Stärkung von Export und Standort
Bozen (lpa) - „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich die Südtiroler Wirtschaft 2011 gut
gehalten“, so Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann. Der Landesrat und Hansi Felder, Direktor der Landesabteilung
Handwerk, Industrie und Handel, ziehen eine positive Bilanz über das abgelaufene Wirtschaftsjahr.
Die internationale Finanzkrise, die Krise Italiens, die Abstufung der Kreditwürdigkeit Italiens und Südtirols
sowie der Regierungswechsel in Rom haben das Jahr 2011 geprägt. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich
die Südtiroler Wirtschaft gut gehalten und die Krise bisher relativ gut gemeistert“, so Widmann. „Dafür
gibt es verschiedene Gründe: so haben die von der Landesregierung unternommenen Anstrengungen zur Stärkung
des Exports im Umfang von sechs Millionen Euro den Unternehmen geholfen, ihre Produkte auch außerhalb des
von der Krise betroffenen Italien abzusetzen.“
Stärkung des Exports
Knapp 600 Unternehmen werden von der EOS, der Export Organisation Südtirol, aktiv betreut. Neben einer Steigerung
der Einzelaktivitäten wie Beratungen, Seminare etc. von sieben Prozent konnte bis September 47 Unternehmen
geholfen werden, neue Absatzmärkte zu erkunden – eine Steigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Diese Bemühungen wurden von einer intensiven Messetätigkeit flankiert: so konnten 340 Südtiroler
Unternehmen ihre Produkte auf 36 Messen einem breiten Publikum vorstellen. „Dieses Angebot wird sowohl von großen
als auch von kleinen Unternehmen genutzt und stellt somit eine zukunftsträchtige und nachhaltige Entwicklung
in der Südtiroler Wirtschaft dar.“, so Widmann.
Verbesserung des Standorts
„Neben den exportorientierten Aktivitäten haben auch unsere Bemühungen zur Verbesserung des Südtiroler
Wirtschaftsstandortes einen wichtigen Beitrag geleistet“, so Widmann weiter. In diesem Kontext ist das Sieben-Punkte-Programm
der BLS, der Business Location Südtirol, zu erwähnen. Neben einer Standort- und Zukunftssicherung, die
Südtirol als attraktiven Standort für neue Unternehmen positioniert und vermarktet, wird auch versucht,
Südtirol als „Green Region“ für besonders nachhaltige Unternehmen interessant zu machen. „Unternehmen,
die mit sog ‚grünen’ Technologien wirtschaften und ein besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit legen,
sollen damit nach Südtirol gebracht werden: unser Land verwendet bereits jetzt zu 56 Prozent Strom aus erneuerbaren
Energieträgern, wir wollen beweisen, dass sich Nachhaltigkeit und Wirtschaft in Südtirol besonders gut
vertragen“, so der Landesrat. „Auf unseren Vorschlag hin hat daher der Landtag eine IRAP-Reduzierung auf 2,5% für
„grüne“ Unternehmen beschlossen. Dieser Anreiz sorgt für neue Ansiedelungen von Unternehmen, die dem
Land Südtirol in Folge beträchtliche Steuereinnahmen bescheren werden“, so Widmann. Um unnötige
Bauten zu vermeiden wurde deshalb auch ein Liegenschaftsportal gegründet, das für mehr Transparenz im
Angebot sorgt und allen Wirtschaftstreibenden einen schnellen Überblick über existierende Liegenschaften
in den verschiedenen Gemeinden bietet. Dadurch konnten 24 neue Unternehmen in Südtirol angesiedelt werden.
„Für eine weitere Effizienzerhöhung werden wir darüber hinaus auch eine Gewerbegebietreform vornehmen,
die mit neuen Standards in der Gewerbegebietplanung dafür sorgt, dass Unternehmen in Expansion sowie Unternehmen,
die sich in Südtirol ansiedeln wollen viel kürzere Umsetzungszeiten vorfinden“, so LR Widmann. Dadurch
kann ein Unternehmen schneller mit seiner eigentlichen Tätigkeit beginnen und kann daraus Wettbewerbsvorteile
erzielen. In diese Richtung geht auch das Standortentwicklungsprogramm STEP, welches auf einer übergemeindlichen
Ebene gemeinsame Schwerpunkte bei der Vermarktung, der Ansiedelung von Unternehmen und der Auswahl geeigneter Gewerbeflächen
setzt. „All diese Maßnahmen machen jedoch nur Sinn, wenn die Südtiroler Wirtschaft erreichbar ist: aus
diesem Grund ist es unser Ziel, möglichst rasch alle Gemeinden mit Breitbandinternet zu versorgen.“, so LR
Widmann.
Neues Wirtschaftsfördersystem
„Neben einer Verbesserung der Rahmenbedingungen haben wir aber auch dafür gesorgt, dass wir die Unternehmen
direkt unterstützen: durch unser neues Wirtschaftsfördersystem konnten dieses Jahr Beiträge im Ausmaß
von insgesamt 201,8 Millionen zur Förderung der heimischen Wirtschaft eingesetzt werden“, so der Landesrat.
Diese Förderungen betreffen beispielsweise Investitionen für Innovation und Forschung, aber auch Softinitiativen
wie Schulungen, Ausbildungen etc und dienen der Stärkung der heimischen Unternehmen im globalen Wettbewerb.
Filmförderung: 5 Millionen Förderung, 7 Millionen Investitionen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Filmförderung: „Um an unsere Filmförderung zu gelangen, müssen
sich die Produzenten verpflichten, mindestens 150 Prozent der erhaltenen Fördersumme in Südtirol zu investieren.
Damit wurden 2011 aus fünf Millionen Filmförderungen ganze sieben Millionen, die in Südtirol investiert
wurden“ freut sich der Landesrat.
Für Nahversorgung, gegen Abwanderung
Ebenfalls im Fokus der Wirtschaftspolitik des Landes ist das Projekt lebendige Orte, das auf die Nahversorgung
in den Südtiroler Gemeinden abzielt und einen wichtigen Beitrag gegen die Abwanderung leistet. „Durch das
Projekt lebendige Orte versuchen wir, die Nahversorgung und somit auch die Lebensqualität in den verschiedenen
teilnehmenden Gemeinden nachhaltig zu festigen. Es ist dabei wichtig, die folgende Wechselwirkung zu erkennen:
wenn die Bürger aus der Gemeinde ziehen, verringern sich die Kunden der dort angesiedelten Handelsbetriebe.
Wenn diese nun aufgrund des Kundenmangels schließen, verschwindet die Nahversorgung und der Ort gerät
zunehmend in die Isolation. Es ist deshalb unsere Pflicht, dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken.“, so
Landesrat Widmann. So wundert es nicht, dass die teilnehmenden Gemeinden von diesem Projekt überzeugt sind
und gern auf die Pilotgemeinde Neumarkt verweisen, wo sich der Erfolg bereits sehen lässt.
Qualitätsstrategie
Zufrieden zeigt sich der Landesrat aber auch mit den Unternehmen selbst: „Die Qualität der Produkte von Südtiroler
Unternehmen ist dank der Messetätigkeiten auch über die Landesgrenze hinaus bekannt. Ich bin überzeugt,
dass die Qualitätsstrategie langfristig die richtige Entscheidung darstellt, um sich nicht auf ruinöse
Preiskämpfe einlassen zu müssen. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Unternehmen auch weiterhin auf Ausbildung,
lebenslangem Lernen, Innovation und Nachhaltigkeit setzen: dies sind Schlüsselfaktoren, um auch weiterhin
mit der besten Qualität aufwerten zu können.“
Hervorragende Leistungen werden aber nicht nur vom Markt honoriert, dieses Jahr wurden „die Besten“ auch im Rahmen
der Südtirol Awards in den Bereichen Export, Standortpolitik, Innovation und Marketing prämiert. „Die
Südtirol Awards haben eine wichtige Signalwirkung: sie zeigen auf, wie Südtiroler Unternehmen in diesen
vier Bereichen Spitzenleistungen erzielen können und dienen somit als Ansporn, auch vor mittel- bis langfristigen
Investitionen in diesen Bereich nicht zurückzuschrecken“, so der LR Widmann.
Liberalisierung zu Wettbewerbsvorteil für Südtirol machen
Eine große Herausforderung ist auch das Thema Liberalisierung, das durch die Regierung Monti aktuell
verfolgt wird und auch auf Südtirol weit reichende Auswirkungen hat. „Die Liberalisierungsbemühungen
der Regierung Monti setzten europäische Vorgaben um, die schon seit Jahren von der EU bzw. den Mitgliedsstaaten
beschlossen wurden. Es kommt dabei aber immer auf die Umsetzung dieser Vorgaben an: wir werden uns auch weiterhin
bemühen, dass diese Liberalisierung in Südtirol langfristig zu einem Wettbewerbsvorteil wird – ohne dabei
unsere bisherige, erfolgreiche Handelspolitik aufs Spiel zu setzen.“
„Ich bin überzeugt, dass die von uns gesetzten Schwerpunkte in der Wirtschaft in die richtige Richtung weisen.
Man denke beispielsweise nur daran, dass Südtirol europaweit das beste Ergebnis aller Regionen hinsichtlich
der Arbeitslosigkeit erzielt hat: es gibt bei uns kaum Arbeitslose.“ Aber auch an anderen Zahlen lasse sich der
Erfolg messen: so hat auch die Anzahl der Unternehmen in Südtirol im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. „Wir
haben dieses Jahr viel erreicht, ein Grund mehr für uns, nächstes Jahr noch besser zu sein und noch mehr
zu erreichen.“, so der Landesrat zum Abschluss. |