NÖ Industrie macht sich Mut zum Optimismus   

erstellt am
23. 11. 11

St. Pölten (nöwpd) - Obwohl auf dem Konjunkturhimmel Wolken aufgezogen sind, die manchmal die Sonne verschleiern, melden noch drei Viertel der niederösterreichischen Industriebetriebe einen guten Auftragsstand. "Nach dem selbst tragenden Aufschwung im ersten Halbjahr, haben wir aber inzwischen die Konjunkturspitze überschritten", betonte NÖ Industriepräsident Johann Marihart bei der Präsentation der jüngsten Konjunkturumfrage.

Für das kommende Halbjahr rechnen 87 Prozent der NÖ Industriebetriebe mit einer Stagnation ihres Geschäftes und elf Prozent mit einer rückläufigen Entwicklung. Knapp 60 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre allgemeine Geschäftslage als positiv, in der Maschinen- und Metall verarbeitenden Industrie - mit 22.500 Beschäftigten oder 36 Prozent die größte Industriegruppe des Landes - sind es sogar 76 Prozent.

Der Export entwickelt sich nach wie vor befriedigend, teilte Marihart mit. Allerdings seien die Betriebe bei den Investitionen vorsichtiger geworden und darauf bedacht, mit weniger Ausgaben ihre Liquidität zu sichern. Wo in der jüngsten Vergangenheit Unternehmen ihren Belegstand reduzieren mussten, sei dies im geringeren Umfang als dem des Geschäftsrückganges erfolgt. Marihart lobte in diesem Zusammenhang die Qualität der Kooperation mit der Arbeitsmarktverwaltung - AMS NÖ.

In der sensiblen Phase einer drohenden Stagnation brauche die Industrie verlässlich stabile Rahmenbedingungen, weshalb - so der IV-Präsident - "immer neue Forderungen nach zusätzlichen Belastungen der Unternehmen gerade jetzt dem Wirtschaftsstandort mehr denn je schaden."

Als Vertreter eines mit 95 Prozent Exportanteil weltweit engagierten österreichischen Leitbetriebes gab Umdasch-Geschäftsführer Andreas Ludwig bekannt, dass sein Unternehmen am Standort Amstetten heuer um sechs bis acht Prozent wachsen werde. Die heuer gut ausgelastete Bauindustrie sei auf dem europäischen Markt mit den zwei unterschiedlichen Entwicklungen, der unbefriedigenden Entwicklung in Südeuropa und der soliden in Mittel- und Nordeuropa konfrontiert.

Angesichts schrumpfender Kommunalaufträge im Industrie- und Wohnbau warnte Ludwig vor einer Kreditklemme, die auch auf die Bauindustrie massive Auswirkungen hätte. Für Umdasch heiße dies letztlich, neue Märkte zu suchen und auszubauen, von Südamerika bis in den Fernen Osten. Als die zwei größten Herausforderungen nannte Ludwig die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes als Antwort auf das Schwanken der Auftragslage zwischen 25 Prozent Wachsen und fünf Prozent Rückgang sowie die politischen Rahmenbedingungen, zumal sein Unternehmen nicht nur die Entwicklung und Forschung, sondern auch die Produktion am heimatlichen Standort erhalten wolle.

Den von Präsident Marihart beklagten Mangel an Fachkräften verdeutlichte Ludwig mit seinen persönlichen Erfahrungen: "Wir müssen heuer doppelt so viel Bewerber um eine Lehrstelle anschauen wie früher. Es kann nicht sein, dass wir ihnen das Lesen und Rechnen beibringen."

Der Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) Herwig Schneider stellte fest, dass den Leitbetrieben im Wirtschaftsgeschehen eine zentrale Rolle zukomme. Mit ihrer Planungs- und Steuerungskompetenz, ihrem hohen Marktanteil sowie der Internationalität und Standortmobilität lösen sie durch ihre Zusammenarbeit mit den überwiegend aus Klein- und Mittelbetrieben (KMU) bestehenden Zulieferbetrieben Multiplikatoreffekte aus, die über die Grenzen des eigenen Unternehmens weit hinaus gehen. So sichere ein niederösterreichischer Leitbetrieb bei durchschnittlich 420 KMU im In- und Ausland zusätzlich Arbeitsplätze, Produktion und Wertschöpfung.

Neun ausgewählte NÖ Leitbetriebe stehen für fast acht Milliarden Euro Produktionsvolumen, fast 22.000 Arbeitsplätze, 2,7 Milliarden Euro Wertschöpfung und in der Höhe von jeweils fast 740 Millionen Euro für gesamtwirtschaftliche Investitionseffekte und akkumulierte Arbeitnehmerentgelte. "Die Leitbetriebe sind das Rückgrat der Region", so Schneider. Deshalb müsse sich die Politik um ihre Standortsorgen und um die Ausbildungsqualität der jungen Menschen kümmern.
     
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