Wirtschaftskrise in einzelnen Regionen deutlich spürbar
Wien (statistik austria) - Das von der Wirtschaftskrise geprägte Jahr 2009 führte zu negativen
Entwicklungen in allen Bundesländern, die jedoch regional unterschiedlich stark ausgeprägt waren. Gegenüber
dem Vorjahr verzeichneten die Bundesländer nominelle Rückgänge des Bruttoregionalprodukts (BRP)
zwischen -0,2% (Burgenland) und -4,7% (Kärnten) – bei einem nominellen BIP-Rückgang Österreichs
von -2,8%. Das zeigen die soeben veröffentlichten Daten von Statistik Austria zu den Regionalen Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen für das Jahr 2009.
Zusätzlich hatte der konjunkturelle Einbruch 2009 spürbare Rückgänge bei den Primäreinkommen
der privaten Haushalte auf nationaler Ebene (-3,1%) zur Folge. Die Umverteilung durch die monetären Transfers
konnte die Einkommensrückgänge und die regionalen Unterschiede zumindest im Jahr 2009 teilweise abfedern,
sodass das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nur um -1,1 % zurückgegangen ist.
Wien führend bei BRP je Einwohner; vierte Position beim verfügbaren Einkommen
Wien wies 2009 mit einem nominellen Rückgang des BRP von -2,2% nach dem Burgenland und Tirol (-0,9%)
die drittgünstigste Entwicklung aller Bundesländer auf. Beim BRP je Einwohner rangierte Wien im Bundesländervergleich
mit 42.600 Euro unverändert vor Salzburg (37.500 Euro), Vorarlberg (34.700 Euro) und Tirol (34.600 Euro).
Hauptverantwortlich für den Rückgang der Wirtschaftsleistung in Wien 2009 war die stark negative Entwicklung
im "Banken- und Versicherungssektor" (-17,1%). Eine wesentliche Rolle spielten auch die Rückgänge
im "Handel" (-4,8%), der mit 14,3% Anteil in Wien überdurchschnittlich stark vertreten ist. Die
"Herstellung von Waren" lag dagegen mit einem Anteil von 9% deutlich unter dem Österreichschnitt
von 17,3%. Dennoch wirkten sich die generell starken Rückgänge in diesem Bereich im Krisenjahr 2009 auch
in der Bundeshauptstadt aus.
Gestützt wurde das BRP Wiens von einer positiven Entwicklung (+3,6%) in den Bereichen "Öffentliche
Verwaltung", "Erziehung und Unterricht", "Gesundheits- und Sozialwesen" sowie "Sonstige
Dienstleistungen". Diese Wirtschaftsbereiche sind mit einem Anteil von 23,9% an der Wirtschaftsleistung und
33,5% an der Beschäftigung in der Bundeshauptstadt überdurchschnittlich stark vertreten – ein Grund dafür,
wieso auch die Beschäftigten in Wien mit -0,5% weniger stark zurückgingen als in Österreich (-0,9%).
In absoluten Zahlen gingen in Wien 2009 rund 4.600 Jobs verloren.
Anders als beim Bruttoregionalprodukt entwickelte sich Wien 2009 beim verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte
mit -1,7% deutlich unter dem Österreichschnitt von -1,1%. Dementsprechend erreichte Wien beim verfügbaren
Einkommen je Einwohner mit 20.100 Euro im Jahr 2009 die vierte Position nach Niederösterreich, Vorarlberg
(jeweils 20.500 Euro) und Salzburg (20.200 Euro). Dazu ist anzumerken, dass die Unterschiede zwischen den Bundesländern
bei den Pro-Kopf-Werten des verfügbaren Einkommens sehr gering sind.
Steyr-Kirchdorf (Oberösterreich) am stärksten von Krise getroffen
Das Bundesland Oberösterreich mit dem höchsten Anteil des produzierenden Bereichs (39%) kam trotz
markanter Rückgänge im Bereich "Herstellung von Waren" (-11,3%) – und hier vor allem in der
"Metallerzeugung und -bearbeitung" und "Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen" –
im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ glimpflich durch das Krisenjahr 2009. Der nominelle Rückgang
des BRP in der Höhe von -3,1% war weniger ausgeprägt als in der Steiermark (-3,5%) und in Niederösterreich
(-3,3%). Grund dafür ist einerseits, dass der nominelle Rückgang des Wirtschaftsbereiches "Herstellung
von Waren" in anderen Bundesländern noch stärker ausgefallen ist als in Oberösterreich. Andererseits
brach die nominelle Entwicklung in einigen Dienstleistungsbranchen Oberösterreichs weniger stark ein, wie
beispielsweise dem "Banken- und Versicherungssektor" oder der "Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen,
technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen".
Bei einer differenzierten Betrachtung ist ersichtlich, dass die oberösterreichische Region Steyr-Kirchdorf
– mit einem nominellen Rückgang des BRP in der Höhe von -8,5% – am stärksten aller NUTS 3-Regionen
Österreichs von der Krise getroffen wurde. Hauptverantwortlich dafür waren der Einbruch der "Herstellung
von Kraftwagen und Kraftwagenteilen" und die hohe Spezialisierung dieser Branche in der Region. Im Vergleich
dazu lag der Rückgang des nominellen BRP im Zentralraum Linz-Wels mit -2,7% ungefähr im Österreichschnitt
(-2,8%). Ähnlich heterogen zeigte sich das Bild für die steirischen Regionen. Auch hier waren nicht alle
von der Krise gleich stark betroffen. Während beispielweise das BRP zu laufenden Preisen in der westlichen
Obersteiermark um -7,8% zurückging, lag der Rückgang in Graz bei lediglich -2,5%. Auch auf dem regionalen
Arbeitsmarkt hinterließ der Konjunktureinbruch seine Spuren. In den beiden Industriebundesländern Oberösterreich
und Steiermark verursachte die Krise einen Rückgang von circa 8.800 bzw. 8.600 Jobs.
Insbesondere für die oberösterreichischen und steirischen privaten Haushalte hatte der Rückgang
der Wirtschaftsleistung und der Beschäftigungsverhältnisse negative Auswirkungen auf ihr verfügbares
Einkommen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in Oberösterreich verzeichnete einen leicht
überdurchschnittlichen Rückgang von -1,4%, jenes in der Steiermark von -1,2% im Jahr 2009 (Österreichschnitt:
-1,1%).
Überdurchschnittlicher Rückgang der Erwerbstätigkeit in Kärnten
Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise waren 2009 in Kärnten am deutlichsten spürbar. Der
Rückgang beim nominellen BRP betrug -4,7%. Trotz allem konnte es bezogen auf das BRP pro Kopf (27.400 Euro)
seinen 7. Platz vor Niederösterreich und Burgenland halten. Die Bereiche "Herstellung von Waren",
die "Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen", der "Bau" und die "Erbringung
von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen" wiesen die markantesten Rückgänge in der Bruttowertschöpfung
(BWS) auf. Dies zeigte sich vor allem in Unterkärnten mit -7,1% (hier beträgt der Anteil des produzierenden
Bereiches an der BWS 41%), aber auch in Klagenfurt-Villach (-4,6%). Hier konnte der Rückgang jedoch durch
die positive Entwicklung einzelner Dienstleistungsbranchen etwas abgefangen werden. Von der negativen Entwicklung
der Baukonjunktur war vor allem Oberkärnten massiv betroffen. Ähnliche Tendenzen zeigten sich auch bei
der Erwerbstätigkeit, hier musste 2009 in Kärnten ein Rückgang von -2,0% verkraftet werden (im Vergleich
dazu Österreich: -0,9%) oder – in absoluten Zahlen ausgedrückt – 5.200 Beschäftigungsverhältnissen,
davon 2.000 allein in Unterkärnten. Relativ robust erwies sich Kärnten 2009 beim verfügbaren Einkommen,
es verzeichnete hier nur einen Rückgang von -1,0%. |