Schwerpunkte Bildung und Qualifikation; Weiterbildungstausender Neu
– Bildungskonto "plus"; Wiener Ausbildungsgarantie; neue Beschäftigungschancen für Fachkräfte
Wien (rk) - Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin Renate Brauner stellten
die arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte 2012 vor - dabei geht es vor allem um Bildung und Weiterbildung. Mile
Dimic (Mitte) hat 2011 mit einem Programm des waff seinen Lehrabschluss nachgeholt und ist nun als Berufskraftfahrer
tätig.
"Die Anstrengungen, die die einzigartige, ergänzende städtische Arbeitsmarktpolitik leistet, werden
auch 2012 fortgesetzt, um gegen die Krise, die sich auch am Wiener Arbeitsmarkt zeigt, weiter anzukämpfen",
skizzierte Vizebürgermeisterin Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner am 17.01. im Rahmen des
Mediengesprächs des Bürgermeisters die Schwerpunkte im Bereich der kommunalen Arbeitsmarktpolitik im
Jahr 2012.
Arbeitsmarktpolitik findet auf drei Ebenen statt. "Erstens ist es von zentraler Bedeutung, ein wirtschaftsfreundliches
Klima zu schaffen, damit gesunde Betriebe Arbeitsplätze schaffen können. Das tut die Stadt Wien durch
verschiedene Initiativen, Förderschienen und eine Standortpolitik, die Ansiedelungen begünstigt. Wir
sorgen dafür, dass die Wiener Betriebe wachsen und Arbeitskräfte aufnehmen können", so Brauner.
Eine zweite Ebene ist der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Die Vermittlung arbeitsloser Personen zurück auf
den Arbeitsmarkt ist Kompetenz des Bundes. Deshalb gibt es eine klare Aufgabenteilung zwischen waff und AMS: Aufgabe
des Arbeitsmarktservice ist die Vermittlung arbeitsloser Personen in den Arbeitsmarkt, Aufgabe des waff ist die
Unterstützung der Wiener ArbeitnehmerInnen bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung und damit zur Sicherung
ihres Arbeitsplatzes. "Es freut mich, dass das AMS Wien heuer deutlich mehr Budget für den Kampf gegen
die Arbeitslosigkeit zur Verfügung hat", so Brauner. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden,
um jene Wiener und Wienerinnen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, in Betriebe zu vermitteln.
Kommunale Arbeitsmarktpolitik - Bildung und Qualifikation als Schwerpunkte des waff im Jahr 2012
Auf einer dritten Ebene ist es im Bereich der Arbeitsmarktpolitik entscheidend, dass Menschen fit für
den Arbeitsmarkt gemacht werden. Dies gelingt in einem hohen Ausmaß durch Qualifikation, die entscheidend
ist, wenn es darum geht, einen Arbeitsplatz zu bekommen und abzusichern. "Aus diesem Grund sind Bildung und
Qualifizierung Schwerpunkte der kommunalen Arbeitsmarktpolitik, auf die wir uns besonders konzentrieren",
so Brauner.
Auf Grundlage des Arbeitsprogramms stehen dem waff im Jahr 2012 rund 58 Mio. Euro zur Verfügung. Insgesamt
können damit rund 27.500 Wiener und Wienerinnen, davon 58 Prozent Frauen, unterstützt werden. Bei fast
allen Initiativen und Maßnahmen des waff steht die berufsbezogene Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt.
Neu: Höhere Förderungen für geringqualifizierte und einkommensschwache Berufstätige
Im waff Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung werden zukünftig ArbeitnehmerInnen, die
keine über den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung haben, und ArbeitnehmerInnen mit niedrigen Einkommen
ganz besonders unterstützt. Vor allem das Nachholen von formalen Bildungsabschlüssen – sei es ein Lehrabschluss
oder auch die Berufsreifeprüfung – soll dadurch vorangetrieben werden. Denn bei Bewerbungen ist der formale
Abschluss oft das entscheidende Kriterium für die Anstellung.
ArbeitnehmerInnen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen und einen Lehrabschluss nachholen
wollen, können mit bis zu 3.000 Euro Förderung rechnen. Wer die Berufsreifeprüfung ablegen will,
kann für die notwendigen Vorbereitungskurse bis zu 1.000 Euro Förderung erhalten. Unabhängig von
den bisher erworbenen Formalqualifikationen können Wiener Beschäftigte zukünftig mit bis zu 1.000
Euro gefördert werden, wenn sie weniger als 1.300 Euro netto im Monat verdienen – häufig sind das Teilzeitbeschäftigte
und Frauen. Was ist neu ab 1. Februar 2012:
Bildungskonto plus: Der Weiterbildungs-Tausender des waff für beschäftigte WienerInnen
- Bis zu 1.000 Euro (max. 90 Prozent) für berufsbezogene Weiterbildung für Beschäftigte mit maximal
Pflichtschulabschluss.
- Bis zu 3.000 Euro (max. 90 Prozent), wenn zusätzlich der außerordentliche Lehrabschluss nachgeholt
werden soll.
- Bis zu 1.000 Euro (max. 50 Prozent) für Personen, die nicht mehr als 1.300 Euro netto im Monat verdienen
(wichtig: der Antrag auf Förderung muss in diesem Fall unbedingt vor Kursbeginn gestellt werden).
- Bis zu 1.000 Euro für die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung, Matura oder für Bildungsmaßnahmen
im Rahmen eines Nostrifizierungsverfahrens.
Für alle anderen Wienerinnen und Wiener wird es auch weiterhin das bekannte Bildungskonto des waff geben,
das für alle Beschäftigten und Arbeitslosen –unabhängig von ihrer formalen Ausbildung – eine Förderung
für Weiterbildungen bei vom waff anerkannten Bildungsträgern in der Höhe von 200,– Euro für
Beschäftigte bzw. 300,– Euro für Arbeitslose vorsieht.
Weiterentwicklung der Wiener Ausbildungsgarantie
Ein zentraler Schwerpunkt der Wiener Arbeitsmarktpolitik bleibt auch in Zukunft die Wiener Ausbildungsgarantie
für Jugendliche. Wiener Ausbildungsgarantie heißt: Wenn Jugendliche eine Ausbildung machen wollen, bekommen
sie entweder einen Lehrplatz, eine Qualifizierung oder ein unterstützendes Beratungs- und Begleitungsangebot,
wenn sie nicht wissen, wie es weitergehen soll. "Etwa 4.000 junge Menschen erhalten in überbetrieblichen
Lehrwerkstätten eine gute Ausbildung für ihre persönliche Zukunft und auch eine Absicherung: denn
wer einen Bildungsabschluss vorweisen kann, ist weniger oft von Arbeitslosigkeit betroffen, und damit vor allem
in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besser abgesichert", erläutert Brauner. Die überbetriebliche
Lehrausbildung wird im Umfang und in der
konzeptionellen Ausrichtung laufend an den Ausbildungsbedarf in Wien angepasst. Besonderes Augenmerk liegt darauf,
dass die Lehrlinge noch während der Ausbildung in einen Wirtschaftsbetrieb wechseln.
Eine wichtige Neuerung ist das von Bundesminister Rudolf Hundstorfer angekündigte "Jugendcoaching",
das ab dem Jahr 2012 flächendeckend in ganz Wien vom Bundessozialamt Wien in Kooperation mit allen Wiener
Schulen umgesetzt wird. Die Wiener Pilotprojekte C’mon 14 und m.o.v.e. on waren dafür Vorbild.
Ein weiterer Baustein der Ausbildungsgarantie sind niedrigschwellige Angebote für Jugendliche, die ohne jede
Anbindung an Schule, Lehre oder arbeitsmarktpolitische Unterstützung sind. In enger Kooperation mit der Wiener
außerschulischen Jugendarbeit werden Jugendliche im öffentlichen Raum auf die Angebote von space!lab
aufmerksam gemacht. Dort erproben sie praktische Arbeiten, erhalten sozialarbeiterische Betreuung und haben einen
Perspektivencoach zur Seite, der bei der Entwicklung realistischer und dennoch attraktiver beruflicher Ziele hilft.
Bei space!lab werden die Jugendlichen so weit vorbereitet, dass sie eine Ausbildung beginnen oder eine Beschäftigung
aufnehmen können.
Neue Beschäftigungschancen im Gesundheits- und Pflegebereich
Demografische Veränderung, veränderte Familienstrukturen und zunehmende Professionalisierung
tragen dazu bei, dass im Sektor Gesundheit und Sozialwesen nach wie vor neue Arbeitsplätze in Wien entstehen,
für die es nicht genügend qualifizierte BewerberInnen gibt. Dadurch entstehen Chancen für Wienerinnen
und Wiener, die im Gesundheits- und Pflegebereich arbeiten und eine Ausbildung für konkrete Jobs machen möchten.
Der waff hilft, die Lücke zwischen der Nachfrage der Betriebe und dem Angebot auf dem Wiener Arbeitsmarkt
zu schließen. Er unterstützt die Betriebe bei der Personalsuche und Personalvorauswahl und fördert
die Qualifizierung im Gesundheits- und Pflegebereich. Das Besondere an diesem Angebot ist: Wer das Auswahlverfahren
durchläuft und in die Ausbildung aufgenommen wird, hat bereits einen Job in der Tasche.
Es werden Ausbildungen als HeimhelferInnen, PflegehelferInnen und diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen
angeboten. Insgesamt werden im Jahr 2012 vom waff gemeinsam mit den künftigen ArbeitgeberInnen 1.000 arbeitslose
WienerInnen ausgebildet.
Aktuell werden vom waff BewerberInnen für 45 Heimhilfe-Stellen gesucht. Die Angebote sind online zu finden
unter: http://www.personalfinder.at
Kooperation mit der Wirtschaft
Der waff unterstützt in enger Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien wachsende Wiener Unternehmen
bei der Besetzung der entstehenden zusätzlichen Arbeitsplätze. Im Fokus stehen beispielsweise Handelsunternehmen
und Unternehmen, die teilweise sehr hochspezialisierte Produkte und Dienstleistungen anbieten, etwa im IT-Bereich
oder der Umwelttechnologie.
Der Wiener Arbeitsmarkt im Jahr 2012
Nach den Krisenjahren 2009 und 2010 war das Jahr 2011 durch eine deutlich bessere Konjunktur und einem
damit verbundenen Wachstum des Arbeitskräftepotentials um 2,1 Prozent (rd. 18.000 Personen) gekennzeichnet.
Zuwächse gab es vor allem bei Frauen und BerufseinsteigerInnen. Außerdem führte der Wegfall der
Beschäftigungsbeschränkungen für die "neuen" EU-Mitgliedsstaaten ab Mai zu einem Anstieg
der Beschäftigung von Personen aus diesen Ländern, der aber mittlerweile wieder abflacht. Wien ist weiterhin
ein attraktiver Arbeitsort für ArbeitnehmerInnen aus den umliegenden Bundesländern. Rund 250.000 Personen
pendeln nach Wien.
Aktuell (Dezember 2011) stieg die Beschäftigung in Wien um fast 14.000 Personen auf insgesamt 773.000 Beschäftigte
(rund 50 Prozent davon Frauen). Das ist ein Zuwachs von 1,8 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres.
Gleichzeitig stieg aber auch die Arbeitslosigkeit, weil der Zuwachs des Arbeitskräftepotentials jenes der
Beschäftigung übersteigt. In Wien gab es im Dezember 2011 um 4.300 mehr arbeitslose Personen als im Vorjahr,
das ist ein Zuwachs von 4,8 Prozent.
Dennoch zeigt sich einmal mehr, dass die Entwicklung des Wiener Arbeitsmarktes den konjunkturellen Schwankungen
besser Stand hält, als der Arbeitsmarkt in Regionen, die von exportorientierter Sachgüterproduktion geprägt
sind. Wien konnte vom Aufschwung nach der Krise geringer profitieren, wird aber von der neuerlichen Konjunktureintrübung
weniger betroffen sein.
Es wird zu einem weiteren, allerdings nachlassenden Beschäftigungswachstum kommen. Das Wirtschaftswachstum
wird 2012 noch nicht reichen, um die Arbeitslosigkeit zu senken, sondern es muss mit einem geringen Anstieg der
Arbeitslosigkeit gerechnet werden.
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