Von und mit u. a. Krisch, Ostrowski, Kren und Lanzmann
Wien (orf) - Der erste Alpengletscherhorrorfilm für das österreichische Kino, schräge
Komödien mit Gerhard Polt und von Kurt Palm, eine Trilogie von Ulrich Seidl und tiefgründige Dokumentarfilme.
Vor der Kamera österreichische Publikumslieblinge von Krisch bis Ostrowski, hinter der Kamera Nachwuchstalente
wie Marvin Kren und weltbekannte Filmemacher wie Claude Lanzmann – erneut unterstützt der ORF eine breite
Palette an Kinofilmen im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens. Bei der 149. Sitzung der gemeinsamen Kommission von
ORF und Österreichischem Filminstitut am 17. November 2011 wurden aus rund 30 Einreichungen sieben neue österreichische
Filmprojekte ausgewählt, darunter vier Spiel- und drei Dokumentarfilme.
Insgesamt wurden dem österreichischen Film damit Mittel in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für
Herstellungs- und Innovationsförderung zugesagt. Und so heißt es u. a. „Und Äktschn!“, wenn ein
Filmamateur mit Laiendarstellern einen Kinokassenschlager über den privaten Adolf Hitler drehen will und eine
zum Scheitern verurteilte Gratwanderung ihren Lauf nimmt. Regisseur Frederick Baker versammelt in der gleichnamigen
Komödie mit u. a. Gerhard Polt, Johannes Krisch und Michael Ostrowski eine Schar an ausgezeichneten Publikumslieblingen.
„Gletscherblut“ fließt in Marvin Krens („Rammbock“) Science-Fiction Horrorfilm, während Regisseur Sebastian
Brameshuber, der für „Muezzin“, eine Doku über den türkischen Gebetsausrufer-Contest, international
gewürdigt wurde, mit dem Dokumentarfilm die aus der Nazizeit belastete Gemeinde Ebensee genauer unter die
Lupe nimmt. Ein außergewöhnliches, unveröffentlichtes Filmdokument präsentiert der weltbekannte
Dokumentarist Claude Lanzmann („Holocaust“) mit „Der Letzte der Ungerechten“. Der Vertreibung der deutschsprachigen
Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt sich Simon Wieland an, der mit seinem
Film „Heil Hitler – Die Russen kommen“ im Rahmen einer Road-Tour im Weinviertel schon mehr als 9.000 Zuseherinnen
und Zuseher erreicht hat.
Die geförderten Projekte im Detail:
Gletscherblut
Auf einer Klimaforschungsstation in den Alpen geraten die Wissenschafter ins Staunen, als aus dem nahe gelegenen
schmelzenden Gletscher eine rote Flüssigkeit austritt. Schnell erweist sich das Gletscherblut als ganz besonderer
Saft – mit ungeahnten genetischen Auswirkungen auf die örtliche Tierwelt. Es bleibt an Janek, dem Techniker,
sich selbst und die Station gegen eine wachsende Fülle von Monstrositäten zu verteidigen: draußen
lagern die biologischen, drinnen die menschlichen. Und als ob das alles nicht schon lebensgefährlich genug
wäre, bricht nun auch Janeks Herz. Ein Film von Marvin Kren, hergestellt von der ALLEGRO Film.
Paradies
Eine Frau fährt als Sextouristin nach Kenia, um die Liebe zu finden. Die Schwester nützt ihren
Urlaub, um Österreich wieder katholisch zu machen. Die Tochter fährt auf ein Diätcamp, wo sie die
Unschuld verliert. Drei Frauen, drei Urlaube, drei Filme. Durch zusätzliche Mittel wird aus dem 2009 eingereichten
Projekt eine Trilogie, hergestellt von der Ulrich Seidl Film in Koproduktion mit TAT Film, Deutschland und Société
Parisienne, Frankreich.
Und Äktschn!
Der leidenschaftliche Filmamateur Hans Pospiech will mit provinziellen Laiendarstellern einen Kinokassenschlager
über den privaten Adolf Hitler drehen – eine zum Scheitern verurteilte Gratwanderung. Mit Gerhard Polt, Johannes
Krisch, Michael Ostrowski, Gisela Schneeberger, Maximilian Brückner und Robert Meyer. Ein Film von Frederick
Baker, hergestellt von der Filmbäckerei, Wien mit rat Pack Film, Deutschland.
Kafka, Kiffer und Chaoten
Kann man Kafkas Erzählung „Ein Landarzt“ im Hochsommer in Sizilien verfilmen, obwohl sie eigentlich
im tiefsten Winter in Böhmen spielt? „Yes, you can“, sagen einige Studenten aus Wien und packen nicht nur
ihr Filmequipment, sondern auch Franz Kafka höchstpersönlich in ihren bunt bemalten VW-Bus. Und schon
kann das Abenteuer beginnen. Ein Film von Kurt Palm, hergestellt von der Fischer Film.
Ebensee
Ebensee hat einen denkbar schlechten Ruf: „Schleich Dich Heim in Dein Nazidorf“ hören jugendliche
Ebenseer immer wieder. Was hat es damit auf sich? Und was mit der spektakulären Störaktion der jährlichen
KZ-Gedenkfeier vor zwei Jahren, an die man sich in „Ebensee“ als Lausbubenstreich erinnert? Über ein ganzes
Jahr begleitet der Film vier Teenager aus Ebensee und zeichnet ein Bild des Ortes und seiner Bewohner aus deren
Perspektive. Ein Film von Sebastian Brameshuber, hergestellt von Kranzelbinder Gabriele Filmproduktion.
Der Letzte der Ungerechten
Im Zuge seiner Arbeit an „Shoah“ in den 1970er Jahren hat Claude Lanzmann ein langes und beeindruckendes Gespräch
mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905-1989) geführt. Im Zentrum stand Murmelsteins ambivalente
Rolle als hochrangiger jüdischer Funktionär der von Eichmann kontrollierten Israelitischen Kultusgemeinde
in der NS-Zeit und als „Judenältester“ des Ghettos in Theresienstadt. Dieses außergewöhnliche,
unveröffentlichte Filmdokument, eingebettet in unsere heutige Zeit in spannender Form zugänglich zu machen,
ist Ziel dieses Dokumentarfilms. Ein Film von Claude Lanzmann, hergestellt von der DOR Film.
Der Todesmarsch
Die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der ehemaligen Tschechoslowakei zählt zu den größten
Vertreibungen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch wo liegen die Ursachen für diese menschliche Katastrophe?
Die Dokumentation geht dieser Frage nach und greift dieses Thema anhand von Einzelschicksalen auf beiden Seiten
der Grenze auf. Ein Film von Simon Wieland, hergestellt von der Simon Wieland Film.
Mit einer Mittelaufstockung wurde der Dokumentarfilm „See You Soon Again“ von Lucky Stepanik und Bernadette Wegenstein
bedacht. |