Graz (öaw) - Der Laserstation Graz des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften ist es in Kooperation mit dem DLR Stuttgart erstmals in Europa gelungen, die Umlaufbahnen
von mehr als 20 verschiedenen Raketenteilen mit Laser zu vermessen. Die erzielte Genauigkeit beträgt einige
Meter und entspricht damit der Größe dieser Objekte. Die Entfernungen lagen zwischen etwa 500 km und
mehr als 1800 km.
Normalerweise misst die Laserstation Graz am Observatorium Lustbühel mithilfe von schwachen, aber sehr kurzen
Laserpulsen die Entfernung zu Satelliten. Mit 2-3 mm ist die erzielte Genauigkeit extrem hoch. Allerdings funktioniert
dies nur bei Satelliten, die entsprechende Reflektoren besitzen.
Zusätzlich zu solchen „normalen“ Satelliten umkreisen aber auch unzählige Weltraumschrottteile die Erde,
wie z.B. ausgebrannte Raketenstufen, ausgediente Satelliten oder Teile davon. Diese stellen mittlerweile eine große
Gefahr für die Raumfahrt dar. Die Umlaufbahnen von etwa 25.000 solcher Teile (siehe Abbildung) werden daher
mithilfe von Radar bestimmt, was allerdings nur mit Genauigkeiten im km-Bereich möglich ist.
Basierend auf Berechnungen des Instituts für Technische Physik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) Stuttgart ist es der Laserstation Graz nun erstmals in Europa gelungen, auch die Entfernung zu solchen Schrottteilen
zu vermessen, die üblicherweise keine Reflektoren an Bord haben. Dazu stellt das DLR Stuttgart einen ca. 100mal
stärkeren Laser leihweise zur Verfügung. „Hauptziel des Experiments ist der Nachweis der Durchführbarkeit
solcher Messungen zu „nicht-kooperativen“ Objekten“, erläutert IWF-Mitarbeiter Georg Kirchner. Mit den Ergebnissen
können nun die Randbedingungen für weiterführende Experimente definiert werden. Endziel ist die
Entfernungsmessung auch zu sehr kleinen Schrottteilchen (einige cm) durch mehrere Laserstationen. „Wenn die Bahnen
dann entsprechend genau bekannt sind, könnte man durch gezielten Beschuss mit einem sehr starken Laser solche
Teile etwas abbremsen, wodurch sie innerhalb kürzerer Zeit in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen
würden. Nach allen bisherigen Untersuchungen wäre das die einzige Möglichkeit, den Weltraummüll
mit noch vertretbarem finanziellen und technischen Aufwand zu beseitigen.“ |