LH Durnwalder bei Vizekanzler Spindelegger: Sparpaket, BBT, Doppelpass
Wien/Bozen (lpa) - In Sachen Autonomie noch nicht Alarm schlagen, dafür aber detailliert informieren:
Dies war die Absicht von Landeshauptmann Luis Durnwalder, der am 18.01. in Wien von Bundespräsident Heinz
Fischer empfangen worden ist. "Bevor wir Österreich um Unterstützung bitten, wollen wir in jedem
Fall versuchen, Ministerpräsident Monti von der Bedeutung der Autonomie zu überzeugen", so Durnwalder.
Nach seinem Treffen mit Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger sowie einem Vortrag zur Südtirol-Autonomie
vor der von Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel geleiteten Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik
und die Vereinten Nationen war Landeshauptmann Durnwalder heute Nachmittag in der Hofburg zu Gast bei Bundespräsident
Fischer. Die Themen des rund einstündigen Gesprächs waren die selben, wie jene beim Treffen mit Spindelegger,
allen voran die Pläne der Regierung Monti zu Sparen und Liberalisierung sowie der Ausbau der Eisenbahnachse
über den Brenner.
Was ersteres Thema betrifft, hat der Landeshauptmann das Treffen in erster Linie genutzt, um den Bundespräsidenten
über die Auswirkungen zu informieren, die die Haushaltssanierung der Regierung Monti auf Südtirol haben
werden. "Es ging in keinster Weise darum, wegen eines Angriffs auf die Autonomie Alarm zu schlagen",
so Durnwalder. Vielmehr habe er den Präsidenten darüber informiert, in welchen Bereichen Gefahren lauerten
und wie man diese zu beseitigen gedenke. "Es geht in erster Linie darum, dass wir Ministerpräsident Monti
von der - auch verfassungsrechtlichen - Bedeutung unserer Autonomie überzeugen", so der Landeshauptmann.
Diese Aufgabe werde zunächst die Südtiroler Politik zu übernehmen haben. Erst im Falle eines Scheiterns
in den Verhandlungen mit Monti wolle man sich an Wien wenden. "Für diesen Fall hat uns der Bundespräsident
seine Unterstützung zugesagt", so Durnwalder heute nach dem Treffen mit Fischer.
Zweites Thema war der Ausbau der Eisenbahnachse über den Brenner, deren technische Umsetzung (samt Möglichkeiten
zu Einsparungen) von österreichischer Seite geprüft werden soll. "Ich habe den Bundespräsidenten
noch einmal über die Position der Südtiroler Landesregierung informiert, die nach wie vor davon überzeugt
ist, dass es zum BBT keine Alternative gibt", so der Landeshauptmann, der eine technische Überprüfung
durchaus verstehen kann, aber gleichzeitig darauf drängt, dass die Arbeiten nicht unterbrochen werden. Der
Bundespräsident habe ihm gegenüber indes betont, dass er nicht die Bundesregierung ersetzen könne,
dass er aber dafür sei, dass internationale Vereinbarungen und Verpflichtungen eingehalten würden.
LH Durnwalder bei Vizekanzler Spindelegger: Sparpaket, BBT, Doppelpass
Die Folgen von Sparpaket und Liberalisierungen für Südtirols Autonomie hat Landeshauptmann Luis
Durnwalder mit Vizekanzler Michael Spindelegger diskutiert. Die Marschroute: Südtirol wird selbst mit Rom
verhandeln, sollten danach aber noch Autonomie-Bestimmungen verletzt werden, hoffe man auf Unterstützung von
Seiten Österreichs. Beraten wurde heute zudem über BBT und Doppelpass.
Zuallererst ging es beim heutigen Treffen Durnwalders mit dem österrreichischen Vizekanzler und Außenminister
um die allgemeine wirtschaftliche und politische Situation in Rom. "Ich habe den Vizekanzler über die
Auswirkungen des Sparpakets auf Südtirol informiert und ihm versichert, dass wir in jedem Fall selbst über
unseren Beitrag zur Sanierung des Staatshaushalts mit Rom verhandeln werden", so der Landeshauptmann, der
allerdings betont: "Worauf die Landesregierung aber besteht, ist, dass es solche Verhandlungen überhaupt
gibt."
Die selbe Ausgangslage gebe es auch bei den Auswirkungen der weitreichenden Liberalisierungen, die die Regierung
Monti ins Auge gefasst hat. "Da reden wir über Bereiche, in denen ganz klar unsere Autonomiebestimmungen
verletzt worden sind", so Durnwalder. Auch hier gelte es demnach, zunächst das direkte Gespräch
mit Ministerpräsident Mario Monti zu suchen, um diese Brüche von Statut, Paketregelungen und Mailänder
Abkommen aus der Welt zu schaffen. "Sollten auch nach den Verhandlungen mit Rom aber Bereiche übrig bleiben,
in denen der Staat grundlegende Autonomiebestimmungen verletzt, so habe ich heute um die entsprechende Unterstützung
Wiens ersucht", so der Landeshauptmann, der heute von Vizekanzler Spindelegger darüber informiert worden
ist, dass dieser schon bald zu Besuch in Rom sei. "Bei diesem Besuch wird auch die Südtiroler Autonomie
ein Thema sein", so Durnwalder.
Zweites großes Thema, das der Landeshauptmann heute mit dem österreichischen Vizekanzler besprochen
hat, war jenes des Ausbaus der Eisenbahnachse über den Brenner. "Ich habe Spindelegger gegenüber
betont, wie wichtig es ist, dass die Arbeiten zum Ausbau der Bahntrasse nicht ins Stocken geraten", so Durnwalder
heute nach dem Treffen in Wien. Der Ausbau der Brennerachse und der Bau des Brennerbasistunnels (BBT) sei schließlich
nicht nur eine Angelegenheit, die Italien und Österreich allein betreffe, sondern eine Frage europäischen
Rangs. "Das hat die EU auch schon konkret durch die Bereitstellung umfangreicher Geldmittel unterstrichen",
so der Landeshauptmann, der hofft, dass diese Zusagen nicht durch Rückzieher einzelner Staaten in Gefahr geraten.
Spindelegger habe ihm indes versichert, dass Österreich zu seinen Verpflichtungen beim Ausbau der Brennerachse
stehe, was der Vizekanzler auch beim Treffen mit Ministerpräsident Monti bestätigen werde. Österreich
prüfe allerdings, ob bei diesem Bauvorhaben Einsparungen erreicht werden könnten.
Zur Sprache kam heute schließlich auch die Frage nach einer eventuellen doppelten Staatsbürgerschaft
für die Südtiroler. "Ich wollte beim Außenminister in Erfahrung bringen, inwieweit es auf
die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft Antworten gebe, nachdem ich weiß, dass Österreich die
Angelegenheit eingehend prüft", so Durnwalder. Spindelegger habe ihm erklärt, dass er das Thema
sowohl im Lichte der österreichischen Regelungen, als auch in jenem internationaler Konventionen prüfen
lasse, dass ein Ergebnis dieser Überprüfungen aber noch ausstehe. |