Hundstorfer: Frage der gerechten Verteilung wird zunehmend wichtiger   

erstellt am
02. 12. 11

Wirtschaftswachstum allein nicht länger als Messlatte für steigenden Wohlstand der Gesamtbevölkerung geeignet
Wien (sk) - Als Messlatte für die Entwicklung und den steigenden Wohlstand eines Landes galt bisher das Wirtschaftswachstum bzw. Bruttoinlandsprodukt (BIP). "Viele Jahrzehnte wurden im langjährigen Durchschnitt hohe Wachstumsraten verzeichnet. Ein Großteil der Bevölkerung konnte dadurch ihren Lebensstandard verbessern", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 02.12. im Rahmen der Sozialenquete "Wie kann sozialer Fortschritt gemessen werden?", veranstaltet vom Wirtschaftsforschungsinstitut und dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger. Steigende Wachstumsraten seien jedoch nicht länger ein verlässlicher Faktor zum Messen des Wohlstandes der Gesamtbevölkerung. "Der Wohlstandsgewinn wird immer ungleicher auf die Bevölkerungsgruppen verteilt", so Hundstorfer, der betonte, dass die Frage nach einer gerechten Verteilung daher immer wichtiger werde.

"Ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum war lange Zeit die wesentliche Voraussetzung für substantielle Verbesserungen der Lebensbedingungen eines Großteils der Bevölkerung. Die meisten Menschen konnten - in unterschiedlichem Ausmaß - vom wachsenden Bruttoinlandsprodukt profitieren", so der Minister. Seit rund 30 Jahren verschärfe sich jedoch die soziale Ungleichheit in der österreichischen Bevölkerung. "Die Vermögen und Vermögenseinkünfte sind viel stärker als die Lohneinkommen angestiegen", sagte Hundstorfer. Es sei offensichtlich, dass "ein Großteil der Vermögen auf einen sehr kleinen Bevölkerungsanteil entfällt", konstatiert der Sozialminister. "Wenn wir den Wohlstand einer Gesellschaft darstellen wollen, müssen wir deshalb mehr Augenmerk als bisher auf die Verteilung des Wohlstandes legen", forderte Hundstorfer.

"Wenn die Lebensbedingungen immer ungleicher werden, wird auch die Unzufriedenheit steigen, selbst wenn im Laufe der Zeit ein gewisser Wohlstandsgewinn erzielt werden kann", mahnte der Sozialminister. Der Verteilungspolitik werde eine immer größere Bedeutung zukommen "wenn wir allen bessere Lebensbedingungen ermöglichen wollen", unterstrich Hundstorfer. Es sei deshalb wichtig, stärker als bisher die Verteilung des Wohlstandes zu thematisieren und dafür geeignete Messzahlen zu entwickeln. Hundstorfer bedankte sich in diesem Zusammenhang bei den Veranstaltern der Enquete dafür, "dieses wichtige Zukunftsthema" anzusprechen.
     
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