Die besten Abfälle sind die, die gar nicht entstehen
Wien (rk) - Eine internationale Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bietet eine gute Basis und
beste Argumentation für die Verbesserung und Weiterentwicklung der Getränke- Verpackungssysteme. Die
klassische Mehrwegflasche ist Einweg- Getränkeverpackungen nicht nur ökologisch, sondern unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten
auch ökonomisch und sozial deutlich überlegen. Die Studie wurde von der Deutschen Umwelthilfe bei Pricewaterhouse
Coopers beauftragt und wird erstmals in Österreich vorgestellt.
Die Vermeidung von Abfällen ist der oberste Grundsatz im europäischen und österreichischen Abfallrecht.
Der stark angestiegene Anteil von Einweg-Getränkeverpackungen in Österreich steht jedoch im Widerspruch
zu dieser obersten Priorität der Abfallpolitik.
"Wir treten für nachhaltigen Umweltschutz auch im Bereich des Verbrauchs von Ressourcen ein. Und Einwegplastikflaschen
für Getränke sind eine Vergeudung von Ressourcen. Bis zum nicht mehr diskutierten Beweis des Gegenteils,
gehen wir davon aus, dass die Mehrwegflaschen ökologisch günstiger sind – sie brauchen weniger Ressourcen
und verursachen weniger Abfall", erläutert Bürgermeister Josef Moser, Obmann der ARGE Abfallwirtschaftsverbände.
Mehrweganteil im Sinkflug
Neben den ökologischen Vorteilen entlang des ganzen Lebenszyklus einer Mehrweggetränkeflasche
im Vergleich zu Einweggebinden wie Dosen oder PET-Einwegflaschen, stellen Mehrweggebinde eine echte Abfallvermeidung
dar. Der Anteil der Mehrweggetränkeverpackungen ist jedoch in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen.
Der aktuelle Umsetzungsbericht zur Nachhaltigkeitsagenda der Österreichischen Getränkewirtschaft zeigt
die ungebremste Fortsetzung dieser Entwicklung: Bei Wasser, Bier, Limonade, Fruchtsaft und Milch (exklusive Fass
und Container) ist der Mehrweganteil seit 2007 von 24,2 Prozent in nur drei Jahren auf 18,3 Prozent gesunken. "Vier
von fünf Plastikflaschen landen im Müll. Diese Verschwendung von Rohstoffen und Energie bei gleichzeitigem
Anwachsen der Müllmenge ist anachronistisch und zeigt deutlich, dass das im Abfallwirtschaftsgesetz festgeschriebene
Prinzip der Abfallvermeidung nicht ausreichend umgesetzt wird. Statt freiwillige, wirkungslose Vereinbarungen brauchen
wir tragfähige, gesetzlich festgelegte Mehrwegquoten", stellt Alfred Brezansky für die Österreichischen
Umweltanwaltschaften fest.
Mehrwegflaschen sind kosteneffizienter und ökologisch vorteilhafter
Mehrwegflaschen sind kosteneffizienter und ökologisch vorteilhafter als Einweggetränkeverpackungen,
so die Ergebnisse der Pricewaterhouse Coopers (PwC) in einem umfassenden Nachhaltigkeitsvergleich für Verpackungssysteme
zu Sammlung und Recycling von Getränkeverpackungen und Pfandsysteme. Eine Lenkungsabgabe könnte die ökologisch
vorteilhaften Verpackungen stärken. "Das Mehrwegsystem ist dem Einwegsystem mit Pfanderhebung in allen
drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologische, ökonomische und soziale Wirkungskategorien) überlegen.
Ein umfassender Nachhaltigkeitsvergleich der Verpackungssysteme, der über die bisherigen rein ökologischen
("Ökobilanzen") oder ökonomischen Betrachtungen hinausgehe, sei angesichts der wachsenden Notwendigkeit
einer effizienten Ressourcennutzung und Abfallvermeidung überfällig gewesen", erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer
Jürgen Resch.
Freiwillige Vereinbarungen gescheitert
Die österreichische Politik hat im vergangenen Jahrzehnt aber ausschließlich auf freiwillige
Maßnahmen der Getränkewirtschaft zur Sicherung des Mehrweganteils gesetzt. Dass diese freiwilligen Vereinbarungen
in Hinblick auf Mehrweg gescheitert sind und keine Wirkung zeigen, sieht man besonders deutlich am Beispiel Mineralwasser,
bei dem der Mehrweganteil seit 2000 von 64,6 Prozent auf 16,3 Prozent abgestürzt ist. Auch das aktuelle Sozialpartnerabkommen
wird daran nichts ändern - es fehlen verbindliche - sanktionierbare Ziele, um die Wahlfreiheit der KonsumentInnen
im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel wiederherzustellen. "Ziel des vorgeschlagenen Ökobonusmodells
ist es, unter Einsatz eines effektiven ökonomischen Instrumentes, den Anteil der Mehrwegverpackungen von Getränken
sofort wieder auf 30 Prozent zu erhöhen. Damit könnten KonsumentInnen in Österreich endlich wieder
zwischen Einweg und Mehrweg wählen", meint Univ.-Prof. Gerhard Vogel, Institut für Technologie und
nachhaltiges Produktmanagement, WU Wien.
Verbindliche Maßnahmen zur Rettung von Mehrweg gefordert
Die Forderung der Landesumweltreferentenkonferenz nach "verbindlichen Rahmenbedingungen für den Erhalt
und Ausbau von Mehrwegsystemen (inklusive konkreter und sanktionierbarer Ziele)", die Minister Berlakovich
in seiner damaligen Funktion als Umweltlandesrat des Burgenlandes 2008 mitbeschlossen hat, ist angesichts des weiterhin
dramatischen Rückgangs der Mehrweggebinde dringlicher denn je. "Eine Fortführung der bisherigen
Mehrweg-Politik auf Basis zahnloser freiwilliger Selbstverpflichtungen wäre unverantwortlich. Wir fordern
Minister Berlakovich daher dringend auf, das im Auftrag des Lebensministeriums erarbeitete ÖkoBonus-Modell
oder vergleichbare rechtlich verbindliche Maßnahmen mit konkreten und sanktionierbaren Zielen zur Sicherung
von Mehrweggebinden in Österreich endlich umzusetzen", sagt Christian Pladerer, Vorstand des Österreichischen
Ökologie-Instituts, abschließend. |