Wien (wifo) - Für ein Neujahrsschnitzel musste ein Industriearbeiter 1980 deutlich länger arbeiten
als heute: Der Aufwand für ein Kilogramm Schweinsschnitzel hat sich von 1 Stunde und 22 Minuten nahezu halbiert
auf 42 Minuten. Für Beiried vom Rind muss heute ebenfalls weniger gearbeitet werden als vor 30 Jahren, allerdings
ist der Rückgang nicht so stark ausgeprägt. Für Dienstleistungen wie etwa Installateurleistungen
musste ein Industriearbeiter im Jahr 1980 etwa 4 3/4 Stunden arbeiten, heute sind über 6 1/2 Stunden erforderlich.
Für einen Liter Superbenzin verringerte sich der Aufwand seit 1980 von 7,6 auf 5,8 Minuten. Dies entspricht
ungefähr dem Gegenwert der Arbeit von Ende 1986. Superbenzin war 2011 somit etwa "gleich viel wert"
wie vor 25 Jahren.
Ein Vergleich der Preisentwicklung mit der Entwicklung der Einkommen kann ein grobes Bild über die Veränderung
des Lebensstandards vermitteln. Als Indikator für die Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen
wird der Verbraucherpreisindex herangezogen, als Maßstab der Einkommensentwicklung die Nettostundenverdienste
von Industriearbeitern (Nettomonatsverdienste Männer, einschließlich Sonderzahlungen, je geleistete
Arbeitsstunde), da nur für diese Variable eine Zeitreihe der Stundenlöhne bis 1980 gebildet werden kann.
Übersicht 1 stellt die Entwicklung der Preise einer Reihe von Waren und Dienstleistungen, die im täglichen
Leben eine Rolle spielen, der Entwicklung der Nettostundenverdienste der Industriearbeiter gegenüber. Diese
Berechnung vergleicht, wie lange ein Industriearbeiter im Jahr 1980, 1990, 2000, 2010 und Ende 2011 arbeiten musste
(in Stunden und Minuten), um eine bestimmte Ware kaufen zu können. Die Auswirkungen der Veränderungen
der Arbeitsmarktstruktur in den letzten zwei Jahrzehnten auf die allgemeine Kaufkraftentwicklung, wie z. B. der
Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen, des Anteils der Teilzeitbeschäftigung und der geringfügigen
Beschäftigung, des Anteils der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sowie die Zunahme der durchschnittlichen
Qualifikation des Faktors Arbeit, werden in diesem Vergleich ausgeklammert. Die in Übersicht 1 dargestellten
relativen Preise bezogen auf den Faktor Arbeit können die gesamtwirtschaftliche Kaufkraftentwicklung daher
nicht vollständig abbilden.
Zwischen 1980 und 2011 sank der Arbeitsaufwand, der dem Preis von Textilien, technischen Gütern und einer
Reihe von Nahrungsmitteln wie Zucker oder Kaffee entsprach, stark. Für Spiegelreflexkameras musste man 1980
über 150 Stunden arbeiten, heute nur noch etwas mehr als 17 Stunden. Der Arbeitsaufwand für die meisten
Dienstleistungen (Installateur, Mechaniker), deren wichtigste Kostenkomponente Arbeitskosten sind, nahm erheblich
zu. Diese Divergenz ist in erster Linie auf den Anstieg der Belastung mit Lohnsteuern, Sozialabgaben von Arbeitnehmer
und Arbeitgeber sowie der Gewinnaufschläge zurückzuführen, die in den Nettolöhnen der Industriearbeiter
definitionsgemäß nicht enthalten sind. Nur für wenige Dienstleistungen wie etwa Privatzimmervermietung
oder Wohnungsreinigung blieb der Aufwand annähernd gleich. |