Vertrieb rezeptfreier Arzneimittel  

erstellt am
03. 01. 12

Zur Rolle der Wettbewerbspolitik in der Inflationsbekämpfung
Wien (wifo) - Die Wettbewerbspolitik kann ihren Einfluss auf Innovation, Wachstum und Beschäftigung, aber auch gegen den Preisauftrieb grundsätzlich nur mittel- bis langfristig entfalten. Ansatzpunkte für kurzfristig wirksame Maßnahmen bieten sich auf hoch konzentrierten und stark regulierten Märkten. In Österreich erscheint eine kurzfristige Inflationsdämpfung über eine Intensivierung des Wettbewerbs möglich auf dem Markt für leitungsgebundene Energie und für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel.

Wie das WIFO in seinen Arbeiten zur Wettbewerbspolitik in Österreich bereits ausführlich dargelegt hat, sollte eine "Wettbewerbsreform" an drei Hauptpunkten ansetzen: der Optimierung des Vollzugs des bestehenden Wettbewerbsrechts, der Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens und der Organisationsstruktur und schließlich der Neuausrichtung der Wettbewerbspolitik. Während Reformen in diesen Bereichen mittel- bis langfristig wirken, bieten sich darüber hinaus in ausgewählten Bereichen auch kurzfristig wirksame Ansatzpunkte zur Wettbewerbsbelebung, von denen eine inflationsdämpfende Wirkung ausgehen könnte.

Wettbewerbsintensivierung im Energiebereich und Deregulierung der Preisbildung von nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln wirken schon kurzfristig inflationsdämpfend.

Die Bemühungen Österreichs zur Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes ließen bisher mangels Begleitung durch eine strenge Wettbewerbs- und Regulierungspolitik keinen gut funktionierenden Markt entstehen. Von der Liberalisierung unangetastet blieb die starke Position der Energieversorgungsunternehmen der Länder und größeren Stadtwerke, die sich - durch Verfassungsgesetz abgesichert - mehrheitlich in öffentlichem Eigentum befinden und nur begrenzt miteinander (über die Bundesländergrenzen hinweg) konkurrieren.

Die österreichischen Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden sind gefordert, die marktbeherrschenden Energieveresorgungsunternehmen einer effektiven Missbrauchsaufsicht zu unterziehen. Bisher waren die diesbezüglichen Aktivitäten, wie z. B. das Wettbewerbsbelebungspaket "Strom", durch Ausgestaltung und Implementierung sowie mangels eines effektiven Monitorings unzureichend und nicht geeignet, um funktionierenden Wettbewerb sicherzustellen.

Marktzutrittsschranken ergeben sich in der Praxis vor allem durch die nicht effektive Trennung von Netz- und Wettbewerbsgeschäft, insbesondere im Verteilnetzbereich, sowie durch eine unzureichende Markttransparenz, die sich besonders beim Wechsel- und Abrechnungsprozess nach wie vor in substantiellen Wettbewerbsbeschränkungen äußert. Der Automatisierung, Standardisierung und Zentralisierung der Wechsel- und Abrechnungsprozesse kommt deshalb im Rahmen der Wettbewerbsintensivierung grundlegende Bedeutung zu. Dieser Standardisierungsprozess bedarf der begleitenden Steuerung und der strengen Überwachung durch die Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden, um ein wettbewerbsförderndes und diskriminierungsfreies System zu realisieren.

Darüber hinaus sollte die mehrfache Rolle des Bundes und der Länder als Eigentümer der öffentlichen Versorgungsgesellschaften, als für die Rahmenbedingungen der Marktliberalisierung verantwortliche Gesetzgeber sowie als für die Konzessionserteilung und die Überwachung der Entbündelung zuständige Aufsichtsorgane entflochten werden. In einer "politischen Kraftanstrengung" wären diese wettbewerbshemmenden Interessenkonflikte nachhaltig aufzulösen. Die Sanktionsmöglichkeiten des Regulators E Control bei missbräuchlichem bzw. gesetzwidrigem Verhalten der Energieversorgungsunternehmen sind auszubauen.

Nicht rezeptpflichtige Arzneimittel, die in Österreich ausschließlich über Apotheken abgegeben werden, sind ein weiterer Markt, dessen Deregulierung ohne Qualitätsverlust substantielle Preissenkungen erwarten lässt. Das hohe Preisniveau resultiert aus den nationalen Regulierungsbedingungen: Durch eine durchgehende Regulierung der Wertschöpfungskette (vom Fabriksabgabepreis über den Großhandelspreis bis zum Apothekenabgabepreis) ist die Preisbildung den Marktkräften entzogen.

Da der Beratungsbedarf und das Schutzbedürfnis der Konsumenten wesentlich geringer sind als bei rezeptpflichtigen Medikamenten, könnte der Vertrieb dieser Selbstmedikationspräparate ohne Qualitätsverlust weitgehend freigegeben werden. Eine rigorose Deregulierung der Spannen und ein weitgehender Wegfall der Apothekenpflicht für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel könnten den Preiswettbewerb deutlich beleben. Die zu erwartenden Preissenkungen wären substantiell.

 

Aktuelle Studie: Arzneimittel in Österreich billig
Preise für Medikamente unter dem EU-Schnitt
Wien (apotheker) - Medikamente sind in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union billig. Das belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Pharmaökonomische Forschung aus dem Jahr 2011. Der Arzneimittelverkaufspreis pro Packung liegt in Österreich bei 16,62 Euro inkl. Mehrwertsteuer. In Deutschland kostet eine Packung Arzneimittel durchschnittlich gleich 11 Euro mehr als in Österreich, nämlich 28,01 Euro, in Dänemark gar 38,20 Euro.

Die Österreichische Apothekerkammer teilt die Ansicht des WIFO nicht, dass durch eine Deregulierung des Marktes die Preise für rezeptfreie Medikamente weiter sinken würden. "Es ist vielmehr wahr, dass in Österreich dank eines gut funktionierenden geregelten Abgabesystems die Arzneimittelpreise unterdurchschnittlich sind", so Mag.pharm. Leopold Schmudermaier, Vizepräsident und Wirtschaftssprecher der Österreichischen Apothekerkammer. Eine Deregulierung der Arzneimittelpreise hat nicht unbedingt eine Preissenkung zur Folge. Aus vergleichbaren Ländern der Europäischen Union ist ersichtlich, dass die Arzneimittelpreise nicht sinken, wenn das Preissystem dereguliert wurde. Im Gegenteil, regulierte Abgabesysteme bei Medikamenten garantieren die höchstmögliche Qualität und Sicherheit bei günstigen Preisen.

Der Verbrauch von Arzneimitteln ist in Österreich relativ niedrig. "Wir sind kein Land von Pillenschluckern, weil die Abgabe von Medikamenten auch die fachliche Beratung in der Apotheke beinhaltet", so Schmudermaier weiter. Im internationalen Vergleich mit den EU-15 Ländern und der Schweiz liegt Österreich beim Verbrauch von Medikamenten im unteren Drittel. "Den Medikamentenkonsum künstlich durch eine Änderung der Vertriebswege anzukurbeln, halten wir gesundheitspolitisch für bedenklich", so Schmudermaier.

Apotheken auf einen Blick
In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt, Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau. Das bestehende Apothekensystem garantiert eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln und stellt die Versorgung der Patienten in den Mittelpunkt. Insgesamt beraten 5.500 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.310 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der Apotheker.

 

WIFO empfiehlt Deregulierung bei rezeptfreien Arzneimitteln
"Substantielle Preissenkungen ohne Qualitätsverlust" zu erwarten
Wals (dm) - dm drogerie markt sieht sich in seiner langjährigen Forderung nach einer Liberalisierung des Vertriebs rezeptfreier Arzneimittel bestätigt: "Eine rigorose Deregulierung der Spannen und ein weitgehender Wegfall der Apothekenpflicht für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel könnten den Preiswettbewerb deutlich beleben", konstatiert das WIFO in einer aktuellen Aussendung. Dass viel Spielraum für bessere Preise besteht, beweist dm in der Kooperation mit der Versandapothekenmarke "Zur Rose": Markenartikel werden hier um bis zu 40 % günstiger angeboten!

In einer aktuellen Studie beschäftigt sich das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit der "Rolle der Wettbewerbspolitik in der Inflationsbekämpfung". Neben dem Energiebereich sieht das WIFO vor allem bei rezeptfreien Arzneimitteln (OTC) die Möglichkeit, durch Deregulierung mehr Preiswettbewerb zugunsten der Konsumenten zu erzeugen - in einem Ausmaß, das bereits kurzfristig inflationsdämpfende Effekte bewirken würde: "Nicht rezeptpflichtige Arzneimittel, die in Österreich ausschließlich über Apotheken abgegeben werden, sind ein weiterer Markt, dessen Deregulierung ohne Qualitätsverlust substantielle Preissenkungen erwarten lässt", heißt es in einer aktuellen WIFO-Aussendung vom 1. Jänner 2012.

Nationale Regulierung schuld an hohen Preisen

"Das hohe Preisniveau resultiert aus den nationalen Regulierungsbedingungen: Durch eine durchgehende Regulierung der Wertschöpfungskette vom Fabriksabgabepreis über den Großhandelspreis bis zum Apothekerabgabepreis ist die Preisbildung den Marktkräften entzogen", kritisieren die Wirtschaftsforscher. "Da der Beratungsbedarf und das Schutzbedürfnis der Konsumenten wesentlich geringer sind als bei rezeptpflichtigen Medikamenten, könnte der Vertrieb dieser Selbstmedikationspräparate ohne Qualitätsverlust weitgehend freigegeben werden. Eine rigorose Deregulierung der Spannen und ein weitgehender Wegfall der Apothekenpflicht für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel könnten den Preiswettbewerb deutlich beleben. Die zu erwartenden Preissenkungen wären substantiell", prognostiziert das WIFO.

Wettbewerb bringt bessere Preise und mehr Kundenorientierung
Dipl. BW Harald Bauer, Geschäftsführer von dm drogerie markt, sieht in dieser Analyse die jahrelange Forderung seines Unternehmens nach einer Liberalisierung im Vertrieb der rezeptfreien Arzneimittel bestätigt: "Pharmaindustrie, Pharmagroßhandel und Apotheker haben ein gemeinsames Interesse an möglichst hohen Preisen. Mehr Wettbewerb im Vertrieb würde automatisch den Druck auf die Hersteller erhöhen und so zu besseren Preisen für die Konsumenten führen. Und ein Wettbewerb zwischen einzelnen Vertriebsformen - beispielsweise zwischen Drogerie und Apotheke - würde sich nicht nur beim Preis, sondern auch bei der Kundenorientierung positiv auswirken", ist Bauer überzeugt.

Seit rund einem Jahr steht dm in einer Kooperation mit der Schweizer Versand-Apothekenmarke "Zur Rose" (http://www.zurrose.at): Über 500 in Österreich zugelassene Original- Markenarzneimittel namhafter Hersteller werden hier mit Preisvorteilen von bis zu minus 40 Prozent an Kunden in Österreich verschickt.

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