Neuer Ökostrombericht: Mehr Anlagen gefördert als je zuvor – Ausbauoffensive durch Ökostrom-Novelle
läuft - 2020-Ziele bei Erneuerbaren Energien werden übererfüllt
Wien (bmwfj) - Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner hat am 12.12. gemeinsam mit
E-Control-Vorstand Martin Graf den Ökostrombericht 2011 präsentiert: "Beim Ökostrom gibt es
eine erfreuliche und dynamische Entwicklung, die wir mit dem neuen Ökostromgesetz noch steigern werden. Dadurch
können wir unsere europäische Spitzenposition bei Erneuerbaren Energien weiter stärken", betonte
Mitterlehner. "Gleichzeitig wollen wir mit der Novelle effiziente Investitionen in Richtung Marktreife und
Technologieentwicklung forcieren, wie es im Rahmen des Abbaus der Anlagen-Wartelisten für Wind und Photovoltaik
bereits erfolgt ist", so Mitterlehner.
Von den knapp 54.985 Gigawattstunden (GWh), die im Vorjahr über öffentliche Netze an Endverbraucher abgegeben
worden sind, stammten 79,3 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Der Anteil des geförderten Ökostroms
- also ohne Großwasserkraft - lag 2010 mit 5.905 GWh bei 10,7 Prozent und ist im Vergleich zu 2009 um einen
Prozentpunkt bzw. mehr als zehn Prozent gestiegen. "Unser Ziel eines Anteils von 15 Prozent gefördertem
Ökostrom bis 2015 werden wir mit 17,7 Prozent sogar übererfüllen", so Mitterlehner unter Verweis
auf die positiven Effekte des neuen Ökostromgesetzes.
Insgesamt standen 2010 - also noch vor der heurigen Gesetzesnovelle - 7.365 Anlagen in einem Vertragsverhältnis
mit der Abwicklungsstelle OeMAG. "Damit wurden knapp 18 Prozent mehr Anlagen gefördert als 2009",
so Mitterlehner. Von den 10,7 Prozent des eingespeisten Ökostroms stammt ein Drittel (3,7 Prozentpunkte) aus
Windkraft. Ein weiteres Drittel kommt mit 3,6 Prozentpunkten aus Biomasse sowie ein Fünftel oder 2,3 Prozentpunkte
aus Kleinwasserkraft. Obwohl bei der Photovoltaik die mit Abstand meisten Anlagen bestehen, resultieren daraus
gemäß Bericht nur 0,05 Prozentpunkte der Einspeisung beziehungsweise ein halbes Prozent der Ökostrom-Einspeisung.
2020-Ziele können übererfüllt werden
Bei der Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energieträgern mit 68 Prozent liegt Österreich berechnet
an der gesamten Stromerzeugung - zur Einspeisung in öffentliche Netze werden die Eigenerzeugung in Industriebetreiben
und die Umspannverluste inkludiert - im EU-Vergleich an der Spitze. Gut positioniert ist Österreich auch beim
Anteil der Erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung. "Mit 30,8 Prozent liegen wir im Europavergleich
hinter Lettland und Schweden bereits an dritter Stelle. Durch das neue Ökostromgesetz werden wir unser 2020-Ziel
von 34 Prozent nicht nur erreichen, sondern sogar übererfüllen", sagte Mitterlehner. Seit 2005,
dem Berechnungszeitpunkt für die Erreichung der 20/20/20-Ziele der EU, ist der Anteil der Erneuerbaren Energien
am Bruttoendenergieverbrauch in Österreich um 24 Prozent gestiegen.
Ökostromgesetz forciert weiteren Ausbau
Die Einspeisetarife für geförderten Ökostrom wurden 2010 im Vergleich zu den Vorjahren angehoben.
Damit kam der Ausbau wieder in Gang. 2011 blieben die Tarife stabil, was Kontinuität bei den Rahmenbedingungen
brachte. Das der OeMAG zur Verfügung stehende Kontingent von jährlich 21 Millionen Euro war zwar rasch
ausgeschöpft. Aufgrund der Novelle des Ökostromgesetzes stand jedoch ab August 2011 ein Zusatzbudget
von 80 Millionen Euro für Wind und 28 Millionen Euro für Photovoltaik zur Verfügung, um die Warteliste
abzubauen. Durch die Zusage von jährlich 108 Millionen Euro an zusätzlicher Förderung für Wind
und Photovoltaik und die seit dem Inkrafttreten der Novelle gestellten Neuanträge können rund 1,3 Terawattstunden
(TWh) Ökostrom neu installiert werden. Das entspricht über einem Fünftel der erzeugten Ökostrommengen
aus dem Jahr 2010. "Über 370.000 Haushalte können so zusätzlich mit grünem Strom versorgt
werden", betonte Mitterlehner.
In einer Input-Output-Analyse hat die E-Control zudem die volkswirtschaftlichen Effekte des neuen Ökostromgesetzes
berechnet. Sie kommt dabei zum Schluss, dass über die Laufzeit des Baus und der Förderung von geförderten
Ökostromanlagen in Summe 64.087 Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. "Die zusätzliche
Wertschöpfung für die Unternehmen beträgt 6,84 Milliarden Euro", so Mitterlehner und Graf.
Ökostrom-Vergütungsvolumen 2010 lag bei 588 Millionen Euro
Das Vergütungsvolumen inklusive Marktwert des Ökostroms lag im Jahr 2010 bei 588 Millionen Euro.
Für den einzelnen Haushalt brachte die Förderung eine Belastung von durchschnittlich 34 Euro. 2011 sind
es laut Prognosen rund 36 Euro (bezogen auf einen Jahresverbrauch von 3.500 kWh). Zum Vergleich: In Deutschland
lagen die Ökostromkosten 2010 bei rund 72 Euro pro Haushalt. Für 2011 werden in etwa 125 Euro prognostiziert,
womit Haushaltskunden in Deutschland mehr als drei Mal so viel zahlen wie in Österreich.
Positiv ist auch, dass die Lücke zwischen dem Einspeisetarif und dem tatsächlichen Marktpreis in den
vergangenen Jahren geringer geworden ist - am stärksten bei der Photovoltaik. Dieser Trend wird sich weiter
fortsetzen. Bei der Windkraft ist die Lücke schon fast geschlossen.
E-Control-Vorstand Graf: Ausgleichsenergieaufwand geringer
Die Ausgleichsenergieaufwendungen lagen laut Ökostrombericht im Jahr 2010 bei 8,67 Millionen Euro.
"Im Vergleich zu 2006 konnten die Ausgleichsenergiekosten sogar um 23 Prozent verringert werden, die Menge
des abgenommenen Ökostroms hat sich im gleichen Zeitraum um 16 Prozent erhöht. Das ist sehr erfreulich,
zeigt es doch auch, dass das System funktioniert und die Prognostizierbarkeit bei den Erneuerbaren deutlich erhöht
werden konnte", so der Vorstand der E-Control, Martin Graf.
Erstmals werden im Ökostrombericht 2011 kartographische Auswertungen dargestellt, die den Ausbau der Erneuerbaren
auf einen Blick sichtbar machen. Dadurch kann die regionale Verteilung von Anlagen sowohl gruppiert nach Anzahl,
als auch nach Engpassleistung dargestellt und auf einen Blick erkannt werden. "Damit wird der Ökostromausbau
noch transparenter für den Stromkunden und die regionalen Schwerpunkte können besser dargestellt werden",
so Martin Graf.
Der Ökostrombericht 2011 wurde von der E-Control im Auftrag des Wirtschafts- und Energieministeriums erstellt.
Umfasst sind das Berichtsjahr 2010 und das erste Halbjahr 2011, soweit die entsprechenden Daten und Informationen
bereits verfügbar sind. |