EU ruft zu Sofortmaßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit auf   

erstellt am
20. 12. 11

Brüssel (ec.europa) - Vor dem Hintergrund der mit 21 % anhaltend hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa setzt sich die Kommission dafür ein, dass die Mitgliedstaaten, die Arbeitnehmervertretungen und die Wirtschaft entschlossen und mit vereinten Kräften gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgehen. Im Rahmen der am 20.12. von der Kommission verabschiedeten neuen Initiative „Chancen für junge Menschen“ werden die Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, frühzeitige Schulabgänge zu verhindern, jungen Menschen die Entwicklung der für den Arbeitsmarkt relevanten Kompetenzen zu erleichtern, ihnen das Sammeln von Berufserfahrung und eine innerbetriebliche Ausbildung zu ermöglichen sowie sie bei der Suche nach einem ersten guten Arbeitsplatz zu unterstützen. Die Kommission fordert die Mitgliedstaaten auch nachdrücklich zu einer besseren Nutzung des Europäischen Sozialfonds auf; noch immer warten 30 Mrd. EUR darauf, einem Projekt zugewiesen zu werden. Außerdem schlägt die Kommission eine Reihe konkreter Maßnahmen vor, die unmittelbar aus verschiedenen EU-Fonds finanziert werden können.

„Die Initiative ‚Chancen für junge Menschen‘ zeigt den jungen Leuten in Europa“, so der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, „dass wir ihre Lage aufmerksam verfolgen. Wir haben ihre wiederholten Appelle von Madrid bis Brüssel vernommen, dass sie an der europäischen Gesellschaft teilhaben wollen. Der Anfang hierzu ist ein Arbeitsplatz. Langfristige Reformen der Arbeitsmärkte sind auf jeden Fall nötig, doch dauert es, bis solche Reformen die erwarteten Ergebnisse zeitigen. Mit der heute gestarteten Initiative haben wir ein direkteres Instrument entwickelt, das die Jugendarbeitslosigkeit senken wird.“

László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, unterstrich die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit: „In vielen EU-Ländern spitzt sich die Lage für junge Menschen dramatisch zu. Wenn wir nicht bald auf Ebene der EU und der Mitgliedstaaten entschlossene Maßnahmen ergreifen, droht die Gefahr einer ‚verlorenen Generation‘, was erhebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten verursachen würde.“ Er wies auf Schätzungen hin, denen zufolge bereits die derzeitige Jugendarbeitslosigkeit die Gesellschaft teuer zu stehen kommt, nämlich um die 2 Mrd. EUR pro Woche, also etwas mehr als 1 % des BIP der EU-27. Der Kommissar fügte hinzu: „Dieser Trend darf sich nicht fortsetzen – wir müssen unseren jungen Menschen Hoffnung geben, denn sie sind unsere Zukunft.“

Die Kommission wird auch Gelder für technische Unterstützung bereitstellen, damit die Mitgliedstaaten die vorhandenen EU-Mittel – insbesondere aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), wo 30 Mrd. EUR bisher nicht für Projekte abgerufen worden sind – besser nutzen können.

Weitere Einzelheiten
Folgende Hauptmaßnahmen der neuen Initiative „Chancen für junge Menschen“ werden unmittelbar von der Kommission finanziert:

  • Mit 4 Mio. EUR werden die Mitgliedstaaten unterstützt, damit sie „Jugendgarantie“-Systeme einführen können. Diese sollen gewährleisten, dass junge Menschen innerhalb von vier Monaten nach Verlassen der Schule entweder eine Arbeitsstelle oder einen Aus- oder Weiterbildungsplatz erhalten.
  • 1,3 Mio. EUR aus dem Europäischen Sozialfonds werden in die Schaffung von Lehrstellen fließen. Durch eine Steigerung der Zahl der Lehrstellen um 10 % bis Ende 2013 könnten insgesamt 370 000 neue Ausbildungsplätze geschaffen werden.
  • 3 Mio. EUR werden für technische Unterstützung im Rahmen des Europäischen Sozialfonds eingesetzt. Damit wird den Mitgliedstaaten bei der Schaffung von Förderprogrammen für junge Unternehmensgründer und Sozialunternehmer geholfen.
  • Durch größtmögliche Ausrichtung der Mittel auf die Vermittlung von Lehr- und Praktikumsstellen in Unternehmen sollen im Jahr 2012 mindestens 130 000 Vermittlungen im Rahmen der Programme Erasmus und Leonardo da Vinci erfolgen.
  • Im Zuge der Initiative „Dein erster EURES-Arbeitsplatz“ sollen 5 000 junge Menschen in den Jahren 2012/2013 bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in einem anderen Mitgliedstaat unterstützt werden.
  • Durch Aufstockung der Finanzmittel für den Europäischen Freiwilligendienst sollen 2012 mindestens 10 000 Gelegenheiten für Freiwilligentätigkeit bereitgestellt werden.
  • Im Jahr 2012 soll ein Qualitätsrahmen für die Gewährleistung hochwertiger Praktika in der EU vorgestellt werden.
  • Erasmus für Unternehmer wird 2012 rund 600 weitere Austausche finanzieren.


Die von der Kommission vorgeschlagenen Aktionen werden den Mitgliedstaaten den Weg ebnen, damit sie ihre auf junge Menschen ausgerichteten Maßnahmen im Rahmen der nächsten Programmgeneration des Europäischen Sozialfonds und des EU-Haushalts (2014-2020) weiter ausbauen können.

Hintergrund
In der EU sind heute mehr als 5 Millionen junge Menschen arbeitslos; 7,5 Millionen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind weder erwerbstätig noch in der allgemeinen oder beruflichen Bildung. Schwierigkeiten haben nicht nur schlecht qualifizierte junge Menschen, die zu früh von der Schule abgegangen sind, sondern in zunehmendem Maße auch Hochschulabgänger, die keine erste Arbeitsstelle finden.

Die Kommission möchte sämtliche betroffene Akteure sowie alle verfügbaren EU-Mittel für Sofortmaßnahmen mobilisieren, die europaweit für einen reibungsloseren Übergang aus dem Bildungssystem in das Erwerbsleben sowie für einen leichteren Einstieg junger Arbeitsloser in die Arbeitswelt sorgen sollen. Ziel ist es, denjenigen jungen Menschen, die weder erwerbstätig noch in der allgemeinen oder beruflichen Bildung sind, zu helfen, damit sie entweder einen Arbeitsplatz finden oder wieder ins Bildungssystem zurückkehren. Auch wer einen tertiären Bildungsabschluss hat, soll leichter eine erste Arbeitsstelle finden.

Die Kommission wird die diesbezüglichen Anstrengungen der Mitgliedstaaten nachdrücklich unterstützen, und zwar sowohl mit Orientierungsempfehlungen als auch mit konkreten Hilfen. Im Rahmen der Strategie Europa 2020 wird von den Mitgliedstaaten erwartet, dass sie sich in ihren nationalen Reformprogrammen für 2012 mit dem Problem der Beschäftigung junger Menschen auseinandersetzen; jugendpolitische Strategien und Maßnahmen sollen im Entwurf der länderspezifischen Empfehlungen für 2012 systematisch behandelt werden. Die Kommission wird ihre Bewertungen und Analysen der von den Mitgliedstaaten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit getroffenen Maßnahmen fortsetzen und darüber auf der informellen Tagung der für Beschäftigung und Sozialpolitik zuständigen Minister im April 2012 berichten.

     
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