Klangbrücke zu Gott   

erstellt am
13. 12. 11

Grazer Theologe erforscht die Tradition des Kirchenliedes vom Mittelalter bis heute
Graz (universität) - Das Kirchenlied funktioniert während der Heiligen Messe als Kommunikationsmedium zu Gott. Der Grazer Theologe und Kirchenliedexperte Ao.Univ.-Prof. Dr. Peter Ebenbauer vom Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie der Karl-Franzens-Universität erforscht die rasante Entwicklung von der lateinischen Hymne des Mittelalters zum Gemeindegesang der Neuzeit – in reformatorischer und katholischer Tradition.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden aus Übersetzungen lateinischer Hymnen und Gesänge erste deutschsprachige Kirchenlieder in Strophenform. Frühe Formen finden sich bereits im Hochmittelalter in den Oster- und Weihnachtsliturgien, in denen das Volk am Rande der Heiligen Messe biblische Inhalte über szenische Darstellungen transportierte. Ein großes Repertoire an Kirchenliedern entstand dann vorerst in den reformatorischen Kirchen; die katholische Tradition erlaubte es bis in das 20. Jahrhundert hinein nur in Randzonen oder parallel zum Gottesdienst. „Latein war aber eine große Hürde für das Volk. Es konnte nur kleinere Standardgesänge – wie Kyrierufe oder das Sanctus – mitsingen. Viel mehr war nicht möglich“, erklärt Ebenbauer.

Identifikation mit Kirche und Glaube
Heute ist der Gemeindegesang ein Grundelement der christlichen Liturgie. Die Heilige Messe im 21. Jahrhundert ohne Kirchenlied zu zelebrieren, ist nur schwer vorstellbar. „Im Zentrum steht der sogenannte Klangleib. Er ist ein liturgisches Hauptmedium in der Kommunikation zwischen Gemeinde und Gott“, führt Ebenbauer aus. Die Potenziale des Kirchenliedes werden dort sichtbar, wo das gemeinsame Singen die Identifikation der Einzelnen mit Kirche und Glaube ermöglicht oder verstärkt. Aber nicht nur die Liturgie, sondern auch öffentliche Events sind Orte dieser identitätsstiftenden Bewegung. „Ich denke hier an große Kirchentage oder Jugendtreffen, wo die Musik immer eine wichtige und verbindende Rolle spielt“, betont der Theologe.

Vortragsreihe: „Voices of Worship“
Der liturgische Gesang ist das Thema einer Öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Voices of Worship. Liturgien und ihre Musik in Judentum und Christentum“, die im Studienjahr 2011/12 stattfindet. Sie ist eine Kooperation der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz mit dem Institut für Kirchenmusik und Orgel der Kunstuniversität sowie der Stiftung Pro Oriente Graz.

Die Termine

  • 24. Jänner 2012, 19.00 Uhr: Die byzantinische Liturgie und der griechisch-orthodoxe Liturgiegesang.
  • 31. Jänner 2012, 19.00 Uhr: Der slawische Liturgiegesang am Beispiel der russisch-orthodoxen Kirche.
  • 13. März 2012, 19.00 Uhr: Die Liturgie der reformierten Kirche.


Wo? Institut für Kirchenmusik und Orgel der Kunstuniversität Graz, Bürgergasse 3, 8010 Graz

     
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