Das Landestheater schillert   

erstellt am
18. 01. 12

Premiere von "Kabale und Liebe" (Friedrich Schiller) am 19.01.2012 um 19.30 Uhr im Grossen Haus.
Bregenz (landestheater) - Kabale und Liebe, Schillers bürgerliches Trauerspiel, verhandelt Fürstenwillkür und Standesdünkel, vor allem aber untersucht es die Tyrannei der absoluten Liebe. Das Drama, das er 1782/83 schrieb, ist geprägt durch die negativen Erfahrungen, die er selbst mit dem absolutistischen Kleinstaaten-Feudalismus machen musste. Das erste soziale Drama der deutschen Literatur nimmt das Modell der populären Gattung des Trauerspiels auf, es verhandelt die Standeskluft zwischen Bürgertum und Adel, die Schiller durch seine Liebe zu Lotte von Wolzogen schmerzlich empfinden musste. Aus dem intimen, auf familiäre Verhältnisse bezogenen Stoff schlägt Schiller politische Sprengkraft, die Beleuchtung unterschiedlicher Gesellschaftsfelder und Machtverhältnisse erhellt auch den ungezügelten Despotismus der Zeit. Dabei ist das Drama durchaus auf aktuelle, theatralische Wirkung hin konzipiert. Wie schon der Erstling ‚Die Räuber' ist das Stück getragen von einem rebellischen, zeitkritischen Impuls, der scharfen Anklage gegen das feudalistische Herrschaftssystem, das hier die ‚natürliche' Zuneigung eines Liebespaares hintertreibt: Ferdinand, der Sohn eines einflussreichen Adeligen am Fürstenhof liebt Luise, die Tochter des Musikers Miller. Beide Familien aber lehnen eine Ehe über Standesgrenzen ab, auch Luise selbst zweifelt an der Erfüllung dieser unmöglichen Liebe. Als sie die gemeinsame Flucht verweigert, wird der enthusiastische Ferdinand unsicher.

Luises Konflikt dagegen ist eine doppelte Herzensbindung, sie ist mit der Gefühlswelt der Liebe gleichermaßen wie mit der Ordnung der Väterwelt und ihrem tradierten religiösen Weltbild verknüpft, durch diese zweifache Orientierung bleibt sie zurückhaltend gegenüber emanzipatorischen Wunschbildern und befreienden Visionen.

Kabale und Liebe läßt ein grausames Experiment der Liebe zur Darstellung kommen. Das Trauerspiel zeigt den gescheiterten Versuch zweier Menschen, die Neigung ihrer Herzen gegen eine gesellschaftliche Realität zu behaupten, die keine Möglichkeit auf Erfüllung bietet. Luise bleibt ihren Wertmaßstäben verhaftet, Ferdinand zieht im Namen des Naturrechts enthusiastisch gegen die verfestigten Konventionen der Ständetrennung zu Felde, und erweist sich doch andererseits als Verblendeter, der leicht zu täuschen ist. In Schillers Anatomie einer Leidenschaft wird die Liebe seziert: sind es nur die äußeren Widerstände, die sie unerfüllt lassen oder ist die Liebe durch sich selbst, durch ihren Absolutheitsanspruch zum Scheitern verurteilt? Das Drama durchleuchtet die Risiken individueller Selbstbestimmungsansprüche: Freiheit und Hybris sind auf das Engste verknüpft, ihr dialektischer Umschlag ist Symptom und Analyse einer unbefriedigten Aufklärung. Für das Vorarlberger Landestheater richtet Katja Lehmanns Inszenierung im illuminierenden Bühnenbild von Thomas Wörgötter den Focus auf das Gefüge der Macht, in das die Maschinen des Körpers und der Gesellschaft eingespannt sind.

Regie Katja Lehmann
Bühnenbild, Kostüm Thomas Wörgötter
Dramaturgie Dorothée Bauerle-Willert
Musik Ludwig Berger

Premiere am 19.01.2012 um 19.30 Uhr im Grossen Haus
Weitere Vorstellungen am: 21.1., 27.1., 29.1., 6.3., 8.3., 21.3.2012
     
Informationen: http://www.landestheater.org    
     
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