Good Practice: Unterstützung durch den Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds
Wien (rk) - Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) richtet sich mit abgestimmten
Angeboten und spezifischen Förderrichtlinien an die arbeitsmarktpolitisch wichtige Zielgruppe der MigrantInnen.
Um sich vor Ort über diese Wiener Good Practice-Maßnahme zu informieren, lud die Wiener Integrationsstadträtin
Sandra Frauenberger Staatssekretär Sebastian Kurz zu einem Lokalaugenschein in diese österreichweit einzigartige
arbeitsmarktpolitische Einrichtung.
Frauenberger: "Gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung und Arbeit sind neben der Sprache das Um und
Auf für erfolgreiche Integration"
Dazu die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger: "Gleiche Chancen für alle beim Zugang
zu Bildung und Arbeit zu schaffen, ist einer der wesentlichen Eckpunkte des Wiener Integrationskonzeptes. Wenn
die Sprache der Schlüssel zur Integration ist, so sind ein rascher und den Qualifikationen entsprechender
Jobeinstieg der Schlüssel zum sozialen Aufstieg. Das Erlernen der deutschen Sprache ist wichtig, aber nicht
allein ausschlaggebend für eine erfolgreiche Integrationsbiographie. In Wien setzen wir daher mit den Angeboten
des waff, von der beruflichen Erstinformation für NeuzuwanderInnen über gezielte berufliche Weiterbildung
für bessere Jobchancen bis hin zur Beratung bei der Anerkennung von mitgebrachten Ausbildungen, genau hier
den Hebel an."
Kurz: "Migrantenindex für zielgerichtetere Förderung am Arbeitsmarkt"
Statistische Zahlen zur Situation von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsmarkt belegen den immer noch
bestehenden Aufholbedarf. So liegt die Erwerbsquote von Menschen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt um 8
Prozent unter jener der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Um Arbeitnehmer/innen mit Migrationshintergrund
besser und zielgerichteter zu fördern, wurde nun im Zusammenwirken zwischen Integrationsstaatssekretariat
und dem Sozialministerium ein sogenannter "Migrantenindex" eingeführt. Im Rahmen der statistischen
Erhebungen des Arbeitsmarktservice wird nun auch der mögliche Migrationshintergrund von Personen, die beim
AMS gemeldet sind, erhoben. "Die Einführung des Migrantenindex ist ein großer Fortschritt! Dadurch
wird es möglich sein, diese Gruppe von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zielgerichteter als bislang zu
fördern und somit schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren", so Staatssekretär Kurz dazu.
Mitgebrachte Qualifikationen müssen rasch eingesetzt werden können, um Teufelskreis der Dequalifikation
zu durchbrechen
Frauenberger betonte weiters, dass Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz für die Entwicklung
von Gesellschaft und Wirtschaft ein unverzichtbares Potenzial darstellen, das gefördert werden muss. Die Integrationsstadträtin
bezeichnete es daher auch als unabdingbar, dass ZuwanderInnen ihre mitgebrachten Qualifikationen und Ausbildungen
entsprechend einsetzen können. "Die Anerkennungsverfahren müssen vereinfacht werden, um den Teufelskreis
der Dequalifikation zu durchbrechen. Momentan gleichen sie einer 8000er Besteigung ohne Sauerstoffgerät. Umso
erfreulicher ist es, dass Staatsekretär Kurz und Minister Hundstorfer hier rasch Nägel mit Köpfen
machen wollen, denn dieses Potenzial auf der Straße liegen zu lassen, können wir uns auch wirtschaftlich
nicht leisten." Die Stadträtin wies in diesem Zusammenhang auch auf die jüngste Forderung der OECD
hin, wonach Österreich fremdländische Bildungsabschlüsse rascher und unbürokratischer anerkennen
soll.
Wien sei hier jedenfalls bereits in die Offensive gegangen und habe im waff eine zentrale Anlaufstelle für
eine gezielte Nostrifikationsberatung und -begleitung geschaffen. Die Wiener Integrationsstadträtin appellierte,
in der Integration generell von der Defizitsicht hin zu einer Politik zu kommen, die Vielfalt als Chance erkennt
und nutzt. Wien gehe diesen Weg jedenfalls konsequent, unterstrich sie.
Kurz: "Erste wichtige Schritte für eine einfachere Anerkennung von Abschlüssen"
Staatssekretär verwies in diesem Zusammenhang auf die derzeit laufenden Verhandlungen zur Neuregelung
der Anerkennung und Nostrifizierung im Bereich jener Berufe die einen akademischen Abschluss voraussetzen (Arzt,
Architekt, Wirtschaftsprüfer etc.). "Das Wissenschaftsministerium arbeitet momentan an einer Novellierung
der Gesetzesbestimmungen. Mit dieser Maßnahme werden wir einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einfacheren
und transparenteren Anerkennungsverfahren setzen", meint er dazu.
Auch bei der Anerkennung von nicht akademischen Berufs- und Bildungsabschlüssen wird derzeit auf Ebene der
zuständigen Ministerien über eine Vereinfachung der Verfahren beraten. "Unser Ziel", so Sebastian
Kurz weiters, "ist es Schritt für Schritt diese komplexen und bislang unüberschaubaren Bereich neu
zu regeln!"
Die konkreten Angebote des waff für MigrantInnen
Der waff bietet Unterstützung auf folgenden Ebenen:
- Die Förderrichtlinien des waff nehmen besonders auf MigrantInnen Rücksicht. Rund 40 Prozent der 36.000
KundInnen des waff 2011 haben Migrationshintergrund.
- In Zusammenarbeit mit PERSPEKTIVE, der Anerkennungs- und Weiterbildungsberatungsstelle für Asylberechtigte
und NeuzuwanderInnen unterstütz der waff neue WienerInnen bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Bildungsabschlüssen.
- Darüber hinaus fördert der waff gemeinsam mit dem AMS Wien und dem Europäischen Sozialfonds
(ESF) spezifische Projekte, die MigrantInnen, Asylberechtigte und neu Zugewanderte zur Zielgruppe haben.
Highlights aus dem umfangreichen Unterstützungsangebot sind unter anderem:
Projekt PERSPEKTIVE: Anerkennungs- und Weiterbildungs-beratungsstelle für Asylberechtigte und NeuzuwanderInnen
PERSPEKTIVE ist unter einem Dach mit dem waff angesiedelt und bietet Beratung und Begleitung bei der Nostrifikation.
Heuer können über 1.000 NeuzuwanderInnen hier beraten werden. Finanziert wird PERSPEKTIVE durch die MA
17 (Integration und Diversität), den waff und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Konkret unterstützen die vielsprachigen BeraterInnen in allen Fragen rund um das Anerkennungsverfahren. Bei
Hochschulstudien wird beispielsweise abgeklärt, um welches Fachgebiet es sich handelt und welche Bildungseinrichtung
zuständig ist. Außerdem stellen sich Fragen wie: Ist das Fachgebiet in Österreich grundsätzlich
anwendbar und welchem Berufsbild entspricht es? Bei FacharbeiterInnen wird recherchiert, wie die Ausbildung im
Herkunftsland ausgestaltet ist und wird mit dem dualen Ausbildungssystem in Österreich verglichen. Oftmals
ist es beispielsweise sinnvoll, eine außerordentliche Lehrabschlussprüfung zu absolvieren.
In den vergangenen Jahren zeigt sich, dass NeuzuwanderInnen hohe Qualifikationen aus ihren Herkunftsländern
mitnehmen. Statistiken der Anerkennungs- und Nostrifikationsberatung im waff Beratungszentrum bestätigen das:
- Rund 39 Prozent der KundInnen verfügten über einen Universitäts- bzw. FH-Abschluss.
- Weitere 40 Prozent hatten eine höhere Schule mit Matura abgeschlossen. Insgesamt hatten also 79 Prozent
mindestens Maturaniveau.
Muttersprachliche Berufserstinformation im Rahmen von StartWien - über 60 Prozent haben eine höhere
Schulbildung
Die Muttersprachliche Berufserstinformation ist eine Informationsveranstaltung des waff im Rahmen von Start Wien
(Programm zur Integrationsbegleitung der Stadt Wien). In 20 verschiedenen Sprachen erhalten NeuzuwanderInnen dort
wichtige Informationen zum Thema "Arbeit und Beruf" (aktuelle Arbeitsmarktsituation in Wien, rechtliche
Regelungen für die Jobsuche, Unterstützungsmöglichkeiten).
Seit 2008 konnten bereits über 1.900 Personen zu ihren Möglichkeiten und zu wichtigen Ansprechpartnern
am Wiener Arbeitsmarkt informiert werden. Seit Beginn des Jahres 2011 können auch BürgerInnen aus dem
EWR-Raum das Angebot von StartWien in Anspruch nehmen.
Die Vielfalt der KundInnen ist beeindruckend und die KundInnen bringen viele Kompetenzen mit: Im Jahr 2011 kommen
die KundInnen aus 68 Staaten und sprechen 43 unterschiedliche Erstmuttersprachen. Rund die Hälfte dieser Personen
gab an, gute bzw. sehr gute Kenntnisse zumindest einer zusätzlichen Sprache zu haben. Nahezu 65 Prozent der
TeilnehmerInnen haben eine höhere Schule oder ein Universitätsstudium abgeschlossen.
Förderung der beruflichen Weiterentwicklung durch das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung
im waff
Das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung ist die zentrale Anlaufstelle für alle, die
Information und Beratung zu berufsbezogenen Veränderungen benötigen. Gemeinsam mit den BeraterInnen des
waff wird geklärt, welche individuellen beruflichen Perspektiven bestehen, wie berufliche Ziele erreicht werden
können und ob dafür Weiterbildungsschritte notwendig sind. Österreichweit einzigartig ist die Verknüpfung
von Beratung und Fördermöglichkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt des waff Beratungszentrums ist die Unterstützung
von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Förderrichtlinien des waff nehmen besonders auf Personen Rücksicht,
die ihren höchsten Bildungsabschluss im Ausland erworben haben, oder die ihre Qualifikation in Österreich
nicht verwerten können. Bei rund einem Drittel der fast 12.000 Förderfälle im waff Beratungszentrum
handelt es sich um MigrantInnen (z.B.: Lehrabschlüsse, Berufsreifeprüfung, etc.).
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