Wirtschaftsausschuss: Aussprache über Finanzierung der KMU
Wien (pk) - Die Finanzierung der heimischen KMU war am 29.11. Gegenstand einer Aussprache des Wirtschaftsausschusses,
in deren Rahmen die Geschäftsführer Johann Moser und Bernhard Sagmeister über die diesbezügliche
Fördertätigkeit des Austria Wirtschaftsservice (aws) informierten. Im Anschluss daran behandelte der
Ausschuss den Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für das Jahr 2010, den die Abgeordneten
einstimmig zur Kenntnis nahmen. Grünes Licht wurde auch einem Antrag der Regierungsparteien erteilt, der eine
Weiterentwicklung des Wahlrechts zur Wirtschaftskammerwahl vorsieht. Auf den Weg ins Plenum schickten die Abgeordneten
ferner eine Novelle zum Versorgungssicherungsgesetz mit einer befristeten Verlängerung der Geltungsdauer,
ein Bundesgesetz über ein Verbot der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid sowie eine Änderung
des Berufsausbildungsgesetzes, die auf eine flexiblere Förderung der Lehrbetriebe und Verbesserung der Rahmenbedingungen
abzielt.
aws-Spitze informiert den Ausschuss
Als wirtschaftspolitisches Instrument zur Unterstützung insbesondere der kleineren und mittleren Unternehmen
präsentierte Geschäftsführer Johann Moser in der Aussprache den Abgeordneten gegenüber das
Austria Wirtschaftsservice, wobei er vor allem die Schwerpunkte Innovation und Technologieverwertung in Österreich,
die Förderung junger und Gründerunternehmer sowie die spezielle Bedachtnahme auf regionale Aspekte als
Schwerpunkte hervorhob. Man biete den Unternehmen ein optimales Förderpaket durch Bündelung von Zuschüssen,
Haftungsübernahmen und Beratung an, agiere dabei nicht als Auslöser von Investitionen, sondern eher als
"Geburtshelfer", der den Zugang zur Finanzierung erleichtert, zur Entlastung des Risikos beiträgt
und damit einen wichtigen Impuls zur Stärkung der österreichischen Wirtschaft gibt, umriss Moser die
Grundausrichtung der Aktivitäten des Austria Wirtschaftsservice.
Geschäftsführer Bernhard Sagmeister unterstrich seinerseits den ständig zunehmenden Anteil der KMU
an der Gesamtförderleistung des aws sowie die Bedeutung der Frühphasenfinanzierung. Großes Augenmerk
lege das man auf die ständige Verbesserung der Effizienz der Förderung, gehe es doch darum, möglichst
viele Projekte zu mobilisieren, um ein Maximum an Wertschöpfung auszulösen. Von Basel III erwartet sich
Sagmeister nun aus Sicht der heimischen KMU vor allem eine Verteuerung der Kreditkonditionen um 20 bis 50 Basispunkte,
Kürzungen bei der Kreditvergabe sowie Schwierigkeiten, zu langfristigen Darlehen zu kommen. Antworten des
aws auf diese Herausforderung werden, wie er ankündigte, vor allem eine verstärkte Vergabe von ERP-Krediten,
die Übernahme von Garantien sowie Hilfe bei der Verbesserung der Eigenkapitalausstattung der Unternehmen sein.
In der Debatte bekannte sich Abgeordneter Christoph Matznetter (S) zur Unterstützung und Hilfestellung für
KMU als wichtige Aufgabe der öffentlichen Hand. Er rief zu mehr Großzügigkeit auf und plädierte
für einfachere, schnellere und breitere Verfahren, etwa nach dem Vorbild der Mikrokredite in Bangladesh.
Abgeordneter Peter Haubner (V) sprach von allfälligen Problemen bei der Kapitalisierung der Banken und stellte
zudem eine Erweiterung der Haftungen und Garantien zur Diskussion.
Vor einer Kreditklemme als Folge von Basel III warnte Abgeordneter Bernhard Themessl (F), der darüber hinaus
auch für verstärkte Förderungen zur Internationalisierung und Diversifizierung der österreichischen
KMU eintrat.
Abgeordnete Ruperta Lichtenecker (G) wiederum rückte die Ein-Personen-Unternehmen ins Bild, während Abgeordneter
Ernest Windholz (B) auf eine Aufstockung des Mittelstandsfonds als Reaktion auf die Probleme der KMU mit ihrer
Eigenkapitalquote drängte. Stärkere Förderungsmaßnahmen für Klein- und Kleinstbetriebe
schließlich waren Anliegen der Abgeordneten Franz Kirchgatterer (S) und Werner Herbert (F).
Bundesminister Reinhold Mitterlehner zog aus der Präsentation durch die beiden aws-Geschäftsführer
den Schluss, dass Österreich mit seinen Förderinstrumenten gut aufgestellt sei und das Angebot des aws
auch im Falle eines Konjunktureinbruches eine wichtige Unterstützung für die KMU geben könne. Klar
war für den Minister, dass die Schwerpunkte in Richtung außereuropäische Märkte sowie technische
Innovation, vor allem Green-Technology, gehen müssen.
Spritpreise im Visier der Bundeswettbewerbsbehörde
Einstimmig nahm der Ausschuss den von Generalsekretär Theodor Thanner vorgestellten Tätigkeitsbericht
der Bundeswettbewerbsbehörde zur Kenntnis, der schwerpunktmäßig die Themen Spritpreise und Stromrechnungen
beleuchtete, sich aber u.a. darüber hinaus auch mit der Fusion von Air Berlin mit flyniki befasste.
Abgeordneter Christoph Matznetter (S) appellierte an Thanner, den Treibstoffmarkt weiterhin im Auge zu behalten,
und kritisierte vor allem mangelnde Transparenz bei der Preisbildung auf den Spritmärkten. Im Bereich der
Zementerzeugung wiederum empfahl er der Bundeswettbewerbsbehörde, den Großkonzernen "die Zähne
zu zeigen".
Abgeordneter Bernhard Themessl (F) zollte der Bundeswettbewerbsbehörde zwar Anerkennung für ihre Tätigkeit,
stellte aber kritisch fest, Jahr für Jahr würden dieselben Mängel aufgezeigt, ohne dass danach etwas
passiere.
Handlungsbedarf in Sachen Stromrechnungen ortete Abgeordnete Ruperta Lichtenecker (G), wobei sie bemerkte, es wäre
an der Zeit, endlich Abrechnungen vorzulegen, die von der Mehrheit der Bevölkerung auch verstanden werden.
Abgeordneter Ernest Windholz (B) schlug vor, die Geldbußen bei Preisabsprachen in einen Fonds zugunsten der
Geschädigten einfließen zu lassen. Sein Fraktionskollege Abgeordneter Stefan Markowitz forderte Sanktionen
für "unbelehrbare" Betriebe und argumentierte, große Konzerne würden Geldstrafen doch
bloß aus der Portokasse zahlen.
Abgeordneter Ferdinand Maier (V) sprach die ORF-Gebühren an und warnte vor Wettbewerbsverzerrungen für
den Fall der Umwandlung in Geräteabgaben.
Bundesminister Reinhold Mitterlehner nahm zur Kritik an den Spritpreisen Stellung und gab zu bedenken, in einer
marktwirtschaftlichen Situation seien die Möglichkeiten des Staates in Bezug auf Preisbeeinflussung sehr beschränkt.
Die bisher eingeleiteten Maßnahmen, insbesondere der Spritpreisrechner, seien die einzige wirksame Gegenstrategie,
zumal Information den Wettbewerb erhöhe, betonte er. Eine amtliche Preisregelung wäre nur bei Marktmissbrauch
möglich, ein solcher liege aber nicht vor.
WK-Wahl: Neuregelung soll Missbräuche verhindern
Die Neuregelung des Wahlrechts zu den Wirtschaftskammerwahlen soll vor allem Missbräuche im Zusammenhang mit
Wahlkarten verhindern. Ein von den Abgeordneten Peter Haubner (V) und Christoph Matznetter (S) vorgelegter Initiativantrag,
der mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP verabschiedet wurde, lehnt sich dabei insbesondere an die entsprechenden
Bestimmungen der Nationalratswahlordnung an, verkürzt u.a. die Frist zur Abgabe von Zurechnungserklärungen
auf drei Tage nach dem letzten Wahltag und weist das Verlautbarungswesen nunmehr dem Internet zu.
Abgeordneter Franz Kirchgatterer (S) sowie sein Fraktionskollege Christoph Matznetter und V-Abgeordneter Peter
Haubner (V) meinten, die Novelle stelle nach einem umfassenden Diskussionsprozess eine zufriedenstellende Lösung
für die Frage der Qualitätssicherung der Wahlen dar. Abgeordneter Bernhard Themessl (F) hingegen argumentierte
für eine Vertagung. Es bestehe kein Zeitdruck und man könnte durchaus noch einige Verbesserungen anbringen.
Ihm schlossen sich Abgeordnete Ruperta Lichtenecker (G) und Abgeordneter Ernest Windholz (B) an. Der Vertagungsantrag
blieb in der Minderheit der Oppositionsparteien.
Lehrlinge: Berufsausbildungsgesetz sucht Antwort auf Drop-Out-Quote
Eine mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen angenommene Änderung des Berufsausbildungsgesetzes
reagiert auf die hohe Drop-Out-Quote bei Lehrlingen sowie auf die Probleme lernschwacher SchülerInnen in Lehrberufen.
Durch Flexibilisierung der Förderung von Lehrbetrieben sollen in diesem Sinn die Rahmenbedingungen für
die Lehre verbessert werden, wobei es vor allem auch darum geht, die Betriebe bei der Gestaltung der Ausbildung
zu unterstützen, die Ausbildungsbeteiligung der Unternehmen zu erhöhen und die hohe Qualität der
Ausbildung sicherzustellen.
Abgeordneter Stefan Markowitz (B) erkundigte sich nach Details der Fördermaßnahmen und kritisierte,
diese sollten besser den Betrieben direkt zu Gute kommen. Abgeordnete Birgit Schatz (G) fragte nach den Studien,
die den beschlossenen Maßnahmen zugrunde liegen, und sah die Frage der Qualitätskontrolle als noch nicht
völlig gelöst an. Abgeordneter Franz Riepl (S) meinte, in einem weiteren Schritt sollte man eine verpflichtende
Zwischenprüfung in der Lehrausbildung überlegen, um frühzeitig Defizite erkennen zu können.
Bundesminister Reinhold Mitterlehner verwies auf Daten, die detaillierte Auskunft über die Situation der Lehrlingsausbildung
in einzelnen Branchen geben, und die auf der Homepages des Wirtschaftsministeriums zu finden sind. Die Maßnahmen
seien so angelegt, dass sowohl Lehrlinge als auch Ausbildner Unterstützung erhalten.
Verbot der geologischen Speicherung von CO2
Ein mit S-V-Mehrheit angenommenes Bundesgesetz bringt ein ausdrückliches Verbot der geologischen Speicherung
von CO2 und verweist dabei auf die derzeit noch nicht abschätzbaren ökologischen Folgen und Risiken.
Abgeordnete Christiane Brunner (G) befürchtete, dass man durch die vorgesehene Befristung des Verbots und
Ausnahmeregelungen eine Hintertüre für Konzerne zur Anwendung einer bedenklichen Technologie offenhalte,
man werde dem Gesetz daher in dieser Form nicht zustimmen. Auch die Abgeordneten Mathias Venier (F) und Ernest
Windholz (B) sahen die Vorlage als nicht präzise genug gefasst an und kündigten ihre Ablehnung an. Abgeordneter
Christoph Matznetter hielt fest, dass man die Forschung deshalb explizit ausgenommen habe, weil eine Technologie,
die in einigen Jahren durchaus auch ausgereift sein könnte, nicht von vornherein als potenzielle Lösung
eines drängenden Problems für immer verworfen werden sollte.
Einstimmigkeit herrschte schließlich über eine Änderung des Versorgungssicherungsgesetzes, die
die Geltungsdauer um weitere fünf Jahre verlängert.
Keine Mehrheit für Anträge der Opposition
Auf der Tagesordnung standen überdies mehrere Anträge der Oppositionsparteien, die bei der Abstimmung
allesamt mit den Stimmen der Koalitionsparteien vertagt wurden.
So konnte sich Abgeordneter Stefan Markowitz (B) mit dem Anliegen seiner Fraktion betreffend einheitlicher Qualitätsnormen
für Schuhe ( 1419/A(E)) ebenso wenig durchsetzen wie sein Fraktionskollege Abgeordneter Ernest Windholz mit
dessen Forderung auf Abschaffung der Mehrfachmitgliedschaften in den Fachgruppen der Wirtschaftskammern ( 1729/A(E)).
Beide Anträge wurden mit S-V-Mehrheit vertagt.
Auch die Initiative der Abgeordneten Ruperta Lichtenecker (G) bezüglich Erstellung eines jährlichen Berichts
zu den Ein-Personen-Unternehmen ( 1693/A(E)) wurde mit S-V-Mehrheit vertagt.
Ebenfalls mit der Mehrheit der Koalitionsparteien vertagt wurde ein weiterer Antrag der Grünen, in dem Abgeordnete
Christiane Brunner vor Strom unbekannter Herkunft warnt und sich für ein Verbot der Abgabe von Atomstrom an
die Endkunden ausspricht ( 1694/A(E)). Hier argumentierte Abgeordneter Christoph Matznetter (S), die Behörde
sei bereits weiter als der vorliegende Antrag, ab 2012 müssten Stromanbieter den Anteil von Atomstrom detailliert
ausweisen. Bundesminister Reinhold Mitterlehner meinte, das Vorgehen der Bundesregierung sei mit den NGOs akkordiert.
Eine EU-weite Verordnung zur Kennzeichnung von Atomstrom werde sicher kommen, war er überzeugt. Österreich
sei nicht in der Position, eine Vorreiterrolle bei einem Verbot von Atomstrom zu spielen und tue besser daran,
strategische Allianzen für den europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie zu bilden.
Schließlich vertagte der Ausschuss mit S-V-Mehrheit auch einen Vorstoß des Abgeordneten Norbert Hofer
(F) in Richtung Einführung eines "Gütesiegels Personenbetreuung" ( 1650/A(E)). Abgeordnete
Ridi Steibl (V) ortete zwar ein ernstes Anliegen, doch wenn hier Regelungen über Pflegepersonal gemeint seien,
so müsste das Thema im Gesundheitsressort behandelt werden, begründete sie ihren Vertagungsantrag. |