Vernetzt und umweltschonend unterwegs im künftigen einheitlichen europäischen Verkehrsraum
Straßburg (europarl) - Um einen einheitlichen europäischen Raum für effiziente, sichere
und umweltschonende Verkehre zu schaffen, bedarf es realistischer, verpflichtender Zielvorgaben in Bezug auf Umwelt
und Sicherheit, meinen die EU-Abgeordneten. Bis 2020 muss die Unfallopferrate im Straßenverkehr gegenüber
2010 um die Hälfte sinken. Kosten für Luftverschmutzung, Lärm und Stau sollten in den Preis aller
Verkehrsträger einberechnet werden, fordert das Parlament.
Der mit konkreten Zielvorgaben versehene "Fahrplan" wurde mit großer Mehrheit vom Parlament angenommen
und ergänzt die langfristigen Ziele und Visionen, die die Kommission im Weißbuch zur künftigen
Verkehrspolitik bis 2050 vorgegeben hat.
Das Parlament setzt auf optimale Vernetzung der Verkehrsträger
"Komodale Effizienz enthält für uns die Aspekte der Wirtschaftlichkeit genauso wie die Aspekte der
Umweltfreundlichkeit, der Sicherheit und auch der korrekten Arbeitsbedingungen", erklärte der Berichterstatter
des Parlaments Mathieu Grosch (EVP, BE) vor der Abstimmung. Es gelte aber die Mitgliedsstaaten zu einer klaren
Umsetzung der Gesetzgebung anzuhalten, so Grosch, um bestehende 'Grenzeffekte" abzubauen und einen einheitlichen
europäischen Verkehrsraum zu schaffen.
Unfallopferrate und CO2-Ausstoß senken
Die Abgeordneten fordern von der Kommission einen Aktionsplan, um die Anzahl an Straßenverkehrstoten und
schwer Verletzten bis 2020 zu halbieren, sowie Maßnahmen zur Reduzierung der gesamten Verkehrsemissionen
in der EU um 20 % über den Zeitraum 2009-2020. Umgelegt auf einzelne Verkehrsträger sollten laut Entschließung
die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs bis 2020 um 20%, jene des See- und Luftverkehrs um 30 % im Verhältnis
zu den Werten von 1990 sinken. Über den gleichen Zeitraum sollten Energieverbrauch und Lärm der Bahnen
um 20 % zurückgehen.
Das Prinzip "wer verschmutzt, zahlt" muss für alle Verkehrsträger gelten
Angesichts des Wildwuchses nationaler Konzepte fordern die Abgeordneten, dass die Kommission eine "einheitliche
Methode zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Verkehrs- und Logistikleistungen einführt" und bis
2014 einen Vorschlag zur "Internalisierung der externen Kosten" für alle Verkehrsträger vorlegt.
Dies würde ermöglichen, Umwelt-, Lärm- und Staukosten bei der Berechnung des vom Nutzer zu zahlenden
Preises für Transport- und Verkehrsleistungen einzuberechnen. Diese Einkünfte sollen von den Mitgliedstaaten
in nachhaltige Mobilität und Verkehrsinfrastrukturen investiert werden, betonen die Abgeordneten.
Gezielt in die Verknüpfung von Straße, Schiene und Wasserwegen investieren
Bis 2013 ist die Kommission aufgerufen, eine Bestandsaufnahme der existierenden Verkehrsinfrastrukturen, der Netzdichte
und -verknüpfung und der Qualität der Dienstleistungen vorzulegen, um künftige Prioritäten
festlegen zu können. Aber schon heute fordert das Parlament die EU auf, mehr Mittel auf Ausbau und Modernisierung
der Verkehrsnetze in den neuen Mitgliedstaaten zu konzentrieren, damit sie bis 2025 das gleiche Niveau wie in den
anderen EU-Ländern erreichen.
Um die Anzahl multimodaler Plattformen entlang von Wasserstraßen und Schienen binnen zehn Jahren um 20 %
zu erhöhen, empfehlen die Abgeordneten, dafür mindestens 15 % der EU-Fördermittel für europäische
Verkehrsnetze (TEN-T) zur Verfügung zu stellen.
Eine Mehrheit der Abgeordneten sprach sich dafür aus, den Behörden der Mitgliedstaaten freizustellen,
ob sie den Einsatz schwererer und längerer LKW auf bestimmten Strecken genehmigen wollen, sofern dies weder
die Verkehrssicherheit noch den Zustand der Straßeninfrastruktur beeinträchtigt.
Sanfte und kombinierte Mobilität in den Städten
Die EU sollte die Stadtverwaltungen dazu anregen, sichere Infrastrukturen für Fußgänger
und Radfahrer auszubauen, um die Anzahl von Fußgängern, Radfahrern und Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel
zu verdoppeln und ein integriertes System elektronischer Tickets zur kombinierten Nutzung verschiedener Verkehrsträger
einzuführen. Zudem fordern die Abgeordneten die Aufnahme der Rad-Fernstrecken EuroVelo in die transeuropäischen
Verkehrsnetze TEN-T.
Qualität der Dienstleistungen und der Arbeitsplätze im Verkehrssektor
Um zu vermeiden, dass die weitere Öffnung der Dienstleistungsmärkte im Verkehrsbereich soziales
Dumping nach sich zieht, bestehen die Abgeordneten darauf, Ausbildung und Arbeitsbedingungen EU-weit zu harmonisieren.
Sie fordern zudem eine bessere Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten im Güterschwerverkehr in allen Teilen der
EU.
Die Entschließung wurde mit 523 Ja-Stimmen gegen 64 Nein-Stimmen bei 37 Enthaltungen angenommen.
Hintergrund
Im Verkehrssektor, der rund 5 % des europäischen BIP erwirtschaftet, sind geschätzte 10 Millionen Menschen
beschäftigt. Im Schnitt geben Haushalte in der EU 13, 2 % ihres Budgets für Mobilität aus. Laut
Prognose der Kommission wird der Güterverkehr im Zeitraum 2005-2030 um 40 % zunehmen, während mit einem
Anwachsen des Personenverkehrs um 34 % zu rechnen ist. |