Präsentation des 22. Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Die Stabilität des europäischen Bankensystems wurde 2011 vor allem durch
die sich ausweitende Staatsschuldenkrise beeinflusst. Sie erhöhte nicht nur den Wertberichtigungsbedarf vieler
Institute, sondern trug auch zu höheren Volatilitäten an den Finanzmärkten, zum neuerlichen Vertrauensverlust
unter den Banken und zur beginnenden Konjunkturabschwächung bei. „Trotz ihres vergleichsweise geringen Exposures
gegenüber den hochverschuldeten Ländern konnten sich auch die österreichischen Banken diesen negativen
Auswirkungen nicht entziehen“, sagte Gouverneur Uni.-Prof. Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation
der 22. Ausgabe des Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) wies neben anderen aufstrebenden Volkswirtschaften auch
2011 einen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euroraum auf. Allerdings kam es im Euroraum und in der Folge auch
in CESEE nach einem kräftigen Aufschwung im ersten Halbjahr 2011 in den vergangenen Monaten zu einer deutlichen
Wachstumseintrübung.
Auf die Finanzierungskosten der österreichischen Unternehmen und Haushalte hat sich die aktuelle Krise auf
den Finanzmärkten bisher nicht ausgewirkt. In den vergangenen beiden Jahren wurde die Kostenseite der Unternehmen
und Haushalte durch niedrige Kreditzinsen entlastet. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch den überdurchschnittlich
hohen Anteil variabel verzinster Kredite, der allerdings Zinsänderungsrisiken mit sich bringt. Ein weiterer
Risikofaktor für die privaten Haushalte in Österreich ist der nach wie vor hohe Fremdwährungsanteil
bei Krediten. Obwohl Fremdwährungskredite seit mehr als zwei Jahren währungsbereinigt vermindert wurden,
sank ihr Anteil am gesamten Kreditvolumen aufgrund der Wechselkursentwicklung in den letzten Jahren nur wenig und
betrug Ende des dritten Quartals 2011 immer noch annähernd 30%.
Die Unsicherheiten auf den internationalen Finanzmärkten haben sich seit Mitte 2011 negativ auf die Ertragssituation
der österreichischen Banken ausgewirkt. Den anhaltend hohen Wertberichtigungserfordernissen und der fortgesetzten
Ertragsschwäche einzelner österreichischer Großbanken im Inland stand ein solides Geschäft
der in Österreich regional tätigen Banken sowie eine weiterhin vergleichsweise günstige Ertragsentwicklung
in der CESEE-Region gegenüber. Das Exposure österreichischer Banken in CESEE ist durch eine vergleichsweise
günstige Ertragsentwicklung, aber auch durch Risiken bestimmt. Allerdings sind auch die Risiken des CESEE-Exposures
der österreichischen Banken vergleichsweise hoch. „Das von Finanzmarktaufsicht und OeNB geschnürte Maßnahmenpaket
zur Stärkung der Geschäftsmodelle der international aktiven österreichischen Großbanken soll
eine nachhaltige Präsenz der Banken in der Region ermöglichen und damit zur Sicherung der Finanzmarktstabilität
sowohl in Österreich als auch in der CESEE-Region beitragen“, führte Direktor Mag. Ittner an. Diesem
Ziel dienen zum einen höhere Eigenmittelvorschriften auf Konzernebene und zum anderen Vorgaben, die eine exzessive
Kreditausweitung in CESEE in Hochkonjunkturphasen unterbinden sollen, ohne jedoch in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten eine Verknappung des Kreditangebotes auszulösen.
Die Eigenmittelsituation der heimischen Banken hat sich weiter verbessert. Die konsolidierte Kernkapitalquote der
österreichischen Banken lag Mitte 2011 bei 10,3%. Dennoch sieht die OeNB weiterhin erhöhten Eigenmittelbedarf,
zumal auch internationale Vergleiche nach wie vor eine unterdurchschnittliche Kapitalisierung der österreichischen
Institute zeigen. Auch die Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) sieht für die an der EU-weiten
Rekapitalisierungsumfrage teilnehmenden österreichischen Banken die Notwendigkeit, ihre Kernkapitalquote zu
verbessern. |