Preisträger des Österreichischen Staatspreises für literarische Übersetzung
2011 stehen fest: 40 Prämien im Gesamtwert von 61.600 Euro für literarische Übersetzung vergeben
Wien (bmukk) - Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur vergibt jährlich
einen Staatspreis für die Übersetzung fremdsprachiger Literatur ins Deutsche und einen Staatspreis für
die Übersetzung österreichischer Literatur in eine Fremdsprache. Nun stehen die von einer unabhängigen
Fachjury nominierten Preisträger fest. Die beiden Staatspreise für das Jahr 2011 gehen an Ljubomir Iliev
aus Bulgarien und an den österreichischen Übersetzer Leopold Federmair. Die Staatspreise werden im Rahmen
eines Festakts anlässlich der 'Translatio' am 1. Juli 2012 in Klagenfurt überreicht und sind mit
je 8.000 Euro dotiert.
Darüber hinaus werden alljährlich Prämien, die zwischen Euro 800 und 2.200 dotiert sind, für
besonders gelungene literarische Übersetzungen zuerkannt. In diesem Jahr wurden 40 ÜbersetzerInnen (bzw.
Übersetzergruppen) mit Prämien von insgesamt 61.600 Euro gewürdigt, 23 Übersetzungen österreichischer
Literatur in eine Fremdsprache und 17 Übersetzungen fremdsprachiger Werke ins Deutsche. Prämiert wurden
die Übersetzungen in bzw. aus folgenden Sprachen: Tschechisch, Polnisch, Mazedonisch, Georgisch, Niederländisch,
Spanisch (und Mexikanisches Spanisch), Englisch, Italienisch, Estnisch, Slowenisch, Bosnisch, Französisch,
Schwedisch, Türkisch, Chinesisch, Rumänisch, Albanisch, Makedonisch, Bulgarisch, Persisch, Serbokroatisch,
Litauisch, Russisch und Ungarisch.
Kulturministerin Dr. Claudia Schmied unterstreicht anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger die Bedeutung
ihrer Arbeit: "Hochwertige Übersetzungen sind von zentraler Bedeutung, wenn es um die Vermittlung von
Literatur geht. Authentisch verfasste Sprache ist der Schlüssel dazu, literarische Texte im Sinne des Verfassers
zu lesen und im relevanten Zusammenhang einordnen zu können. Die literarische Übersetzung ist eine hohe
Kunst, die viel zum gegenseitigen Respekt, Interesse und Verständnis an der Vielfalt und Unterschiedlichkeit
anderer Kulturen beizutragen vermag."
Über die diesjährigen Entscheidungen sagte Ministerin Schmied: "Die Auszeichnungen für Übersetzungen
von bedeutenden Autoren aus dem romanischen Sprachraum und von zwei zentralen Werken der österreichischen
Literatur, die zu den komplexesten Romanen der Weltliteratur zählen, in eine südosteuropäische Sprache,
sind ein deutliches Zeichen für den hohen Stellenwert, den die Arbeit der literarischen ÜbersetzerInnen
im österreichischen und internationalen Literaturbetrieb genießt."
Die Jury entschied sich für Leopold Federmair, "weil er seit zwei Jahrzehnten Übersetzungen aus
dem Französischen, Spanischen und Italienischen gestaltet, die, in kritischer Nähe und Distanz zu gängigen
Strategien, dem deutschsprachigen Leser Kultur und Lebenswelt der Ausgangstexte so nahe bringen, dass sich ihm
die Erfahrung des Lesers des Originals weitestgehend erschließt".
Besonders hob die Jury hervor, dass Federmairs Stil einer "teilnehmenden" Übersetzung sich an Autoren
unterschiedlicher Generationen und Stilrichtungen bewährt, darunter so wichtige Namen der Literaturgeschichte
wie der Mexikaner José Emilio Pacheco, die Franzosen Michel Houellebecq, Michel Deguy und Francis Ponge,
der Italiener Leonardo Sciascia sowie die Argentinier Ricardo Piglia und Rodolfo Walsh.
Der bulgarische Übersetzer Ljubomir Iliev erhält den Staatspreis vor allem für die Übersetzungen
von Robert Musils 'Mann ohne Eigenschaften' (Sofia 2009) und Hermann Brochs 'Tod des Vergil' (1985, Neuausgabe
Sofia 2010). "Iliev erfüllt die translatorischen Herausforderungen beider Autoren auf brillante Weise:
die lyrischen Traumvisionen in Brochs Vergil überträgt er ebenso meisterhaft ins Bulgarische wie die
realistischen Schilderungen Brochs oder die philosophischen Essays in Musils 'Mann ohne Eigenschaften'; die kongenialen
Übersetzungen werden zu Recht als "bulgarischer Musil" und als "bulgarischer Broch" bezeichnet",
so die Jury. |