Bildung  

erstellt am
20. 01. 12

Schmied: Modulare Oberstufe führt zu mehr Eigenverantwortung
Auch Lehrerinnen und Lehrer bekommen eine neue Rolle
Wien (sk) - Im Nationalrat wurde am 19.01. das Gesetz zur modularen Oberstufe beschlossen. An 40 Schulstandorten wird das Modell der modularen Oberstufe in unterschiedlichen Varianten bereits jetzt erprobt. Dabei zeige sich, dass durch das Frühwarnsystem viel früher auf einzelne Schwächen und Stärken eingegangen werden kann, erklärte Bildungsministerin Claudia Schmied. "Was mir besonders gut gefällt ist, dass mehr Eigenverantwortung gelebt wird und dass die Schülerinnen und Schüler selbstbewusster werden. Das ändert auch das Schulklima", so die Ministerin. Auch die Lehrerinnen und Lehrer würden eine neue Rolle bekommen, nämlich als Lernbegleiter und Coaches die Verantwortung für den Erfolg mit zu übernehmen.

Wichtig in der Umsetzung sei, dass die Schulstandorte gut auf die Umstellung hin zur modularen Oberstufe vorbereitet werden. Daher sei es eine gute Entscheidung gewesen, den Schulen dafür bis 2017 Zeit zu geben, sagte die Bildungsministerin. Entscheidend sei, dass mehr Lehrerinnen und Lehrer und mehr Ressourcen eingesetzt werden. "Wenn ich zusätzliches Coaching haben will, braucht es mehr Leistung. Mehr Leistung braucht auch entsprechende finanzielle Abgeltung", so Schmied.

 

Amon: Neue Lehr- und Lernkultur durch modulare Oberstufe
ÖVP-Bildungssprecher: Bildungssystem wird positiv weiterentwickelt
Wien (övp-pk) - Es gibt eine neue Lehr- und Lernkultur. Mit der modularen Oberstufe entwickeln wir das Bildungssystem positiv weiter, sagte ÖVP-Bildungssprecher Abg. Werner Amon MBA am 19.01. anlässlich der Debatte im Nationalrat. Kernmerkmal des Modells ist die semesterweise Beurteilung in Kompetenzmodulen. "Diese semesterweise Gliederung in Kompetenzmodule sorgt für eine kontinuierliche Leistungserbringung der Schülerinnen und Schüler im gesamten Schuljahr. Die neue Oberstufe bringt gleichzeitig eine Verdichtung und Verbesserung der Lernatmosphäre durch die Einteilung in Kompetenzmodule", hob der ÖVP-Abgeordnete hervor. Zudem gebe es eine verbesserte Vorbereitung auf eine universitäre Ausbildung. Die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler soll verbessert und der Unterricht individualisiert werden.

Die neue Oberstufe bringe sowohl für die Schüler und Schülerinnen als auch für die Lehrer und Lehrerinnen zahlreiche Vorteile, verwies Amon unter anderem auch auf das erweiterte Frühwarnsystem bei punktuellen Leistungsschwächen, die individuelle Lernbegleitung und Fördermaßnahmen sowie auf das Eingehen auf Interessen und Begabungen. Alle positiv erbrachten Leistungen bleiben erhalten, nur negativ Abgeschlossenes muss wiederholt werden. Die Semesterprüfung kann maximal zweimal wiederholt werden. Ein Aufsteigen ist mit höchstens zwei "Nicht Genügend", während der Oberstufe auch einmal mit drei "Nicht Genügend" mit Beschluss der Klassenkonferenz möglich. Die Schülerin oder der Schüler kann dadurch im Klassenverband bleiben.

Um zur Matura antreten zu können, muss allerdings jedes Modul positiv absolviert worden sein, betonte der ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. Niemanden würde etwas geschenkt. Dem Leistungsgedanken werde Rechnung getragen, das System sei sogar leistungsorientierter als heute. Einzelne Unterrichtsgegenstände können auch vorgezogen werden, und damit wird auch ein früherer Antritt zur Reife- bzw. Reife- und Diplomprüfung im jeweiligen Fach ermöglicht.

Ab dem Schuljahr 2013/14 erfolgt das schrittweise Umstellen durch Schulversuche. Die Schulen beantragen diese dabei selbst, das Unterrichtsministerium genehmigt diese nach Prüfung der Erfüllung qualitativer Kriterien und im Rahmen eines vorgegebenen Mengengerüsts. Innerhalb von fünf Jahren sollen jährlich rund 160 Schulen umgestellt werden. Ab 1. September 2017 soll dann das Modell der neuen Oberstufe für alle Schulen gelten. Im Vollausbau werden 185.000 Schülerinnen und Schüler von der neuen Oberstufe profitieren. Die neue Oberstufe gilt für alle drei- bis fünfjährigen mittleren und höheren Schulen ab der zehnten Schulstufe.

 

 Walser: Zahlenschwindel aus dem Unterrichtsministerium
Wien (grüne) - "Derzeit gibt es etwa 120.000 LehrerInnen, das wird auch 2018 nicht anders sein", stellt der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, klar. Die von Claudia Schmied angekündigten zusätzlichen 10.000 LehrerInnen seien ein mathematischer Trick. So werden beispielsweise Anstellungen der letzten vier Jahre mitgerechnet. In den angekündigten neuen Dienstposten sind etwa jene LehrerInnen enthaltet, die bereits seit der Einführung des Schulversuches Neue Mittelschule für den dortigen Förderunterricht angestellt wurden. Angesichts der notwendigen Einsparungen im Budget 2013 warnt Walser vor zu großen Hoffnungen: "Finanzministerin Fekter kann die Anstellung neuer Lehrkräfte bei der Umstellung aller Hauptschulen auf Neue Mittelschulen blockieren."

"Nachhaltig sind solche Vereinbarungen nicht"
"Einen weiteren Zahlentrick wendet Schmied bei der Sprachförderung an", kritisiert Walser. Dabei handelt es sich nämlich um sprachliche Frühförderung im Kindergarten, die eigentlich weggefallen wäre und die nun vom Integrationsstaatssekretariat und den Ländern übernommen werden soll. Bund und Länder haben sich zudem nur auf eine zeitlich befristete Kofinanzierung geeinigt. "Nachhaltig sind solche Vereinbarungen nicht und mit LehrerInnendienstposten hat das gar nichts zu tun", zweifelt Walser.

Nicht zuletzt wird inzwischen der Rückgang bei den Schülerzahlen in Pflichtschulen budgetwirksam. "Die dadurch entfallenen Dienstposten finden nur dank Klassenschülerzahlen- senkung noch eine Anstellung", klärt Walser auf. Handlungsbedarf sieht Walser in einem anderen Bereich: Tatsächlich zusätzlicher Personalbedarf besteht bei den Pädagogischen Hochschulen. "Für die Ausbildung neuer LehrerInnen, die nach der anstehenden Pensionierungswelle dringend benötigt werden, gibt es aus dem Unterrichtsministerium allerdings kein Budget", so Walser abschließend.
     

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