Widmann: Südtiroler Wirtschaft trotzt Krise   

erstellt am
27. 12. 11

Stärkung von Export und Standort
Bozen (lpa) - „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich die Südtiroler Wirtschaft 2011 gut gehalten“, so Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann. Der Landesrat und Hansi Felder, Direktor der Landesabteilung Handwerk, Industrie und Handel, ziehen eine positive Bilanz über das abgelaufene Wirtschaftsjahr.

Die internationale Finanzkrise, die Krise Italiens, die Abstufung der Kreditwürdigkeit Italiens und Südtirols sowie der Regierungswechsel in Rom haben das Jahr 2011 geprägt. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich die Südtiroler Wirtschaft gut gehalten und die Krise bisher relativ gut gemeistert“, so Widmann. „Dafür gibt es verschiedene Gründe: so haben die von der Landesregierung unternommenen Anstrengungen zur Stärkung des Exports im Umfang von sechs Millionen Euro den Unternehmen geholfen, ihre Produkte auch außerhalb des von der Krise betroffenen Italien abzusetzen.“

Stärkung des Exports
Knapp 600 Unternehmen werden von der EOS, der Export Organisation Südtirol, aktiv betreut. Neben einer Steigerung der Einzelaktivitäten wie Beratungen, Seminare etc. von sieben Prozent konnte bis September 47 Unternehmen geholfen werden, neue Absatzmärkte zu erkunden – eine Steigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Bemühungen wurden von einer intensiven Messetätigkeit flankiert: so konnten 340 Südtiroler Unternehmen ihre Produkte auf 36 Messen einem breiten Publikum vorstellen. „Dieses Angebot wird sowohl von großen als auch von kleinen Unternehmen genutzt und stellt somit eine zukunftsträchtige und nachhaltige Entwicklung in der Südtiroler Wirtschaft dar.“, so Widmann.

Verbesserung des Standorts
„Neben den exportorientierten Aktivitäten haben auch unsere Bemühungen zur Verbesserung des Südtiroler Wirtschaftsstandortes einen wichtigen Beitrag geleistet“, so Widmann weiter. In diesem Kontext ist das Sieben-Punkte-Programm der BLS, der Business Location Südtirol, zu erwähnen. Neben einer Standort- und Zukunftssicherung, die Südtirol als attraktiven Standort für neue Unternehmen positioniert und vermarktet, wird auch versucht, Südtirol als „Green Region“ für besonders nachhaltige Unternehmen interessant zu machen. „Unternehmen, die mit sog ‚grünen’ Technologien wirtschaften und ein besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit legen, sollen damit nach Südtirol gebracht werden: unser Land verwendet bereits jetzt zu 56 Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern, wir wollen beweisen, dass sich Nachhaltigkeit und Wirtschaft in Südtirol besonders gut vertragen“, so der Landesrat. „Auf unseren Vorschlag hin hat daher der Landtag eine IRAP-Reduzierung auf 2,5% für „grüne“ Unternehmen beschlossen. Dieser Anreiz sorgt für neue Ansiedelungen von Unternehmen, die dem Land Südtirol in Folge beträchtliche Steuereinnahmen bescheren werden“, so Widmann. Um unnötige Bauten zu vermeiden wurde deshalb auch ein Liegenschaftsportal gegründet, das für mehr Transparenz im Angebot sorgt und allen Wirtschaftstreibenden einen schnellen Überblick über existierende Liegenschaften in den verschiedenen Gemeinden bietet. Dadurch konnten 24 neue Unternehmen in Südtirol angesiedelt werden. „Für eine weitere Effizienzerhöhung werden wir darüber hinaus auch eine Gewerbegebietreform vornehmen, die mit neuen Standards in der Gewerbegebietplanung dafür sorgt, dass Unternehmen in Expansion sowie Unternehmen, die sich in Südtirol ansiedeln wollen viel kürzere Umsetzungszeiten vorfinden“, so LR Widmann. Dadurch kann ein Unternehmen schneller mit seiner eigentlichen Tätigkeit beginnen und kann daraus Wettbewerbsvorteile erzielen. In diese Richtung geht auch das Standortentwicklungsprogramm STEP, welches auf einer übergemeindlichen Ebene gemeinsame Schwerpunkte bei der Vermarktung, der Ansiedelung von Unternehmen und der Auswahl geeigneter Gewerbeflächen setzt. „All diese Maßnahmen machen jedoch nur Sinn, wenn die Südtiroler Wirtschaft erreichbar ist: aus diesem Grund ist es unser Ziel, möglichst rasch alle Gemeinden mit Breitbandinternet zu versorgen.“, so LR Widmann.

Neues Wirtschaftsfördersystem
„Neben einer Verbesserung der Rahmenbedingungen haben wir aber auch dafür gesorgt, dass wir die Unternehmen direkt unterstützen: durch unser neues Wirtschaftsfördersystem konnten dieses Jahr Beiträge im Ausmaß von insgesamt 201,8 Millionen zur Förderung der heimischen Wirtschaft eingesetzt werden“, so der Landesrat. Diese Förderungen betreffen beispielsweise Investitionen für Innovation und Forschung, aber auch Softinitiativen wie Schulungen, Ausbildungen etc und dienen der Stärkung der heimischen Unternehmen im globalen Wettbewerb.

Filmförderung: 5 Millionen Förderung, 7 Millionen Investitionen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Filmförderung: „Um an unsere Filmförderung zu gelangen, müssen sich die Produzenten verpflichten, mindestens 150 Prozent der erhaltenen Fördersumme in Südtirol zu investieren. Damit wurden 2011 aus fünf Millionen Filmförderungen ganze sieben Millionen, die in Südtirol investiert wurden“ freut sich der Landesrat.


Für Nahversorgung, gegen Abwanderung
Ebenfalls im Fokus der Wirtschaftspolitik des Landes ist das Projekt lebendige Orte, das auf die Nahversorgung in den Südtiroler Gemeinden abzielt und einen wichtigen Beitrag gegen die Abwanderung leistet. „Durch das Projekt lebendige Orte versuchen wir, die Nahversorgung und somit auch die Lebensqualität in den verschiedenen teilnehmenden Gemeinden nachhaltig zu festigen. Es ist dabei wichtig, die folgende Wechselwirkung zu erkennen: wenn die Bürger aus der Gemeinde ziehen, verringern sich die Kunden der dort angesiedelten Handelsbetriebe. Wenn diese nun aufgrund des Kundenmangels schließen, verschwindet die Nahversorgung und der Ort gerät zunehmend in die Isolation. Es ist deshalb unsere Pflicht, dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken.“, so Landesrat Widmann. So wundert es nicht, dass die teilnehmenden Gemeinden von diesem Projekt überzeugt sind und gern auf die Pilotgemeinde Neumarkt verweisen, wo sich der Erfolg bereits sehen lässt.

Qualitätsstrategie
Zufrieden zeigt sich der Landesrat aber auch mit den Unternehmen selbst: „Die Qualität der Produkte von Südtiroler Unternehmen ist dank der Messetätigkeiten auch über die Landesgrenze hinaus bekannt. Ich bin überzeugt, dass die Qualitätsstrategie langfristig die richtige Entscheidung darstellt, um sich nicht auf ruinöse Preiskämpfe einlassen zu müssen. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Unternehmen auch weiterhin auf Ausbildung, lebenslangem Lernen, Innovation und Nachhaltigkeit setzen: dies sind Schlüsselfaktoren, um auch weiterhin mit der besten Qualität aufwerten zu können.“

Hervorragende Leistungen werden aber nicht nur vom Markt honoriert, dieses Jahr wurden „die Besten“ auch im Rahmen der Südtirol Awards in den Bereichen Export, Standortpolitik, Innovation und Marketing prämiert. „Die Südtirol Awards haben eine wichtige Signalwirkung: sie zeigen auf, wie Südtiroler Unternehmen in diesen vier Bereichen Spitzenleistungen erzielen können und dienen somit als Ansporn, auch vor mittel- bis langfristigen Investitionen in diesen Bereich nicht zurückzuschrecken“, so der LR Widmann.

Liberalisierung zu Wettbewerbsvorteil für Südtirol machen
Eine große Herausforderung ist auch das Thema Liberalisierung, das durch die Regierung Monti aktuell verfolgt wird und auch auf Südtirol weit reichende Auswirkungen hat. „Die Liberalisierungsbemühungen der Regierung Monti setzten europäische Vorgaben um, die schon seit Jahren von der EU bzw. den Mitgliedsstaaten beschlossen wurden. Es kommt dabei aber immer auf die Umsetzung dieser Vorgaben an: wir werden uns auch weiterhin bemühen, dass diese Liberalisierung in Südtirol langfristig zu einem Wettbewerbsvorteil wird – ohne dabei unsere bisherige, erfolgreiche Handelspolitik aufs Spiel zu setzen.“

„Ich bin überzeugt, dass die von uns gesetzten Schwerpunkte in der Wirtschaft in die richtige Richtung weisen. Man denke beispielsweise nur daran, dass Südtirol europaweit das beste Ergebnis aller Regionen hinsichtlich der Arbeitslosigkeit erzielt hat: es gibt bei uns kaum Arbeitslose.“ Aber auch an anderen Zahlen lasse sich der Erfolg messen: so hat auch die Anzahl der Unternehmen in Südtirol im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. „Wir haben dieses Jahr viel erreicht, ein Grund mehr für uns, nächstes Jahr noch besser zu sein und noch mehr zu erreichen.“, so der Landesrat zum Abschluss.
     
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