Illmer: Neue Konzepte für politische Steuerung notwendig / Bernhofer:
Föderalismus ist Demokratie plus Bürgernähe
Salzburg (lk) - "Die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Klimawandel, Energiewende,
Wirtschaftskrise und Migrationsströme haben gezeigt, dass wir neue Konzepte für die politische Steuerung
brauchen, weltweit, aber auch in Österreich und Europa. Die Diskussion dreht sich aber um Vorschläge,
die teilweise 250 bis 300 Jahre alt sind. Mir ging es in den vergangenen sechs Monaten daher vor allem darum, die
Verantwortlichen in den österreichischen Landtagen zum Nachdenken zu bringen, wie die Landtage der Zukunft
aussehen sollten." So fasste der Salzburger Landtagspräsident Simon Illmer am 02.01. in einem Informationsgespräch
anlässlich der Übergabe des Vorsitzes in der Landtagspräsidentenkonferenz an Oberösterreich
die Arbeit der Landtagspräsidentenkonferenz im vergangenen Halbjahr unter Salzburger Vorsitz zusammen.
150 Jahre Landtage: Zukunfts-Symposium in Salzburg
Illmer verweist auf die intensiven Vorarbeiten seit dem Herbst des Vorjahres. "Im Februar 2011 sind die österreichischen
Landtage 150 Jahre alt geworden. Alle neun Landtage haben dieses Jubiläum dazu genutzt, Vertreter aus Politik,
Verwaltung, Wissenschaft, Medien und Zivilgesellschaft nach Salzburg zu einem Symposium 'Landtage auf dem Weg in
die Zukunft' einzuladen. Die dort gehaltenen Vorträge und durchgeführten Diskussionen haben für
mir vor allem eines gezeigt: Ohne Regionalparlamente gibt es keine Zukunft für die Demokratie in Europa. Aber:
Damit die Parlamente diese Zukunft leisten können, müssen sie ihre bisherige Arbeitsweise verbessern
und neue Möglichkeiten zur demokratischen Steuerung erarbeiten", stellte Illmer fest.
Neuordnung der Immunität: Parlament braucht Landtags-Expertise
Bei der Tagung der Landtagspräsidentenkonferenz im vergangenen November in Salzburg standen vor allem
die Themen "Abgeordneten-Immunität", "Finanzkontrolle" und "Öffentlichkeitsarbeit"
auf dem Programm.
Im "Untersuchungsausschusses über Abhör- und Beeinflussungsmaßnahmen im Rahmen des Parlaments"
im August 2009 wurde im Parlament in Wien eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Erkenntnisse aus diesem Untersuchungsausschuss
zu einem neuen Immunitätsrecht für die Abgeordneten in Österreich verarbeiten sollte.
Für die Landtage wäre eine Änderung der Abgeordnetenimmunität in der Bundesverfassung in zweifacher
Hinsicht von Bedeutung. Zum einen beträfe sie die von den Landtagen entsendeten Bundesräte, zum anderen
wäre sie auch in den Landtagen umzusetzen. Illmer verwies auf die breite Beteiligung der Landtage in der parlamentarischen
Diskussion: "Die Landtagspräsidenten haben sich bereits 2010 unter dem Vorsitz Wiens in die Diskussion
eingeschaltet und unter dem Vorsitz von Landtagspräsident Gerhard Steier im ersten Halbjahr 2011 dann eigene
inhaltliche Stellungnahmen abgegeben, die größtenteils mit den jeweiligen Landtagsparteien abgestimmt
sind und von diesen mitgetragen werden. Vorbehalte in den Landtagen bestehen insbesondere gegen die Ausdehnung
der beruflichen Immunität der Abgeordneten, wonach sie für wahrheitsgetreue Berichte über Sitzungsinhalte
nicht mehr verantwortlich gemacht werden könnten. Einige Landtage haben sich auch gegen die Ausdehnung der
Immunität auf Mitarbeiter der Parlamentsparteien ausgesprochen", fasste der Salzburger Landtagspräsident
die Ergebnisse der Tagung zusammen.
In der Salzburger Stellungnahme wurde vor allem auf die veränderten Anforderungen an die Abgeordneten-Immunität
eingegangen. "Mir war es vor allem wichtig, dass in der Salzburger Stellungnahme die Bedeutung der neuen Medien
hervorgehoben wird und eine Veröffentlichung etwa auf einer Internetplattform oder auch mittels Ton und Film
von der Immunität mit umfasst sind. Ich bin froh, dass auch in Salzburg alle vier Fraktionen unsere Stellungnahme
mittragen", betonte Illmer.
Für den Salzburger Landtagspräsidenten sind die öffentliche Glaubwürdigkeit und das Vertrauen
der Bevölkerung zu den Landtagsabgeordneten oberste demokratiepolitische Gebote. "Parlamente funktionieren
nur dann gut, wenn die Bevölkerung sich dort gut vertreten fühlt. Für mich sind daher Bürgernähe
und Transparenz die besten Garanten gegen Korruption. Landtage als Parlamente in kleinen Einheiten haben hier für
mich klare Startvorteile. Bürgernähe bedeutet aber auch, dass sich Abgeordnete immer wieder um die Anliegen
von Bürgerinnen und Bürgern oder von Interessenvertretungen kümmern müssen. Ich habe daher
Professor Dr. Kurt Schmoller von der Universität Salzburg zu unserer Tagung im November eingeladen, einen
Vortrag zum Thema 'Interessenvertretung - Intervention – Korruption' zu halten, um dieses Thema aus der Sicht der
Wissenschaft zu beleuchten", sagte Illmer.
Finanzkontrolle: Salzburger Novelle erhöht Kontrollqualität
Als echten Fortschritt bei den Kontrollmöglichkeiten des Landtags wertete Illmer die während des Salzburger
Vorsitzes auf seine Initiative hin entwickelte Novelle zum Landesrechnungshofgesetz, die in der letzten Plenarsitzung
des Salzburger Landtags 2011 am 14. Dezember zugewiesen werden konnte. "Das Budget ist nach wie vor eines
der wichtigsten Instrumente der Landespolitik, das wird auch in Zukunft bei größeren Sparzwängen
so bleiben. Der Rechnungsabschluss ist daher eines der wichtigsten Kontrollinstrumente für den Landtag. Anhand
der Staatsausgaben werden Problemfelder und Handlungsbedarf schnell sichtbar. Mit den bisherigen Unterlagen, die
den Abgeordneten für die Genehmigung des Rechnungsabschlusses zur Verfügung standen, war aber eine politische
Bewertung der Mittelverwendung fast unmöglich", sagte Illmer.
"Der Landesrechnungshof wird mit dieser Reform den Rechnungsabschluss des Landes, also die Jahresbilanz über
die Verwendung der öffentlichen Gelder und die Schulden des Landes, so rechtzeitig prüfen können,
dass die Abgeordneten den Bericht für die Beratung und Beschlussfassung über den Rechnungsabschluss verwenden
können. Vorlage- und Stellungnahmefristen für Landesregierung und Landesrechnungshof werden entsprechend
verkürzt, die Zahlen liegen früher vor", beschrieb Illmer die neue Regelung.
"Damit wird der Zahlenwust von knapp 2.000 Seiten auf die wesentlichen Gesichtspunkte zusammengefasst und
für die Abgeordneten verständlicher und besser zu bewältigen. Die Zahlen werden zum Sprechen gebracht.
Der große Fortschritt ist für mich aber, dass mit dem Landesrechnungshof ein unabhängiges und weisungsfreies
Kontrollorgan des Landtags die Bilanzunterlagen der Landesregierung überprüft und ergänzt. Dabei
wird auf das Informationsbedürfnis der Abgeordneten viel besser eingegangen werden als bisher", zeigte
sich Illmer erfreut.
Landtage müssen sich besser präsentieren
"Mit der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre für das aktive Wahlrecht sind wir – übrigens in Salzburg
wesentlich früher als der Bund oder die meisten anderen Länder – einen wichtigen Schritt auf die Jugend
zugegangen. Für mich stecken hinter solchen Verbesserungen auch ein Mehr an Generationengerechtigkeit und
Jugendpartizipation. Bisher ist es dem Bund aber nicht gelungen, im Schulunterricht auf diese veränderte Situation
einzugehen. Beim Thema 'politische Bildung' gibt es seit Jahren nur die Forderungen der Schülervertreter,
aber nach wie vor keinen einheitlichen Unterricht.
Die Landtagspräsidenten sind sich darin einig, dass die Landtage speziell auf die Jugend zugehen müssen.
Fast in allen Landtagen in Österreich gibt es bereits spezielle Besuchs- und Erlebnisprogramme für Schulen
oder Jugendgruppen", berichtete Illmer von der Salzburger Tagung.
Besonders wichtig sind dem Salzburger Landtagspräsidenten in diesem Zusammenhang drei Salzburger Initiativen.
"Mit Dr. Christoph Kühberger und Dr. Elfriede Windischbauer haben wir zwei Salzburger Spitzenfachleute
im Bereich der politischen Schulbildung mit der Erarbeitung eines Unterrichtsleitfadens zur Landespolitik beauftragt.
Es ist wichtig, dass wir die Lehrerinnen und Lehrer, die politische Bildung an den Schulen mit viel Engagement
unterrichten, dabei unterstützen, das Thema Landespolitik qualitätvoll zu vermitteln. Außerdem
erarbeitet ein Team der HAK 1 in Salzburg derzeit in einem Maturaprojekt einen neuen jugendgerechten Webauftritt
des Landtags. Hier schreiben Jugendliche für Jugendliche und konzipieren eine Informationsplattform zum Landtag
aus der Sicht der Jugend", sagte Illmer. Besonders freut Illmer aber, dass in Zusammenarbeit mit der Landesschülervertretung
die Beschlüsse des Salzburger Schüler/innenparlaments im Petitionsausschuss des Landtags beraten und
die Landesschulsprecher in die Beratungen mit einbezogen werden. "Ich bin froh, dass ich die Fraktionen im
Landtag für diese Lösung gewinnen konnte. Das Schüler/innenparlament findet zwar im Landtag statt,
wird aber von der Landesschülervertretung eigenständig und unabhängig organisiert. Die Jugendlichen
wollten aber, dass die Landtagsparteien mit ihnen diskutieren und der Landtag zu ihren Vorschlägen auch Stellung
nimmt. Beides haben wir umgesetzt", resümierte Illmer.
Haushaltsrecht und Gesetzgebungskompetenzen reformieren
"Für die Landtage ist die Verbesserung der Finanzkontrolle aber nur ein erster Schritt, von dort müssen
wir zu einer verbesserte Beteiligung des Landtags an der Planung und Gestaltung der Landesausgaben kommen",
forderte Illmer. Vorbilder sind für den Salzburger Landtagspräsidenten dabei die Budgets des Schweizer
Kantons Aargau oder das neue Budgetrecht des Bundes. "Der ehemalige Finanzminister Dipl.-Ing. Josef Pröll
hat mit der Haushaltsreform des Bundes einen Kulturwandel in Österreich eingeleitet. Der Bund wird ab 2013
sein Budget nicht mehr nach mehr oder weniger aussagekräftigen Budgetansätzen erstellen, sondern nach
Wirkungszielen und damit verbundenen konkreten Maßnahmen und benötigten Ressourcen. Es gibt also ein
sachlich genau definiertes Ziel, daneben die notwendigen Maßnahmen auf dem Weg dorthin und schließlich
die damit verbundenen Kosten. Die Abgeordneten könnten also jede Ausgabe danach bewerten, was damit erreicht
werden soll und welche Maßnahmen dafür geplant sind, und wären nicht mehr auf Budgeterläuterungen
angewiesen, die sich in den vergangenen zehn Jahren fast wörtlich wiederholen", erläuterte Illmer.
"Für mich ist daher die Einigung zwischen Finanzministerin Dr. Maria Fekter und den Landes-Finanzreferenten
vom 29. November, wonach die Länder das Budgetrecht des Bundes nicht übernehmen müssen, nicht unbedingt
positiv für das Land. Der Landesrechnungshof hat immer wieder kritisiert, dass wir hier in Salzburg mit Budgetvorschriften
aus der Ersten Republik hantieren. Eine Übernahme des Budgetrechts des Bundes hätte nicht nur eine österreichweite
Vergleichbarkeit gebracht, sondern dem Landtag ein Planungsinstrument aus dem 21. Jahrhundert in die Hand gegeben",
stellte Illmer fest.
Bundesrat und Landtage nicht auseinanderdividieren lassen
Eine klare Absage erteilte Illmer den Versuchen von Seiten der Bundespolitik, Landtage und Bundesrat in der Föderalismusdebatte
gegeneinander auszuspielen. "Aussagen von Spitzen des Bundes- und Nationalrates, dass man bei einer Aufwertung
des Bundesrates die Landtage nicht mehr brauche und dass ein 'Europa der Regionen' ohnehin ein Österreich
ohne Landtage bedeuten würde, oder dass die Landtage abgeschafft werden sollen, wenn keine Aufwertung gelingt,
haben mich sehr befremdet. Für mich gehören Bundesrat und Landtage untrennbar zusammen, sie dürfen
sich nicht auseinander dividieren lassen", stellte Illmer klar.
Bernhofer: Föderalismus = Demokratie + Bürgernähe
Unter den Leitspruch "Föderalismus = Demokratie + Bürgernähe" möchte ich meine gesamte
Vorsitzführung stellen", bekräftigte der Oberösterreichische Landtagspräsident Friedrich
Bernhofer, denn Föderalismus bedeute:
- Politik für überschaubare, vertraute Einheiten – nur in kleineren Einheiten entsteht regionale/lokale
Identität, die wiederum Voraussetzung für Vielfalt, Ehrenamt, etc. ist
- Bürgernähe und Mitbestimmung – föderale Strukturen ermöglichen Nähe der Behörden
zu Bürgern u. bessere Beteiligung an Verwaltung und Gesetzgebung – nur so ist echte Teilhabe am Gemeinwesen
möglich
- Schule für Demokratie – in kleineren Einheiten haben mehr Menschen die Möglichkeit, sich politisch
oder zivilgesellschaftlich zu engagieren
- wichtige Rahmenbedingung für Ehrenamt
- Politik für den ländlichen Raum
- Vielfalt
- Flexibilität und Dynamik
Das Institut für Föderalismus hat nun auf Anregung der Österreichischen Landtagspräsidentenkonferenz
die kompakte Broschüre "Alle Neune" veröffentlicht. Sie beinhaltet neben grundlegenden Informationen
über das föderalistische Grundprinzip unserer Verfassung vor allem aussagekräftige Argumente für
einen modernen und zukunftsfähigen Föderalismus in Österreich, die anhand von praktischen Beispielen
veranschaulicht werden.
Offensive für einen modernen Föderalismus
... bereits realisiert
Es gab 2011 bereits erste positive Ergebnisse für gelebten Föderalismus, wie zum Beispiel das
Bundesgesetz zur Vereinfachung von Gemeindekooperationen, das mit 1. Oktober des vergangenen Jahres in Kraft trat.
Es ist ein Ergebnis aus den Initiativen, die Gottfried Kneifel als Präsident des Bundesrates und Landeshauptmann
Dr. Josef Pühringer als Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz gesetzt haben. Das neue Gesetz soll den
insgesamt 2.359 österreichischen Gemeinden ermöglichen, unbürokratischer zusammenzuarbeiten.
Ende Oktober 2011 erfolgte eine Bund-Länder-Einigung zur Neuordnung der Verwaltungsgerichtsbarkeit. Bei neun
Landesverwaltungsgerichtshöfen wird künftig konzentriert, was derzeit 120 Sonderbehörden beschäftigt.
Die Landesverwaltungsgerichtshöfe sollen künftig "im Regelfall" Endpunkt der Verfahren sein.
Anstelle der "Unabhängigen Verwaltungssenate" (UVS) wird in jedem einzelnen Bundesland ein noch
dazu unabhängiges Landesverwaltungsgericht geschaffen werden.
… zur Diskussion stehend
Anknüpfend daran will Oberösterreich in diesem halben Jahr weitere Anregungen zur Modernisierung des
Föderalismus einbringen und intensiv diskutieren. "Mir ist wichtig, dass Entscheidungen, die die Länder
betreffen, auch in den Ländern getroffen werden", so Bernhofer. Solange z.B. der oberösterreichische
Landtag über ein Jahresbudget von 4,6 Milliarden Euro entscheidet, kann doch niemand an der Aufgabenfülle
der Länder zweifeln. Auch durch die EU sind die Aufgaben der Länder kaum beschnitten worden, vielmehr
war das jedoch auf nationaler Ebene der Fall.
"'Politik ist nicht das Verlängern der Gegenwart, sondern das Planen der Zukunft' – frei nach diesem
Motto habe ich vor, meine Vorsitzführung in diesem ersten Halbjahr 2012 für dauerhafte, in die Zukunft
gerichtete Veränderungen zu nützen", sagte Landtagspräsident Friedrich Bernhofer. Selbstverständlich
geschieht dies in Oberösterreich gemeinsam mit der Exekutive, namentlich mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer.
Kompetenzverteilung Neu
"Die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern muss sich an den Bedürfnissen der Bürgerinnen
und Bürger orientieren und unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips abgerundete Kompetenzen und Verantwortlichkeitsbereiche
nicht nur des Bundes, sondern auch der Länder schaffen. "Es entspricht den Tatsachen, dass bürgernah
organisierte Einheiten effizienter arbeiten als zentralisierte Apparate. Aufgabenübertragungen vom Bund auf
die Länder müssen aber auch finanziell abgesichert werden. Im Österreich-Konvent wurde dahingehend
bereits gute Vorarbeit geleistet – darauf möchten wir aufbauen", sagte der oberösterreichische Landtagspräsident.
Aufwertung des Bundesrates
Der Bundesrat ist als Verbindungselement zwischen den Bundesländern und dem Bund und zwischen den Bundesländern
und Europa besonders wichtig. Denn nur der Bundesrat kann als verlängerter Arm der Länder den jeweiligen
EU-Entwürfen gemeinsam mit anderen Mitgliedstaaten die gelbe oder die rote Karte zeigen und somit länderkonforme
Beschlüsse notfalls sogar erzwingen. "Der österreichische Bundesrat sollte daher nicht aufgelöst,
sondern aufgewertet werden. Ähnlich wie in Deutschland und wie im Österreich-Konvent vorgeschlagen, gehört
dazu ein absolutes Vetorecht bei Gesetzen, die die Bundesländer direkt betreffen", forderte Bernhofer,
der auch folgende weitere Vorschläge machte:
1. Neuausrichtung des Institutes für Föderalismus
Alle Neune in einem Boot: Dem Institut für Föderalismus gehören derzeit nur die Bundesländer
Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich an. Anzustreben ist jedoch, alle neun Bundesländer als Mitglieder
zu gewinnen.
Was haben unsere Bürger/innen davon? Das Institut leistet hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft.
Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen künftig verstärkt und in verständlicher Form an die Österreicherinnen
und Österreicher weitergegeben werden.
Legislative einbinden: Derzeit besteht das Kuratorium des Institutes nur aus Vertreter/innen der Landesregierungen.
Wir wollen aber auch die Legislative, also die Landtage mit einbinden.
Jung-Wissenschafter/innen: In einem so genannten "wissenschaftlichen Beirat" sollen Jung-Wissenschafter/innen
verschiedenster österreichischer Universitäten in die Arbeit des Institutes einbezogen werden.
2. Offensive Öffentlichkeitsarbeit – Kräfte bündeln
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit der Landtage ist im Hinblick auf die immer wiederkehrende Föderalismus-Diskussion
auf allen Ebenen notwendiger denn je. Gerade in Zeiten, in denen Regionalparlamente immer wieder in Frage gestellt
werden, ist die Öffentlichkeitsarbeit von besonderer Wichtigkeit, um den Bürgerinnen und Bürgern
die enorme Bedeutung dieser bürgernahen Einheiten vor Augen zu führen.
"Gemeinsam sind wir stark" – dieses Sprichwort gilt natürlich auch für die Landtage: "Einer
allein geht leicht unter in der Medienlandschaft, aber neun kann man nicht mehr so einfach übersehen",
ist Bernhofer überzeugt. "Wir werden uns auch bei der Öffentlichkeitsarbeit künftig vermehrt
zusammenschließen, um mit einer starken Stimme zu sprechen". So sollen in einem Art "Ideenpool"
alle Maßnahmen der Bundesländer gesammelt und für alle zugänglich gemacht werden, da wir das
Rad nicht jedes mal neu erfinden müssen. Gemeinsame Kampagnen sollen das Thema Föderalismus verstärkt
in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
Nichtsdestotrotz wird jedes Bundesland für sich daran arbeiten, den Bürgerinnen und Bürgern ihr
Landesparlament näherzubringen. Oberösterreich hat dazu u.a. einen eigenen Landtags-Falter, einen Landtags-Kinderfalter,
einen Landtags-Film herausgegeben und eine Landtags-Galerie eingerichtet. Alle Landtagssitzungen werden live im
Internet übertragen und stehen in einem Archiv zur Verfügung.
3. "Troika" der Landtagspräsidenten
Eine "Troika", bestehend aus dem/der Vorsitzführenden, dem/der Vorgänger/in und dem/der Nachfolger/in,
soll künftig sicherstellen, dass kontinuierlich Schwerpunktthemen, die ein/e Präsident/in während
des Vorsitzes aufgreift, weiterverfolgt, weiterentwickelt und zu Ende gebracht werden können – auch über
die Zeit der Vorsitzführung hinweg. Salzburg und Oberösterreich starten jetzt gemeinsam mit Vorarlberg
mit dieser Zusammenarbeit. Andererseits soll diese enge Abstimmung auch dazu genutzt werden, schneller und effektiver
und gebündelt im "Tagesgeschäft" reagieren zu können.
4. Zusammenarbeit mit dem Bundesrat
Die bereits beschlossene Arbeitsgruppe aus den Vertreter/innen der Landtage und des Bundesrates wird im
kommenden Halbjahr ihre Arbeit aufnehmen.
Selbstbewusst agieren
"Die Länder sind keinesfalls untergeordnete, abhängige Verwaltungseinheiten, sondern viel
mehr eigenständige Mitglieder des Bundesstaates. Sie sind Garanten für Bürgernähe und bieten
ihren Bürgerinnen und Bürgern eine vertraute und überschaubare politische, kulturelle und soziale
Heimat innerhalb Europas. Dieses Bewusstsein gilt es zu transportieren, aber es steht uns auch zu, uns durchaus
selbstbewusst zu präsentieren", sagte Präsident Bernhofer abschließend.
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