Schwedischer Verteidigungsminister zu Besuch in Wien – Schwedens Erfahrungen mit Profi-Heer "sehr
gut"
Wien (sk) - Verteidigungsminister Norbert Darabos empfing am 20.01. seien schwedischen Amtskollegen Sten
Tolgfors in Wien. Thema des Treffens waren Möglichkeiten zur verstärkten militärischen Zusammenarbeit
in Europa und zwischen Österreich und Schweden im Besonderen. "Bilaterale Zusammenarbeit und Kooperation
auf europäischer Ebene sind ein absolutes Muss, um künftigen Herausforderungen begegnen zu können",
betonte Darabos. Daneben standen die Erfahrungen Schwedens mit dem Profi-Heer zur Debatte. "Schweden hat mit
dem Ende der Wehrpflicht und der Umstellung auf ein Profi-Heer einen Schritt gesetzt, den ich auch für das
Österreichische Bundesheer anstrebe", sagte Darabos nach dem Treffen im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz.
In Schweden seien die Erfahrungen mit dem Profi-Heer "sehr gut", berichtete der schwedische Verteidigungsminister.
Seitdem das Land 2010 sein Heer umgestellt habe, sei dieses wesentlich effizienter, mobiler, flexibler und vielfältiger,
berichtete Tolgfors. "Früher sind 70 Prozent der Leute, die bei uns die Basisausbildung gemacht haben,
sofort nach dem Grundwehrdienst wieder gegangen. Heute treten 90 Prozent danach in den Militärdienst ein",
sagte Tolgfors und betonte, dass das neue System somit "ökonomisch sinnvoller sei". Auch der Frauenanteil
ist stark gestiegen, er beträgt mittlerweile 18 Prozent. Probleme bei der Rekrutierung kenne man in Schweden
nicht, berichtete der Minister. "Wir haben rund 32.000 Bewerber auf 3.500 Stellen – die meisten davon hoch
qualifiziert."
Solche Erfolge seien auch in Österreich möglich, sind sich die beiden Verteidigungsminister einig. Die
schwedischen Erfahrungen sollen jedenfalls auch den österreichischen Reform-Plänen zu Gute kommen. In
den nächsten Wochen werden sich Experten beider Armeen zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch treffen, die Ergebnisse
sollen in die Umsetzung der Pilotprojekte einfließen, informierte Darabos. Der Verteidigungsminister kündigte
an, seine Pläne zur Umsetzung der Pilotprojekte am Montag in einer Pressekonferenz vorzustellen.
In Sachen Sicherheitspolitik arbeite man seit Jahren erfolgreich zusammen, etwa bei der Ausbildung von Hubschrauberpiloten
oder beim Thema Krisenmanagement, erläuterte Darabos. Solche Kooperationen sollen künftig nach dem Prinzip
"Pooling & Sharing" noch weiter ausgebaut werden. "Angesichts der angespannten Militärbudgets
in ganz Europa müssen neue Wege der Zusammenarbeit ausgelotet werden", betonte Darabos. Derzeit würden
verschiedene mögliche Kooperationsfelder beurteilt, etwa im Bereich ABC-Abwehr, Ausbildung oder Forschung
und Entwicklung. |