Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft bis 2016
Wien (wifo) - Das Wirtschaftswachstum wird in Österreich in den nächsten fünf Jahren
weitgehend durch den dynamischen Außenhandel bestimmt sein. Während der private Konsum stetig wächst,
dämpfen die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand den öffentlichen Konsum. Positive Exporterwartungen
begünstigen die Ausrüstungsinvestitionen, aber auch die Bauinvestitionen werden sich besser entwickeln
als zuletzt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt trotz steigender Beschäftigung angespannt, weil zugleich
das Arbeitskräfteangebot ausgeweitet wird. Die Inflationsrate wird knapp über dem Referenzwert der EZB
von knapp 2% liegen.
Im Prognosezeitraum 2012/2016 wird die Dynamik schwächer ausfallen als zuletzt. Durchschnittlich dürfte
das BIP jährlich real um 1,6% zunehmen. Damit expandiert die österreichische Wirtschaft deutlich langsamer
als im Durchschnitt der zehn Jahre vor der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Die Konjunkturabschwächung zeichnete
sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2011 ab und wird sich 2012 fortsetzen. Erst ab 2014 dürfte sich
die Expansion wieder beschleunigen und die Outputlücke langsam geschlossen werden. Der Trend- Output der österreichischen
Wirtschaft wird zwischen 2011 und 2016 mit +1,6% um ½ Prozentpunkt schwächer wachsen als in den fünf
Jahren vor der Finanzmarktkrise.
Im Durchschnitt 2012/2016 wird die Ausfuhr jährlich um 5,5% expandieren. Die Importe nach Österreich
steigen jährlich um 5,1%. Weiterhin wird die österreichische Wirtschaft von der günstigen Entwicklung
des internationalen Handels profitieren. Der Außenbeitrag als Saldo zwischen Exporten und Importen wird positiv
bleiben, nimmt aber langsamer zu als in den vergangenen fünf Jahren. Die Ausrüstungsinvestitionen reagieren
üblicherweise am stärksten auf die Konjunkturaussichten. Ihr Wachstum beschleunigt sich erst ab 2014
merklich und erreicht 2012/2016 durchschnittlich 3,3%. Die Zunahme der Bauinvestitionen bleibt hingegen verhalten.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte expandieren im Prognosezeitraum nur wenig. Zugleich steigt die Sparquote
wieder merklich und nähert sich ihrem langfristigen Durchschnitt.
Der Verbraucherpreisindex wird sich im Durchschnitt der Jahre 2012/2016 jährlich um 2,1% erhöhen. Somit
bleibt der Inflationsdruck im gesamten Prognosezeitraum gering. Die Entwicklung der Lohnstückkosten, üblicherweise
der am stärksten im Inland determinierte Faktor für den Preisauftrieb, wird verhalten sein. Hingegen
steigen die Importpreise aufgrund der Ener- gieverteuerung merklich und heben verstärkt durch die Abwertung
des Euro die heimische Inflationsrate.
Trotz des verhaltenen Konjunkturaufschwunges wird die Beschäftigung ausgeweitet. Gleichzeitig wächst
jedoch das Arbeitskräfteangebot merklich, da die Erwerbsbeteiligung wegen der Steigerung der Arbeitskräftenachfrage
und einer Verringerung der Zahl vorzeitiger Alterspensionen zunimmt. Teilweise durch Legalisierung und zum anderen
Teil durch vermehrten Zustrom erhöht sich darüber hinaus die Zahl ausländischer Arbeitskräfte
deutlich in erster Linie aufgrund der Öffnung des Arbeitsmarktes für Personen aus Bulgarien und Rumänien.
Die Arbeitslosenquote wird daher mit 7,3% im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 merklich höher sein als
zuvor.
Die laufenden Staatseinnahmen erhöhen sich im Zeitraum 2011/2016 um 3,3% p. a.; dies entspricht dem Durchschnitt
der Jahre 2006 bis 2011. Hingegen wird sich das Wachstum der laufenden Ausgaben gegenüber 2006/2011 (+4,0%
p. a.) auf +2,8% p. a. (2011/2016) verlangsamen. Das gesamtstaatliche Defizit wird 2013 erstmals seit 2008 wieder
unter 3% des BIP liegen und in den Folgejahren bis auf 1,9% (2016) sinken. Die Staatsausgabenquote sinkt dadurch
bis 2016 wieder unter 50% des BIP. |