Finanzmarktstabilität maßgeblich von der Entwicklung der Staatsschuldenkrise abhängig   

erstellt am
16. 12. 11

Präsentation des 22. Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Die Stabilität des europäischen Bankensystems wurde 2011 vor allem durch die sich ausweitende Staatsschuldenkrise beeinflusst. Sie erhöhte nicht nur den Wertberichtigungsbedarf vieler Institute, sondern trug auch zu höheren Volatilitäten an den Finanzmärkten, zum neuerlichen Vertrauensverlust unter den Banken und zur beginnenden Konjunkturabschwächung bei. „Trotz ihres vergleichsweise geringen Exposures gegenüber den hochverschuldeten Ländern konnten sich auch die österreichischen Banken diesen negativen Auswirkungen nicht entziehen“, sagte Gouverneur Uni.-Prof. Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 22. Ausgabe des Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) wies neben anderen aufstrebenden Volkswirtschaften auch 2011 einen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euroraum auf. Allerdings kam es im Euroraum und in der Folge auch in CESEE nach einem kräftigen Aufschwung im ersten Halbjahr 2011 in den vergangenen Monaten zu einer deutlichen Wachstumseintrübung.

Auf die Finanzierungskosten der österreichischen Unternehmen und Haushalte hat sich die aktuelle Krise auf den Finanzmärkten bisher nicht ausgewirkt. In den vergangenen beiden Jahren wurde die Kostenseite der Unternehmen und Haushalte durch niedrige Kreditzinsen entlastet. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch den überdurchschnittlich hohen Anteil variabel verzinster Kredite, der allerdings Zinsänderungsrisiken mit sich bringt. Ein weiterer Risikofaktor für die privaten Haushalte in Österreich ist der nach wie vor hohe Fremdwährungsanteil bei Krediten. Obwohl Fremdwährungskredite seit mehr als zwei Jahren währungsbereinigt vermindert wurden, sank ihr Anteil am gesamten Kreditvolumen aufgrund der Wechselkursentwicklung in den letzten Jahren nur wenig und betrug Ende des dritten Quartals 2011 immer noch annähernd 30%.

Die Unsicherheiten auf den internationalen Finanzmärkten haben sich seit Mitte 2011 negativ auf die Ertragssituation der österreichischen Banken ausgewirkt. Den anhaltend hohen Wertberichtigungserfordernissen und der fortgesetzten Ertragsschwäche einzelner österreichischer Großbanken im Inland stand ein solides Geschäft der in Österreich regional tätigen Banken sowie eine weiterhin vergleichsweise günstige Ertragsentwicklung in der CESEE-Region gegenüber. Das Exposure österreichischer Banken in CESEE ist durch eine vergleichsweise günstige Ertragsentwicklung, aber auch durch Risiken bestimmt. Allerdings sind auch die Risiken des CESEE-Exposures der österreichischen Banken vergleichsweise hoch. „Das von Finanzmarktaufsicht und OeNB geschnürte Maßnahmenpaket zur Stärkung der Geschäftsmodelle der international aktiven österreichischen Großbanken soll eine nachhaltige Präsenz der Banken in der Region ermöglichen und damit zur Sicherung der Finanzmarktstabilität sowohl in Österreich als auch in der CESEE-Region beitragen“, führte Direktor Mag. Ittner an. Diesem Ziel dienen zum einen höhere Eigenmittelvorschriften auf Konzernebene und zum anderen Vorgaben, die eine exzessive Kreditausweitung in CESEE in Hochkonjunkturphasen unterbinden sollen, ohne jedoch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Verknappung des Kreditangebotes auszulösen.

Die Eigenmittelsituation der heimischen Banken hat sich weiter verbessert. Die konsolidierte Kernkapitalquote der österreichischen Banken lag Mitte 2011 bei 10,3%. Dennoch sieht die OeNB weiterhin erhöhten Eigenmittelbedarf, zumal auch internationale Vergleiche nach wie vor eine unterdurchschnittliche Kapitalisierung der österreichischen Institute zeigen. Auch die Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) sieht für die an der EU-weiten Rekapitalisierungsumfrage teilnehmenden österreichischen Banken die Notwendigkeit, ihre Kernkapitalquote zu verbessern.
     
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