Illmer: Politik hat die Verpflichtung, sich mit den Anliegen der Schülerinnen
und Schüler auseinanderzusetzen
Salzburg (lk) - "Diese Veranstaltung ist der beste Beweis, dass Jugendliche selber ihre Interessen
vertreten können und an Entscheidungen, die sie betreffen, teilhaben können. Es war daher für mich
ein wichtiger Schritt, dass der Landtag die Beschlüsse des Schülerinnen- und Schülerparlaments im
Petitionsausschuss in Verhandlung nimmt." Dies betonte Landtagspräsident Simon Illmer am 19.01. im Vorfeld
des Podiumsgesprächs zum 1. Salzburger Schülerinnen- und Schülerparlament, für das der Salzburger
Landtag die Räumlichkeiten im Chiemseehof zur Verfügung gestellt hatte. "Die Landespolitik hat die
Verpflichtung, sich mit den Ideen und Anliegen der Salzburger Jugend auseinanderzusetzen und Antworten zu geben",
betonte der Landtagspräsident.
Das Schüler/innenparlament findet seit 2007 zwei Mal pro Schuljahr im Landtag statt und wird von der Landesschülervertretung,
dem demokratisch gewählten Gremium der Salzburger Schülerinnen und Schüler an den Allgemeinbildenden
höheren Schulen (AHS) Oberstufen, den Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) und den Berufsschulen,
veranstaltet. Sitz und Stimme haben die Schulsprecherinnen und Schulsprecher der genannten Schultypen.
"Ein langjähriges Anliegen des Schülerinnen- und Schülerparlaments, nämlich die Verbesserungen
in der politischen Bildung haben wir im Landtag bereits in Angriff genommen. Zur Zeit entsteht als Maturaprojekt
an der HAK I in Salzburg ein neuer Internet-Auftritt des Landtags speziell für Jugendliche. Außerdem
erarbeitet die Pädagogische Hochschule derzeit einen Unterrichtsleitfaden zum Thema Landespolitik für
alle Schultypen ab der dritten Klasse Volksschule", beschrieb Illmer die Initiativen des Landtags.
Das knapp einstündige Podiumsgespräch mit den Landtagsabgeordneten Mag. Anja Hagenauer (SPÖ) und
Waltraud Ebner (ÖVP) – die Grünen und Freiheitlichen ließen sich entschuldigen – fand in der Pause
des Schülerinnen- und Schülerparlaments statt. Dabei diskutierten die Schülerinnen und Schüler
mit den Vertreterinnen von SPÖ und ÖVP über das Thema "Bildungsjahr 2012: Was erwartet uns?"
LAbg. Hagenauer und LAbg. Ebner bedankten sich für das große Engagement der Salzburger Schülerinnen-
und Schülervertretung und für das hohe Niveau der Diskussionen. Dies sei der beste Beweis für das
große Potenzial, das bei den Salzburger Jugendlichen vorhanden sei. Ein zentrales Thema, das die Schülerinnen-
und Schülervertretung immer wieder in die Diskussion einbrachten, war das Thema Zentralmatura. LAbg. Hagenauer
sprach sich für die Zentralmatura aus und sieht diese als Chance, die Objektivität im Bildungssystem
zu fördern. LAbg. Ebner hingegen sieht diese als Hemmschuh der Individualität und sprach sich gegen die
Gesamtschule aus. Vielmehr solle das System Neue Mittelschule ausgebaut werden, die Schulen auf ihre Durchlässigkeit
überprüft werden, und das Modulsystem in der Matura sollte verstärkt diskutiert werden.
Bei der Frage nach der Förderung der Mehrsprachigkeit im Bildungsbereich waren sich die beiden Abgeordneten
einig: Mehrsprachigkeit biete große Chancen, nicht nur für jede/n Einzelnen sondern auch für die
Wirtschaft, die verstärkt auf gut ausgebildete mehrsprachige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen
würde. Das Potenzial an einer großen Vielfalt von Sprachen, das gerade in Österreich vorhanden
sei, werde allerdings noch zuwenig genützt.
Schulsprecherin Viktoria Wimmer vom Gymnasium und ART-ORG St. Ursula stellte unter anderem die Frage, warum das
Fach politische Bildung nicht in allen Schulen Pflicht sei. Die Landtagsabgeordneten wiesen darauf hin, dass diesbezüglich
– nicht zuletzt auf Initiative des Salzburger Schüler/innenparlaments – von der Landesregierung ein Antrag
an den Bund eingebracht worden sei und die Regierungsparteien diese Forderung der Schülerinnen und Schüler
unterstützen. In allen Salzburger Berufschulen, für diese ist das Land zuständig, gehöre politische
Bildung bereits zum fixen Bestandteil des Lehrplanes.
In den Anträgen des Schülerinnen- und Schülerparlamentes geht es unter anderem um Erste-Hilfe-Kurse
für Lehrpersonen, Informations-Kampagne für Rechte von Schülerinnen und Schülern, gesetzliche
Verankerung der Wahlen von Unterstufensprecher/innen, Praktika für Schüler/innen von Allgemein bildenden
Höheren Schulen, Verschiebung der Zentralmatura, Fehlstundenregelung, Förderung für gesunde und
günstige Buffets, bessere Förderungen und Beihilfen, Ausbau und gesetzliche Verankerung der Salzburger
Schulpartnerschaft, Freifach für Rhetorik und Selfmarketing, interkulturelle Schulwettbewerbe, gesetzliche
Verankerung von Schülerinnen- und Schülervollversammlungen, moderne Berufsschule, politische Bildung
als Unterrichtsfach, Antirassismus-Beauftragte an Schulen, gesetzlich verankerte Gelder für die Schülerinnen-
und Schülervertretung, längere Ordinationszeiten für Schulärztinnen und -ärzte sowie die
Wiedereinführung des Kündigungsschutzes für Lehrlinge.
Das Schülerparlament findet in Kooperation mit dem Landtag und Landtagspräsident Illmer statt. Es handelt
sich dabei um das höchste Gremium der Salzburger Schüler/innenvertretung. Im Schüler/innenparlament
wird über bildungspolitische Anträge, die zuvor bei der Landesschüler/innenvertretung (LSV) eingereicht
werden konnten, diskutiert und anschließend darüber abgestimmt. Am heutigen Schülerinnen- und Schülerparlament
nahmen rund 70 Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Bundesland Salzburg teil.
Die LSV ist die gesetzlich gewählte Interessenvertretung aller Schülerinnen und Schüler im Land
Salzburg. Sie wird jährlich gewählt und vertritt mehr als 80.000 Schülerinnen und Schüler gegenüber
der Landesregierung, dem Landtag und sonstigen Vertreterinnen und Vertretern auf Landesebene. |