Wiener Frauenpreis 2011 an Künstlerin Valie Export und Wissenschafterin Ina Wagner
Wien (rk) - Frauenstadträtin Sandra Frauenberger hat Abend des 05.12. den Wiener Frauenpreis
an Prof.in Dr.in h.c. Valie Export und Prof.in Dr.in Ina Wagner verliehen. Valie Export wurde in der Kategorie
"Bildende Kunst" ausgezeichnet. INA WAGNER erhielt den Wiener Frauenpreis in der Kategorie "Informations-
und Kommunikationstechnologie". Die Preisträgerinnen wurden von einer Dreier-Jury bestehend aus den Journalistinnen
Mag.a Brigitte Handlos (ORF), Mag.a Eva Linsinger (profil) und Dr.in Tessa Prager (NEWS) vorgeschlagen. Der Wiener
Frauenpreis wurde heuer bereits zum 10. Mal vergeben.
"Die heurige Preisverleihung ist eine besondere: 10 Jahre Frauenpreis heißt 10 Jahre Frauen sichtbar
machen. Seit Vizebürgermeisterin Renate Brauner 2002 das erste Mal den Frauenpreis vergeben hat, wurden jährlich
Frauen für ihr herausragendes Leistungen im emanzipatorischen Sinn ausgezeichnet. Die Preisträgerinnen
des Wiener Frauenpreises haben aber auch eine wichtige gesellschaftliche Vorbildfunktion, denn sie machen Frauen
Mut althergebrachte Rollenbilder zu durchbrechen. Sie zeigen, Frauen können alles sein. Für den gemeinsamen
Kampf um Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit sage ich daher allen Wiener Frauenpreisträgerinnen Danke!",
betonte Frauenstadträtin Frauenberger in ihren Eröffnungsworten.
Frauenberger weiter: "Gerade in Zeiten der Krise ist der Kampf um Verteilungsgerechtigkeit ein Gebot der Stunde.
Diese Krise ist von Männern gemacht. Es sind aber die Frauen, die als erste unter die Räder kommen und
in traditionelle Geschlechterrollen zurückgedrängt werden. Halbe/halbe mag "retro" klingen,
muss aber wieder ganz oben auf die Agenda. Mein politisches Ziel ist es, dass alle Frauen und Mädchen in dieser
Stadt sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können." Für 2012 kündigt die Wiener
Frauenstadträtin daher den Schwerpunkt "Verteilungsgerechtigkeit" an.
Die Preisträgerinnen 2011
Prof.in Dr.in h.c. Valie Export
Sie ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Landes. Ihr Schaffen umfasst Performance, Aktionen, Fotografie,
Video, Film, Expanded Cinema, Medieninstallationen, Skulptur, Text. Sie war Pionierin der Medien-, Performance-
und Filmkunst, mit der sie oft provozierte. Valie Exports Arbeiten machen auf soziale, gesellschaftliche und politische
Wirklichkeit aufmerksam, auf Zwänge, Gewalt und Schmerz. Ihre feministische Haltung und ihr Kampf für
gleichberechtigte und geschlechtsneutrale Beurteilung medialer Arbeiten stießen auf heftige Abwehr. Der selbst
gewählte Name, in Abgrenzung zu ihrem Geburtsnamen und zum Namen ihres geschiedenen Mannes, war ein Akt der
Selbstbestimmung: Anspruch auf Präsenz in der von Männern dominierten Welt der Kunst; künstlerisches
Konzept und Logo. Für Valie Export beginnt Selbstbestimmung mit der Wahrnehmung der eigenen Abhängigkeiten.
Sie setzt Kunst als politischen Motor ein und bestimmt so zum Beispiel in ihren Arbeiten über ihren eigenen
Körper. Valie Export ist nicht auf "feministische Kunst" zu verkürzen. Aber die Künstlerin
und Feministin hatte in mehr als vier Jahrzehnten ihrer Arbeit große Wirkung auf Frauen, auf Künstlerinnen,
auf Männer und die Kunst. Die Jurorinnen wörtlich: "Unser Blick und unsere Aufmerksamkeit wären
anders, ärmer, ohne Valie Exports Schaffen."
"Für die Frauenstadt Wien ist es eine Auszeichnung, dass Valie Export mit ihrem Kunstwerk "Kubus"
am Wiener Gürtel Frauenkunst einen Raum gegeben und einen Ort der Begegnung geschaffen hat", unterstreicht
Frauenberger.
Prof.in Dr.in Ina Wagner
Sie ist Universitätsprofessorin für Multidisziplinäres System Design und leitet das Institut für
Gestaltungs- und Wirkungsforschung an der Fakultät für Informatik der Universität Wien. Sie eine
der profiliertesten Naturwissenschafterinnen des Landes, wie sich allein schon an der langen Liste ihrer Publikationen
ablesen lässt. Sie war Mitglied der Ethikgruppe der Europäischen Kommission und sitzt nun in der österreichischen
Bioethik-Kommission. Wagners Institut ist an der Schnittstelle zwischen Informatik und Sozialwissenschaften angesiedelt.
Kern ihrer Arbeit ist die Verbindung von ethnographischen Untersuchungen von Arbeitspraxis mit Technikentwicklung,
beispielsweise im Krankenhaus, im Architekturbüro, in der Automobilindustrie. Mit ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit
will sie verhindern, dass Computersoftware an den Menschen vorbei entwickelt wird. Ihren besonderen Schwerpunkt
bilden Fragen der Arbeitsorganisation, der Ethik und vor allem frauenspezifische Gesichtspunkte.
Das Thema "Frauen in Technik und Wissenschaft" war immer ein zentraler Punkt ihrer Arbeit, sei es als
Mitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen, sei es als Mentorin, sei es als Autorin über Fragen
der feministischen Perspektive in Naturwissenschaft und Technik. An Wagners Institut studieren überproportional
viele junge Frauen und es werden viele Projekte mit hohem Frauenanteil gefördert. Die Jurorinnen in ihrer
Begründung: "Wagner ist überzeugt, dass rein männerdominierte Institutionen Frauen abschrecken
- und will das ändern."
Die bisherigen Frauenpreisträgerinnen
2002
Elfriede Hammerl, Publizistin
"Langjährige, herausragende publizistische Leistung"
Dr.in Andrea Wukovits, Anwältin
"Recht und Justiz"
2003
Dr.in Ingrid Nikolay-Leitner, Gleichbehandlungsanwältin
"Herausragende Arbeit im Sinne von Gleichstellung"
Dr.in Johanna Rachinger, Direktorin der Nationalbibliothek
"Würdigung ihres persönlichen Engagements für betriebliche Frauenförderung"
2004
Dr.in Helene Klaar, Rechtsanwältin
"Besondere Verdienste um Frauen im Scheidungsfall"
Emmy Werner, ehemalige Direktorin des Wiener Volkstheaters
"Verdienste um Kunst und Kultur"
2005
Univ.Prof.in Dr.in Sieglinde Rosenberger, Politikwissenschafterin
"Anerkennung für besondere Forschungsleistungen im Bereich Frauen und Politik"
Mag.a Heidi Schrodt, Direktorin Gymnasium Rahlgasse
"Anerkennung für besondere Leistungen bei der Förderung von Mädchen im
Bildungsbereich"
2006
Mag.a Brigitte Ederer, Generaldirektorin Siemens Österreich
"Besondere Leistungen im Bereich Wirtschaft und Management"
Prof.in Dr.in Ruth Wodak
"Besondere Leistungen im Bereich Forschung und Wissenschaft"
2007
Tamar Citak, Vorsitzende des Vereins Orient Express
"Gewaltschutz"
Univ. Prof.in Dr.in Renée Schröder, Leiterin der Abteilung für
Biochemie, Max F. Perutz Labor, Universität Wien.
"Untypische Frauenberufe"
2008
Prof.in Dr.in Ruth Klüger Professor of German emerita, Schriftstellerin
"Gedenkjahr 1938"
Mag.a Zeynep Elibol, Direktorin Islamische Fachschule für Soziale Bildung
"Bildung"
Prof.in Johanna Dohnal, Bundesministerin a.D.
Ehrenpreis "Lebenswerk"
2009
Eva Geber
"Herausragende Leistungen im feministischen Diskurs"
Dr.in Margit Schratzenstaller
"Besondere Leistungen im Bereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften"
2010
Marlene Streeruwitz
"Literarische Auseinandersetzung mit Rollenbildern"
Mag.a Ingrid Moritz
"Steter Einsatz für Einkommensgerechtigkeit" |