Resolution an Bundesregierung eingebracht - Fertigstellungstermin der
Baltisch-Adriatischen Achse muss eingehalten werden - Störmanöver vermeiden
Klagenfurt (lpd) - Für Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler ist die von der Bundesregierung
erneut entfachte Infragestellung der Koralmbahn beziehungsweise eine mögliche weitere zeitliche Verschiebung
nach hinten vollkommen unverständlich und nicht nachvollziehbar. "Erst vor wenigen Wochen hat Verkehrsministerin
Bures klare Aussagen zur planmäßigen Umsetzung der Koralmbahn getroffen. Nun ändert die Verkehrsministerin
auf Druck des Koalitionspartners ihre Meinung", reagiert der Landeshauptmann am 20.12.
Diese unklare Haltung schade nicht nur der Koralmbahn und verursache große Verunsicherung unter der Bevölkerung
wie auch der Bauwirtschaft, sondern irritiere besonders die hohen Entscheidungsträger auf europäischer
Ebene. "Im Europäischen Parlament befindet man sich derzeit mitten im Diskussionsprozess hinsichtlich
der Aufnahme der Baltisch-Adriatischen Achse mit dem Kernstück der Koralmbahn in das Core-Netzwerk der EU.
Wird diese wichtige Entscheidungsphase nun durch unnütze und wenig durchdachte Störmanöver von Teilen
der Bundesregierung gestört, werde auch die Chance auf eine Mitfinanzierung der Koralmbahn seitens der EU
geschmälert", sagt der Landeshauptmann.
Eine Verzögerung beim Bau der Koralmbahn würde die Chancen auf eine Aufnahme der Baltisch-Adriatischen
Achse in das Core Network der Europäischen Union stark verringern. "Durch die Aufnahme in das Netzwerk
besteht die Möglichkeit einer 20-prozentigen Mitfinanzierung seitens der EU, wodurch das Budget der ÖBB
und damit Österreichs entlastet würde", so Dörfler.
Er erinnert die Bundesministerin daran, dass im Dezember 2004 zwischen der Bundesregierung und dem Bundesland Kärnten
ein Vertrag zur Umsetzung der Koralmbahn geschlossen wurde, der eine Fertigstellung der Koralmbahn zwischen Klagenfurt
und Graz bis zum Jahr 2018 vorsieht. Diese Vereinbarung wurde bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der ersten
Einsparungsmaßnahmen einseitig um vier Jahre ohne Einbindung der Kärntner Landesregierung nach hinten
verschoben. "Eine weitere zeitliche Verzögerung ist nicht tolerierbar und würde enormen volkswirtschaftlichen
Schaden zur Folge haben", stellt Dörfler klar und weist darauf hin, dass alleine durch den Bau der Koralmbahn
pro investierter Milliarde Euro 17.000 Arbeitsplätze entstehen.
Aus diesem Grund wurde vom Landeshauptmann in der heutigen Regierungssitzung auch eine Resolution an die Bundesregierung
eingebracht, in der diese, im speziellen Verkehrsministerin Doris Bures, aufgefordert wird, dafür Sorge zu
tragen, die im Vertrag vereinbarten Fertigstellungstermine einzuhalten, jegliche Diskussion, die zu einer Verzögerung
der Koralmbahn wie auch des Semmeringbasistunnels führen könnten, zu vermeiden und ein klares Bekenntnis
für die Baltisch-Adriatische Achse abzugeben.
"Diese einzigartige Schienenverbindung von Danzig bzw. Helsinki bis nach Bologna bzw. Ravenna eröffnet
Österreich und der gesamten Europäischen Union ein derzeit fast noch unfassbares Wirtschaftspotential,
das man nicht einfach auf der Straße liegen lassen darf", erklärt Dörfler, weshalb er die
Bundesregierung auffordert, den einmaligen europäischen Verkehrsgedanken zu erkennen und ohne selbst verursachten
Aufschub oder Verzögerung zur Umsetzung zu bringen. "Mit der Koralmbahn als Teil der Baltisch-Adriatischen
Achse gehen wir in ein neues verkehrstechnisches Zeitalter. Österreich darf nun nicht den Zug in Richtung
Zukunft verpassen", so Dörfler.
Die Resolution der Kärntner Landesregierung im Wortlaut:
Im Jahr 2004 wurde der Baltisch-Adriatische Korridor zwischen Danzig und Wien/Bratislava als vorrangige Schienenachse
(TEN-Projekt 23) festgelegt. Im Oktober 2006 beschlossen die EU-Staaten Polen, Tschechien, Slowakei, Italien und
Österreich eine Verlängerung der TEN-Achse. In einem "Letter of Intent" unterzeichneten sie
das gemeinsame internationale Bekenntnis, eine qualitativ hochleistungsfähige Schieneninfrastruktur im gesamten
Verlauf der Baltisch-Adriatischen Achse herzustellen.
Am 19. Oktober 2011 gab die Europäische Kommission bekannt, dass der Baltisch-Adriatische Korridor von Helsinki
bzw. Danzig über Wien, Graz, Klagenfurt bis Ravenna in das Core Network der Europäischen Union aufgenommen
wurde. Damit wurde die enorme Bedeutung der Koralmbahn mit dem Koralmtunnel und des Semmeringbasistunnel als Herzstück
der Baltisch-Adriatischen Achse bestätigt.
Bereits seit dem Jahr 2001 laufen die Arbeiten an der Koralmbahn. Am 20. März 2009 hat es auf der steirischen
Seite für den ersten Abschnitt (KAT I) des knapp 33 km langen Koralmtunnels, dem Herzstück der Koralmbahn
den Spatenstich gegeben. Im März des heurigen Jahres wurde mit dem Bau des zweiten und längsten Abschnittes
des Koralmtunnels (KAT II) begonnen und ein Auftragsvolumen von 660 Mio. Euro vergeben. Das Gesamtinvestitionsvolumen
für diese Neubaustrecke beträgt rund 5,2 Mrd. Euro. Mit Ende 2010 wurden bereits über eine Milliarde
Euro investiert.
Laut einer Studie des Instituts für höhere Studien (IHS) aus dem Jahr 2002 kann mit dem Gesamtinvestitionsvolumen
der Koralmbahn über das Achtfache an volkswirtschaftlichen Effekten erzielt werden. Das entspricht bis zu
45.000 Arbeitsplätzen über die gesamte Projektdauer.
Die Realisierungsvoraussetzungen für die Koralmbahn wurden am 15. Dezember 2004 in einem Vertrag zwischen
der Republik Österreich, den Bundesländern Kärnten und Steiermark und den Österreichischen
Bundesbahnen detailliert festgelegt. In dieser Vereinbarung verpflichten sich die Österreichischen Bundesbahnen
und der Bund die Durchbindung der Koralmbahn im vertragsgegenständlichen Umfang bis 2018 sicherzustellen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde die Fertigstellung der Koralmbahn entgegen der Vereinbarungen im Vertrag einseitig
und ohne Einbindung des Landes Kärnten um rund vier Jahre von 2018 auf 2022 nach hinten verschoben. Eine Diskussion
über eine weitere Verzögerung würde dem derzeitigen Entscheidungsprozess im europäischen Parlament
über die Aufnahme des Baltisch - Adriatischen Korridors enorm schaden und die Chancen für die Aufnahme
in das Core Network verringern und somit auch eine Mitfinanzierung der geplanten Bauvorhaben durch die Europäische
Union unmöglich machen.
Die Kärntner Landesregierung fordert daher
die Österreichische Bundesregierung und insbesondere Verkehrsministerin Doris Bures auf,
- im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür Sorge zu tragen, dass die im Vertrag vereinbarten Fertigstellungstermine
eingehalten werden
- jegliche Diskussion über mögliche weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung der Koralmbahn
und des Semmeringbasistunnels zu vermeiden um damit den derzeit laufenden Diskussionsprozess im europäischen
Parlament nicht zu gefährden.
- Ein klares Bekenntnis für den Baltisch - Adriatische - Korridor abzugeben und für den Bau der Koralmbahn
und des Semmeringbasistunnels einzutreten und damit einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden für Österreich
abzuwenden.
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