Einsparungen beim Bundesheer  

erstellt am
23. 11. 11

Darabos: Bundesheer soll nur mehr in wirklich notwendige Waffengattungen investieren
Panzer-Reduzierung und Verwertung bringt 17 Mio. Euro
Wien (sk) - Mit der Reduzierung von etwa zwei Dritteln der gepanzerten Fahrzeuge passt sich das Österreichische Bundesheer an die veränderte sicherheitspolitische Situation an, erklärte Verteidigungsminister Norbert Darabos anlässlich einer Pressekonferenz am 23.11. in Wien. "Von den derzeit noch im Bestand befindlichen 1.150 gepanzerten Fahrzeugen werden bis 2014 rund 750 ausgesondert", kündigte Darabos an. Die Geräte werden entweder verkauft, verschrottet oder auch zur Gewinnung von hochwertigen Ersatzteilen herangezogen.

"Wenn sich die Welt ändert, sich die sicherheitspolitische Situation ändert, müssen sich auch die Streitkräfte verändern", stellt der Verteidigungsminister klar. Die im Ministerrat beschlossene Sicherheitsstrategie komme zur Erkenntnis, dass "konventionelle Angriffe gegen Österreich auf absehbare Zeit unwahrscheinlich geworden sind", so Darabos. "Der fiktive Panzerkrieg im Marchfeld ist Geschichte", so der Minister. Trotzdem seien zum Beispiel noch Ende 90er-Jahre Jaguar-Panzer angeschafft worden, obwohl diese aus sicherheitspolitischen Gründen nicht mehr gebraucht wurden. Weniger Jahre später seien die Panzer zur Verschrottung freigegeben worden. Er, Darabos, wolle "nur noch in Waffengattungen investieren, die wir auch wirklich für unsere Einsätze brauchen".

Bis 2014 werden von 1.150 gepanzerten Fahrzeugen rund 750 ausgesondert, erläuterte Darabos, dies sind etwa 66 Prozent. Aus der Verwertung erwarte man sich bis 2014 Gesamteinnahmen von 17 Millionen Euro, bei den Betriebskosten seien laut Experten Einsparungen von jährlich 15 Millionen Euro zu erwarten. Ausgesondert werden die Jagdpanzer Kürassier, die Bergepanzer M578 und die Schützenpanzer Saurer. Teilweise ausgesondert werden die Leopard II A4, wobei etwa 50 Prozent bestehen bleiben. Von der Panzerhaubitze M109 bleiben 25 Prozent bestehen.

Investiert werde laut Darabos in einsatzrelevantes Gerät wie etwa in 105 geschützte Mehrzweckfahrzeuge IVECO LMV. Außerdem werden die Radpanzer Pandur mit modernen Waffenstationen ausgerüstet, 96 hochmoderne Hakenlastsysteme wurden angeschafft.

 

Klikovits: Darabos soll Verscherbelung der modernen Leopard-Panzer stoppen
ÖVP-Wehrsprecher: Ja zum Verkauf von Altmaterial, nein zum Verkauf der Leopard-Panzer
Wien (övp-pk) - Mit der heutigen Ankündigung von Bundesminister Darabos, 40 Stück der modernen "Leopard" Panzer verkaufen zu wollen, trifft der Minister eine für Österreichs Sicherheit schädliche und falsche Entscheidung. Das befürchtet ÖVP-Wehrsprecher Abg. Oswald Klikovits. "Denn Darabos setzt mit dem Panzerverkauf Fakten, für die es noch keine politischen Entscheidungen gibt. Der Minister wisse zwar noch nicht, wohin es in Österreich sicherheitspolitisch gehen wird, aber er verkauft bereits jetzt Panzer, um seine Berufsheerprojekte zu finanzieren."

Klikovits: "Das Parlament hat die neue Sicherheitsstrategie und deren Ableitungen noch nicht beschlossen, es gibt daher keine sicherheitspolitische Grundlage als Basis für die künftigen Aufgaben und Fähigkeiten des österreichischen Bundesheeres. Aber trotzdem verkauft Darabos bereits jetzt einen Gutteil der modernsten Panzer, über die Österreich verfügt." Gerade der Panzer "Leopard" sei ein notwendiges Ausrüstungsmittel für internationale Einsätze des Bundesheeres. "Österreich beteiligt sich ja an Maßnahmen der Friedenssicherung im Rahmen internationaler Organisationen. Unter diese sogenannten Petersberg-Aufgaben fallen auch robuste Einsätze, wie das Trennen von Konfliktparteien mit Gewalt, wofür die eingesetzten Truppen die entsprechenden Gerätschaften benötigen." Daher sei es auch denkmöglich, dass die "Leopard" Panzer für Auslandseinsätze benötigt werden. Auch andere Staaten wie etwa Kanada, das noch vor kurzem seine "Leopard" Panzer verkauft hatte, kaufen diese um teures Geld jetzt wieder neu ein.

Gerade ein neutraler Staat wie Österreich müsse alle Waffengattungen und somit auch die Panzertruppe des Bundesheeres zumindest in einer Grundkompetenz aufrecht erhalten, damit das Know How nicht verloren geht und bei Bedarf entsprechend reagiert werden kann, führte Klikovits aus. "Österreich darf sich als Neutraler nicht darauf verlassen, dass andere Länder im Ernstfall aushelfen."

Es sei daher unverantwortlich, wenn Darabos gerade den modernsten Panzer, über den das Bundesheer verfügt, verkauft. "Damit konterkariert er die eigenständige Verteidigungspolitik Österreichs. Im Gegensatz dazu hat er unsere vollste Unterstützung bei der Verschrottung der alten Schützenpanzer Saurer und den Verkauf der nicht mehr benötigten 112 Jagdpanzer Kürassier", schloss Klikovits.

 

List: Darabos verscherbelt Panzer ohne Strategie und im Alleingang
Wien (bzö) - "Der rote Verteidigungsminister Darabos agiert bei den Panzer-Verkäufen des Bundesheeres völlig ziel-, plan- und konzeptlos. Darabos will jetzt offenbar "auf Teufel komm raus" die Panzer verscherbeln, ohne zu wissen, wie es überhaupt mit dem Bundesheer künftig weitergehen soll. Dies ist ein "strategieloser Alleingang" des Verteidigungsministers und beweist erneut, dass ihm das Bundesheer nicht wirklich am Herzen liegt", kritisierte BZÖ-Wehrsprecher Abg. Kurt List. "Darabos hat zwar die Aufgaben des Bundesheeres noch immer nicht definiert, aber er schwächt mit seinem Vorgehen die Kampfkraft des Bundesheeres und damit die militärische Landesverteidigung", meinte List weiter.
     

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