Kogler
zurück. Er halte nichts davon, in die Bundesverfassung einen Saldo hineinzuschreiben, ohne dass die Regierung
auch nur den Weg skizziere, wie man die Schulden senken wolle.
Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny sprach von Vor- und Nachteilen von Eurobonds und räumte ein, dass ein einheitlicher
Kapitalmarkt nach dem Vorbild der USA wünschenswert wäre. "Es ist ein Nachteil der EU, kein einheitlicher
Kapitalmarkt zu sein". Die Entwicklung einer einheitlichen europäischen Finanzpolitik brauche aber Zeit,
weil man regionalpolitische Transfereffekte vermeiden müsse. Deutschland, das größte Mitgliedsland
der Eurozone, lehne solche Transfereffekte ab, ohne Zustimmung Deutschlands haben Eurobonds realistischerweise
keine Chance. Vizegouverneur Duchatczek merkte an, Eurobonds würden dazu führen, dass sich wirtschaftlich
schwächere Länder der Eurozone billiger refinanzieren könnten, für wirtschaftlich stärkere
Länder würden Eurobonds höhere Zinsen bedeuten.
Schließlich unterstrich Nowotny die Notwendigkeit einer Schuldenbremse noch einmal mit dem Hinweis auf die
langfristige Stabilität und wiederholte seinen Appell an alle politischen Kräfte, eine Schuldenbremse
nach dem Vorbild der Schweiz und Deutschlands zustande zu bringen. |
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Neumayer: Eurobonds lösen Problem der übermäßigen Defizite
nicht
Skepsis bezüglich Eurobonds unverändert - Mehr EU-Kompetenz bei Budgetdisziplin
sinnvoll - Schuldenbremse sichert Handlungsspielraum Österreichs
Wien (pdi) - "Weiterhin mit Skepsis" beurteilte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung
(IV), Mag. Christoph Neumayer die Vorschläge der EU-Kommission für die Einführung von Eurobonds.
"Europa braucht eine Konvergenz bei der Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedstaaten und bei der Haushaltspolitik,
nicht jedoch eine Entwicklung in Richtung einer Vergemeinschaftung der Risiken - sprich einer Insolvenzunion -
bei der jegliche Anreize für Haushaltsdisziplin verloren gehen". Die unterschiedlichen Zinssätze
in Europa zeigen die fehlende Konvergenz auf, diese ließe sich nur langfristig durch eine Vertragsänderung
in Richtung einer stärkeren Fiskalunion beheben. "Eurobonds lösen das Problem der übermäßigen
Haushaltsdefizite jedoch nicht", so Neumayer.
Die Industrie erneuerte zudem, angesichts des Kommissions-Vorschlags für eine strengere Überwachung der
Haushaltsdisziplin in Europa, ihre Forderung nach einer raschen Umsetzung der verfassungsrechtlich verankerten
Schuldenbremse in Österreich. "Wir begrüßen den Vorschlag der Kommission für eine stärkere
wirtschaftspolitische Koordination in Europa und damit mehr Kompetenz für den Wirtschafts- und Währungskommissar.
Eine Abstimmung und genaue Prüfung der nationalen Budgetpläne durch die EU-Kommission ist eine notwendige
Maßnahme, um ein Auseinanderdriften der Regionen zu verhindern und die europäische Konvergenz zu stärken",
betonte IV-Generalsekretär Neumayer.
"Österreich ist - da sowohl Defizit als auch Gesamtverschuldung über den Maastricht-Grenzen liegen
- umso mehr gefordert, nun rasch die Schuldenbremse in der Verfassung zu verankern, wenn es die Gestaltungsspielräume
behalten und nicht ständig Empfehlungen und Ermahnungen der europäischen Partner erhalten will",
so Neumayer. Der EU-Wachstumsbericht zeige hier erneut die Bereiche auf, in denen Österreich großen
Handlungsbedarf habe: "Insbesondere bei der Effizienz der Verwaltung und bei der Reform des Pensionssystems
hinkt Österreich hinterher, hier haben wir im europäischen Vergleich einen großen Nachholbedarf",
betont der IV-Generalsekretär. "Wir brauchen mehr Europa und müssen alles vermeiden, um ein Auseinanderdriften
von Euro-Ländern und anderen EU-Staaten zu vermeiden. Europa als einheitlicher und handlungsfähiger Player
muss erhalten bleiben", so Neumayer. |
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