Innsbruck (lk) - Am 15. März 2011 präsentierte die Tiroler Landesregierung den Kriterienkatalog
zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol. Nun liegt auch die begleitende Potenzialstudie vor. Diese zeigt unabhängig
von konkreten Kraftwerksprojekten, auf welchen Gewässerabschnitten eine Nutzung der Wasserkraft nach den Vorgaben
des Kriterienkatalogs technisch machbar und wirtschaftlich interessant ist.
„Die Potenzialstudie zeigt, wo in Tirol die erheblichen Ressourcen der Wasserkraft am sinnvollsten genutzt werden
können“, erklärt Energiereferent LHStv Anton Steixner. Mit der Potenzialstudie „Wasserkraft in Tirol“
habe man erstmals eine mit neuesten wissenschaftlichen Methoden erarbeitete Entscheidungsgrundlage für die
Nutzung des heimischen, erneuerbaren Energieträgers Wasserkraft. Auch wenn die Potenzialstudie unabhängig
von konkreten Kraftwerksprojekten erstellt wurde, zeigt sich laut Steixner, dass es aufgrund des Kriterienkataloges
keinen Wildwuchs an Kraftwerksideen mehr gibt und sehr viele der derzeit diskutierten Kraftwerksprojekte bereits
an den richtigen Standorten geplant seien. Selbstverständlich müsse aber jedes einzelne Projekt die vorgeschriebenen
Verfahren durchlaufen.
Hälfte des Wasserkraftpotenzials nachhaltig nutzbar
Das Besondere an der nunmehr vorliegende Potenzialstudie: Das theoretisch in Tirol nutzbare Wasserkraftpotenzial
wurde mit einigen wesentlichen Kriterien des Kriterienkatalogs verknüpft. Damit zeigt die Potenzialstudie
das tatsächlich nutzbare Wasserkraftpotenzial auf. Das theoretisch nutzbare Wasserkraftpotenzial in Tirol
beträgt auf einer Gewässerlänge von 1.190 Kilometern 6,8 Terawattstunden/Jahr. Wendet man den Kriterienkatalog
an, ergibt sich ein Ausbaupotenzial von 3,4 Terawattstunden/Jahr auf einer Gewässerstrecke von 461 km. Berücksichtigt
wurden dabei auch so genannte Ausschlussgebiete, also Gebiete, die aufgrund ihrer hohen Schutzwürdigkeit als
Standort für ein Kraftwerk nicht infrage kommen. Die Landesregierung hat sich ihrerseits mit Regierungsbeschluss
vom 15. März 2011 auf ein zu nutzendes Wasserkraftpotenzial von 2, 8 Terawattstunden/Jahr in den kommenden
25 Jahren geeinigt.
Tirol auf dem Weg in die Energieunabhängigkeit
LHStv Anton Steixner will Tirol innerhalb einer Generationen energieautonom machen und den größtmöglichen
Teil des im Lande verbrauchten elektrischen Stroms auch selbst erzeugen. „Der Ausbau der Wasserkraft ist dabei
ein zentrales, wenn auch nicht das einzige Element zur Erreichung der Energieautonomie. Wir wollen die Wasserkraft
aber nicht um jeden Preis ausbauen. Unser Ziel ist es, die besten Kraftwerksprojekte am richtigen Standort zu errichten“,
pocht Steixner einmal mehr auf eine maßvolle, gesellschaftlich und ökologisch verträgliche Nutzung
unserer wertvollsten Ressource, der heimischen, CO2-freien und kostenstabilen Wasserkraft.
Dass nur etwa die Hälfte des theoretischen Wasserkraftpotenzials nach technischen, ökologischen und wirtschaftlichen
Kriterien für die Stromgewinnung infrage kommt, ist für Steixner auch der Beweis für die Wirksamkeit
des Kriterienkatalogs. Naturschutz und Gewässerökologie werden ebenso berücksichtigt wie energie-
und wasserwirtschaftliche Aspekte.
Der Bericht zur Potenzialstudie „Wasserkraft in Tirol“ mit Darstellungen des Gesamtergebnisses ist öffentlich.
Die Kartendarstellungen der Wirkungen der einzelnen projektunabhängigen Kriterien des Kriterienkatalogs für
alle betrachteten Gewässerabschnitte, angefangen von einzelnen Gewässern, Tälern, Regionen und für
ganz Tirol können auf Anfrage von der Abteilung Wasserwirtschaft des Amtes der Tiroler Landesregierung bezogen
werden.
Hintergrund
- Selbst bei stabilisiertem oder sinkendem Gesamtenergieverbrauch wird der Strombedarf in den nächsten 25
Jahren um jährlich 1,4 Prozent oder gesamt 35 Prozent steigen. Von 1990 bis 2009 stieg der Stromverbrauch
in Tirol um 43 Prozent.
- Derzeit werden in Tirol rund sechs Terawattstunden elektrische Energie pro Jahr verbraucht. Im Jahr 2035 werden
es um etwa 2,8Terawattstunden mehr sein.
- Mit dem Ausbau von 2,8 Terawattstunden/Jahr (rund 80 Prozent des sinnvoll nutzbaren Potenzials) können
800.000 Familien mit sauberer Energie aus Wasserkraft versorgt werden.
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